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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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zermürbend. Sie hatte nichts gefunden. Nicht einmal den Hauch einer vergangenen Anwesenheit eines Magiers. Rein gar nichts.
    Enttäuscht kontrollierte sie ihre Habseligkeiten. Es war ihr zur Routine geworden, nachdem sie bereits einmal bei einer kurzen Rast etwas vergessen hatte. Vielleicht war ein Ohrring nicht unersetzbar. Aber dieser spezielle Ohrring war ihr zu ihrer bestandenen Gesellenprüfung geschenkt worden, und sie wollte ihn unbedingt wiederhaben. Also hatte sie einen halben Tag geopfert, um wieder zu dem Rastplatz zurückzulaufen, an dem sie den Ohrring verloren hatte. Beruhigt, dass nichts fehlte, packte sie alles wieder ordentlich zusammen.
    Danach wusch sie sich und machte sich zum Schlafen bereit. Während sie sich hinlegte, dachte sie einmal wieder über den Magier nach, den sie in der Herberge getroffen hatte. Sie drehte die sanft leuchtende Kugel zwischen ihren Fingern. Ein unheimlicher Kerl. Wer war er nur? Zu dumm, dass sie versäumt hatte, ihn nach seinem Namen zu fragen. Bis sie wieder in Filitosa war und Korbinian fragen könnte, würden noch Wochen vergehen. Während sie langsam in den Schlaf hinüberglitt, begleitete sie der Unbekannte noch ein Stück weit in ihre Träume. Die Kugel leuchtete weiter sanft und warf unwirkliche Lichtstreifen zwischen Mearas Fingern hindurch in den Raum.
     
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    Am nächsten Morgen war Meara wieder früh auf den Beinen. Endlich hatte es aufgehört zu regnen!
    Wie jeden Morgen nahm sie sich vor, an diesem Tag erfolgreich zu sein. Nach etwa zwei Stunden Wanderung kam sie in das nächste Dorf. Es war schon um einiges größer als die letzten Häuseransammlungen, durch die sie gekommen war. Hier konnte es doch einmal klappen!
    Sie ging langsam durch alle Straßen und hoffte auf das Gefühl der Anwesenheit, das sich spätestens in unmittelbarer Nähe eines Kindes mit magischen Fähigkeiten einstellen würde.
    Der Ort hatte mehr Straßen, als Meara zuerst angenommen hatte. Sie brauchte etwa zweieinhalb Stunden, um sich einmal zwischen allen Häusern durchzubewegen. Aber erneut spürte sie nichts. Keine Präsenz.
    Im Schatten einer Gruppe Walnussbäume setzte sie sich auf eine Bank und trank einen Schluck Wasser. Dann nahm sie die Karte heraus und suchte nach ihrem nächsten Ziel. Es war nicht weit, man konnte es vielleicht sogar als Vorort zu dem großen Dorf bezeichnen, in dem sie sich gerade aufhielt. Wenn alles klappte, konnte sie bereits vor Einbruch der Nacht noch weiterziehen. Sie schulterte ihren Rucksack, zog die Riemen ein wenig nach und dachte:
Na dann, auf ein Neues!
     
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    Finja saß in der Küche und schaute Quentin beim Abwaschen zu. Sie war immer noch schwach, aber es ging ihr sichtbar besser. Die dunklen Ringe unter den Augen waren fast verschwunden, und auch ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen. Sie dachte immer wieder darüber nach, ob sie einfach nur Glück gehabt hatte oder ob die Kräutersalbe, die Quentin hergestellt hatte, der Grund für die plötzliche Wende in ihrer Krankheit war. War es tatsächlich möglich, dass Quentin so wie ihre Mutter Heilsalben herstellen konnte? Die Anlagen dazu hatte er jedenfalls, das wusste sie.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl. Zum ersten Mal in ihrem Leben als erwachsene Frau machte sich Finja ernsthafte Gedanken über Hexen und Zauberer. Wie viele es wohl geben mochte? Ob sie sich untereinander kannten? Wenn es bei den anderen magischen Menschen so war wie bei ihrer Mutter, dann führten sie sicher alle ein Doppelleben. Irgendwie ein spannender Gedanke. Sie nahm sich vor, ihre Mitmenschen künftig ein wenig genauer zu beobachten.
     
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    Quentin spürte förmlich Finjas Blicke in seinem Nacken, während er das schmutzige Geschirr vom Frühstück abwusch. Er musste keine Gedanken lesen können, um zu wissen, was der Müllerin gerade durch den Kopf ging – schließlich stellte er sich seit gestern bereits die gleichen Fragen. War er es wirklich gewesen? Konnte er zaubern? Wenn das, was er dort hergestellt hatte, eine magische Heilsalbe war ... Bei dem Gedanken lief ihm jetzt noch ein Kribbeln über den Rücken. War es das, was einen Zauberer ausmachte: die Natur zu besiegen?
    Oder war es am Ende doch nur eine glückliche Fügung, die Finja die Krankheit hatte überwinden lassen? Realistisch betrachtet war es doch so: Er war dreizehn Jahre alt. Wie sollte ein Junge in diesem Alter die Natur besiegen können? Aber der Gedanke, eine echte magische Salbe hergestellt zu haben, war einfach zu

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