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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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nicht ein einziges Mal. Zwischendurch ging er zum Herd und zerließ in einem Tiegel langsam ein kleines Stück Gänsefett.
    Das letzte Blatt war im Mörser. Gewissenhaft zerstieß er es. Dann war es fertig. Oder nicht?
    Zweifel beschlichen Quentin. Er hatte alles so gemacht, wie Finja gesagt hatte, da war er sich völlig sicher. Kein Fehler. Aber warum fühlte es sich dann nicht
vollständig
an? Es musste etwas geben, das noch fehlte. Irgendetwas. Aber er wusste nicht, was. Er hatte doch nicht versagt, oder?
     
    Er schloss die Augen und sperrte alle anderen Gedanken, vor allem seine Angst, aus. Konzentrierte sich. Strengte sich wirklich an. Ging jedes kleinste Detail nochmals durch. Stück für Stück, alle vierzehn Kräuter. Alles richtig. Aber es fehlte trotzdem etwas, da war er sich sicher. Quentin wurde immer trauriger. Und wütender.
WAS FEHLT NOCH? WAS HABE ICH VERGESSEN?? WENN ICH ES NICHT SCHAFFE, WIRD FINJA AM FIEBRIGEN HUSTEN STERBEN!!

Magie zu einem hohen Preis – die Suche geht weiter
    Amina saß entspannt auf dem Stuhl in Linneas Hütte, den Tee auf dem kleinen Tisch fast vergessen. Sie hatte den Kopf an die Wand gelehnt und lauschte mit ihrem Geist ins Dorf hinein. Linnea hatte ihr aufgetragen, die Magier im Dorf zu zählen. Sie war nun schon zweimal durch, aber irgendwie fehlten ihr jedes Mal die drei Lehrlinge aus der Tischlerei.
    Sie erweiterte also den Kreis, in dem sie suchte. Verließ ein wenig die Grenzen des Dorfes. Immer noch nicht. Sie traute Linnea durchaus zu, dass sie die drei bewusst aus dem Dorf geschickt hatte, um sie damit auf die Probe zu stellen. Aber sie würde ihr schon sagen, wo die drei sich aufhielten. Solche Aufgaben gefielen ihr – sie hatten schon fast etwas von einem Wettkampf.
    Sie machte den Kreis noch weiter und blendete Filitosa dabei aus, um sich besser konzentrieren zu können. Wo sind die drei?
    Plötzlich liefen ihr statt drei Lehrlingen eine Reihe von Kräutern durch den Kopf. Ein Mörser. Und dann gellte ein klagender Aufschrei durch ihren Geist:
WAS FEHLT NOCH? WAS HABE ICH VERGESSEN?? WENN ICH ES NICHT SCHAFFE, WIRD FINJA AM FIEBRIGEN HUSTEN STERBEN!!
    Amina schlug die Augen auf und rief laut: „LINNEA!!“ Der Schrei, den sie gehört hatte, hallte noch immer in ihren Ohren.
    Linnea stieß die Tür auf und kam herein. Das schelmische Lächeln, das ihre Lippen umspielte, verflog sofort, als sie in Aminas Gesicht sah. „Was ist los, Kind?“
    „Keine Zeit für Erklärungen, sag mir einfach, was man gegen fiebrigen Husten macht. Schnell!“
    „Man muss vierzehn Kräuter in der richtigen Menge und Reihenfolge in einen Mörser geben und zerstoßen.“ Linnea zählte die Kräuter einzeln auf.
    Amina nickte bei jedem Einzelnen und drängte mit ihren Blicken gleichzeitig zur Eile. „Gut. Was dann?“
    „Dann legt man die Hand auf den Mörser und spricht die Zauberformel.“
    „Und die ist ... ? Schnell!“
    „Es sind nur zwei Worte.
Hridæ
lennan
.
Das war's. Warum?“
    Amina brachte sie mit einer Handbewegung zum Verstummen. Sie schloss die Augen und Linnea konnte spüren, wie sie sich konzentrierte.
Was geht hier vor?
, dachte sie sich und setzte sich leise auf einen Stuhl.
Was macht sie da?
     
    Linnea musste nicht lange überlegen. Zuerst ganz leise und dann immer lauter sickerte Aminas Stimme in ihren Kopf:
Die Hand auf den Mörser. Konzentrieren.
Hridæ
lennan
. Die Hand auf den Mörser. Konzentrieren.
Hridæ
lennan
. Die Hand auf den Mörser. Konzentrieren.
Hridæ
lennan
. Die Hand auf den Mörser. Konzentrieren.
Hridæ
lennan
.
     
    #
     
    Amina fluchte innerlich. Sie hätte sofort den Kontakt herstellen und halten sollen. Nun war es zu spät. Sie oder er war verschwunden. Egal. Nun konnte sie nur versuchen, einen Gedanken auszusenden. Das hatte sie noch nie versucht, aber jetzt musste und würde es auf Anhieb klappen. Irgendein Magier wollte jemand anderem helfen und hatte den Spruch vergessen. Es musste gelingen!
    Sie war bis in die letzte Haarspitze konzentriert. Dass dabei ihre Zähne knirschten und ihre Fingernägel sich in die Tischplatte bohrten, bekam sie nicht mit. Jede Faser ihres Körpers bestand nur noch aus einem einzigen Gedanken.
    Die Hand auf den Mörser. Konzentrieren.
Hridæ
lennan
.
    Immer und immer wieder. Immer lauter und in größeren Kreisen.
    Lauter!
    Weiter!
     
    #
     
    Linnea zitterte. Nicht nur, weil der eine, immer wiederkehrende Gedanke in ihrem Kopf mittlerweile unerträglich laut war, sondern auch weil sie Angst um Amina

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