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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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ohne ihn auskommen.
    Sie machte die Wagentür mit einer energischen Bewegung zu, schloss ab und warf einen entschlossenen Blick über den Kiesweg hinüber zum Institut. Sie zögerte nur einen Moment.
    Jemand, der sie beobachtet hätte, wäre zu dem Schluss gekommen, dass sie versuchte sich an etwas zu erinnern, das sie vielleicht vergessen hatte.
    In Wirklichkeit fragte sie sich in diesem Moment, ob sie, Tessa Lambert, einer der klügsten Köpfe an dieser Universität voller heller Köpfe, in der Lage war für ein hilfloses Kind zu sorgen.
    2
    SPECIALAGENT TIM KELLY spähte aus dem Hubschrauber, als dieser hinter den Hügeln von Malibu mit dem Landeanflug begann. Er konnte bereits die Ansammlung von Fahrzeugen am Tatort erkennen und das Zelt, unter dem sich die Leiche befand.
    Augenblicke später befand er sich zusammen mit Lieutenant Jack Fischl von der Polizei Los Angeles und Bernie Meyer, dem Gerichtsmediziner, innerhalb des Zeltes.
    »Zwei Jungs aus Pepperdine haben sie heute morgen beim Joggen gefunden«, erklärte Jack Fischl und deutete mit dem Daumen in die ungefähre Richtung des Universitätsgeländes.
    »Sie haben ein paar Kojoten aufgescheucht, die gerade dabei waren zu frühstücken. Schwer zu sagen, wie viel auf das Konto der Kojoten und wie viel auf sein Konto geht.«
    Tim schaute auf die Reste dessen herab, was einmal eine junge Frau gewesen war, und eine attraktive, wenn man sie mit den anderen Opfern verglich. Nicht, dass diese, als man sie gefunden hatte, einen besseren Anblick geboten hätten als diese Frau hier, doch nachdem man sie identifiziert und Fotos von ihnen verglichen hatte, war klar geworden, dass er hinter einem bestimmten Typ von Frau her war. Sie war weiß, Ende zwanzig bis Anfang dreißig, nicht dick, aber mit ausgeprägter Figur. Die Schamhaftigkeit, die in den bleichen Stellen zum Ausdruck kam, die der Bikini dort zurückgelassen hatte, wo die Sonne ihre Haut nicht hatte bräunen können, war eine Verhöhnung angesichts der Perversität ihres Todes. Sie war sein siebtes Opfer in achtzehn Monaten. Wie vorauszusehen war, wurde er von der Presse schon als der ›Ripper von Los Angeles‹ bezeichnet.
    Bernie Meyer drehte den Körper auf die Seite um die dunklen Flecken auf dem totenbleichen Rücken zu untersuchen. Die Leichenstarre hatte schon eingesetzt und Tim bemerkte, dass die wie blaue Flecken aussehenden Stellen, wo sich unter der Haut das Blut gesammelt hatte, nicht mit den Stellen übereinstimmten, an denen der Körper auf dem trockenen, unebenen Boden gelegen hatte. Wie die anderen war sie irgendwo anders getötet und dann hierher gebracht worden.
    »Ich würde sagen, seit zwölf bis fünfzehn Stunden tot«, erklärte Bernie in seinem sachlichen Ton. Man war von der sanften Stimme, die aus einem kugelförmigen, kahlen Kopf erklang, der auf einer stämmigen Gestalt saß, überrascht. »Erwürgt, dann hierher gebracht, bevor die Leichenstarre einsetzte, ungefähr zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens.
    Mehr kann ich nicht sagen, bevor ich sie nicht auf dem Tisch hatte.«
    Tim wusste, wenn der Killer wie in allen anderen Fällen vorgegangen wäre, dann würde selbst dabei nicht mehr herauskommen. Keine der Autopsien hatte irgendwelche Anhaltspunkte gebracht, keinen Samen, kein Blut oder Gewebe.
    Sie hatten nichts, an was sie sich halten konnten, außer Psychogrammen, aber keine Spuren und keine Verdächtigen.
    Jack Fischl duckte sich um aus dem abgedeckten Raum zu kommen, in dem es nach Tod roch, und Tim folgte ihm. In der Seebrise, die vom Pazifik herüberwehte, atmeten sie beide tief durch. Über den gesamten Bereich verteilt war die Spurensicherung dabei, den Boden mit der Lupe abzusuchen und alles aufzusammeln, von Zigarettenkippen bis zu Knöpfen, Streichholzbriefchen und Haaren. Dabei waren sie immer auf der Suche nach irgendeinem weichen Stück Erde, in dem sich vielleicht ein Reifen- oder Schuhabdruck befand. Doch die Chancen so etwas hier zu finden standen schlecht.
    Jack Fischl steckte sich eine Zigarette an und bot dem gelangweilten Fotografen, der auf seinem Kamerakoffer saß und abwartete, ob er noch gebraucht würde, eine an. Dann blickte er mit einem hilflosen Achselzucken zu Tim hinüber. Tim konnte den Polizisten in den mittleren Jahren, dessen Bewegungen stets verhalten waren, gut leiden. Die Beziehungen zwischen dem FBI und den örtlichen Polizeibehörden gestalteten sich nicht immer einfach, doch Jack hatte den Rücken frei und keine alten Rechnungen zu

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