Der 7. Tag (German Edition)
Wiederaufnahmeverfahren vor Gericht unterstützen.
Lesen Sie im nächsten Cosmos:
Mafia in Deutschland.
Epilog
Die Türen der
Frauenhaftanstalt Lichtenberg schließen sich hinter mir. Ich habe nicht
"„Auf Wiedersehen“ gesagt. Die Meute wartet schon auf mich. Sie sind alle
da.
„Bille, hier, jetzt darfst du
wieder lächeln“, ruft Wolfi von der Presseagentur.
„Bravo Bille, komm‘ zeig‘ uns
dein Lächeln.“ Harald natürlich.
Ich sehe sie von weitem: Gabi
wartet auf mich in ihrem grauen Range Rover. Ich lächele, für die Fotografen.
Sage den Journalisten, ja, ich sei erleichtert, dass man mich in dem
Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen hat.
Gabi fährt vor, hält
die Tür auf und ich springe hinein. Sie sagt kein Wort, gibt Gas.
„Danke“, sage ich.
Wir schweigen. Für unsere
Freundschaft gibt es kein Happy End. Wir wissen es beide.
Es geht einmal quer
durch die Stadt. Ich schaue hinaus, die Sonne scheint. Berlin ist schön, im Frühling.
Endlich in Zehlendorf, endlich zu Hause. Trotzdem werde ich die Villa wohl
verkaufen und nach Hamburg gehen. Berlin hält zu viele Erinnerungen für mich
bereit. Cosmos hat mir ein Angebot gemacht. Ich soll als Kriminalreporterin für
sie arbeiten.
„Danke für den
Brief“, sagt Bille in unser Schweigen.
Der Brief. Ullis so genannter
Abschiedsbrief. Er hat ihn mir ins Gefängnis gebracht. Ich kenne seinen Inhalt
auswendig. Zwei Seiten, handgeschrieben. Auf der ersten Seite hatte er
geschrieben:
Liebe Bille,
immer wieder überlege ich,
warum Du das getan hast. Warum hast Du Dich schuldig bekannt, wo wir gerade
dabei waren, verminderte Schuldfähigkeit für Dich herauszuholen.
Der Prozess war nicht ganz
einfach, weder für Dich noch für mich. Ich werde das alles erst mal verkraften
müssen. Immer wieder musste ich Dich anschauen. Und an die wunderschöne Zeit
denken, die wir gemeinsam erlebt haben. Warum hast Du mich verlassen? Es wäre
alles ganz anders gekommen. Ich habe Michael dafür gehasst. Und manchmal habe
ich auch Dich dafür gehasst.
Ulli, es war ein Fehler, mir
einen Liebesbrief auf zwei Seiten zu schreiben. Denn die zweite Seite wurde dir
zum Verhängnis. Auf ihr stand, was allgemein als dein Abschiedsbrief gilt:
Du warst die Frau meines
Lebens, das wusste ich vom ersten Tag an. Bis heute hat sich daran nichts
geändert. Ich liebe Dich, habe Dich immer geliebt. Dein Respekt war mir
wichtig. Solange ich in Deiner Nähe sein konnte, war ich glücklich. Und ich
habe alles dafür getan, um in Deiner Nähe zu bleiben. Jetzt habe ich Dich
verloren. Es war meine Schuld. Du wirst das alles überstehen, denn Du bist
stark.
Leb‘ wohl! Ulli
Ich wusste genau, was ich
tat, als ich Gabi den Brief im Gefängnis zugesteckt habe. Ulli wollte sich
nicht erschießen. Er wollte verschwinden.
Es war schon immer so, ich
habe geredet und Gabi hat gehandelt.
„Sie haben alle an Selbstmord
geglaubt“, sage ich.
„Ja.“
Zwanzig Jahre Freundschaft –
für den Rest unseres Lebens werden wir ein Geheimnis teilen. Vielleicht wird
sie mir irgendwann erzählen, wie es war, als sie ihn erschossen hat. Die Zeit
soll ja bekanntlich alle Wunden heilen.
Ich nehme ihre Hand und
drücke sie. In der Clayallee blühen wieder die Narzissen.
Kein Happy End, aber
vielleicht ein neuer Anfang.
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