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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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kriegen dürfte, unter des Herrn Obristen Schutz allhier ruhig zuzubringen, also seien mir meine Pferd nichts nutz, um welche es schad wäre, wenn sie verderben sollten, bitte ihn derowegen, er wollte belieben, gegenwärtigem Soldatenklepper einen Platz unter den seinigen zu gönnen und solches von mir als ein Zeichen dankbarer Erkenntnis für empfangene Gnaden unschwer annehmen: Der Obriste bedankte sich mit großer Höflichkeit und sehr courtoisen Offerten, schickte mir auch denselben Nachmittag seinen Hofmeister mit einem gemästen lebendigen Ochsen, zwei fetten Schweinen, einer Tonne Wein, vier Tonnen Bier, zwölf Fuder Brennholz, welches alles er nur für mein neu Losament, das ich eben auf ein halb Jahr bestellt hatte, bringen, und sagen ließ: Weil er sehe, daß ich bei ihm hausen wollte, und sich leicht einbilden könnte, daß es im Anfang mit Viktualien schlecht bestellt sei, so schicke er mir zur Haussteur neben einem Trunk ein Stück Fleisch mitsamt dem Holz, solches dabei kochen zu lassen, mit fernerm Anhang, dafern er mir in etwas behilflich sein könnte, daß ers nicht unterlassen wollte: Ich bedankte mich so höflich als ich konnte, verehrte dem Hofmeister zwo Dukaten und bat ihn, mich seinem Herrn bestens zu rekommendieren.
    Da ich sah, daß ich meiner Freigebigkeit halber bei dem Obristen so hoch geehrt wurde, gedachte ich mir auch bei dem gemeinen Mann ein gutes Lob zu machen, damit man mich für keinen kahlen Bärnhäuter hielte; ließ derowegen in Gegenwart meines Hauswirts meinen Knecht vor mich kommen, zu demselben sagte ich: »Lieber Niklas, du hast mir mehr Treu erwiesen, als ein Herr seinem Knecht zumuten darf, nun aber da ichs um dich nicht zu verschulden weiß, weil ich dieser Zeit keinen Herrn und also auch keinen Krieg habe, daß ich etwas erobern könnte, dich zu belohnen, wie mirs wohl anstünde; zumal auch wegen meines stillen Lebens, das ich hinfort zu führen gedenke, keinen Knecht mehr zu halten bedacht, also gebe ich dir hiemit für deinen Lohn das ander Pferd, samt Sattel, Zeug und Pistolen, mit Bitt, du wollest damit vorliebnehmen und dir für diesmal einen andern Herrn suchen; kann ich dir inskünftig in etwas bedient sein, so magst du jederzeit mich drum ersuchen.« Hierauf küßte er mir die Händ und konnte vor Weinen schier nicht reden, wollte auch durchaus das Pferd nicht nehmen, sondern hielt für besser, ich sollte es versilbern und zu meinem Unterhalt gebrauchen, zuletzt überredt ich ihn doch, daß ers annahm, nachdem ich ihm versprochen, ihn wieder in Dienst zu nehmen, sobald ich jemand brauchte. Über diesem Abscheid wurde mein Hausvater so mitleidig, daß ihm auch die Augen übergingen, und gleichwie mich mein Knecht bei der Soldateska, also erhub mich mein Hausvater bei der Bürgerschaft wegen dieser Tat mit großem Lob über alle schwangeren Baurn; der Kommandant hielt mich für einen so resoluten Kerl, daß er auch getraute Schlösser auf meine Paroln zu bauen, weil ich meinen Eid, dem Kaiser geschworen, nicht allein treulich, sondern auch dasjenig das ich mich gegen ihn verschrieben, desto steifer zu halten, mich selbst meiner herrlichen Pferd, Gewehr und des getreuen Knechts entblößte.

Das 17. Kapitel
    Womit der Jäger die sechs Monat hinzubringen gedenkt, auch etwas von der Wahrsagerin
    Ich glaube, es sei kein Mensch in der Welt, der nicht einen Hasen im Busen habe, denn wir sind ja alle einerlei Gemächts, und kann ich bei meinen Birn wohl merken, wenn andere zeitig sind. »Hui Geck«, möchte mir einer antworten, »wenn du ein Narr bist, meinst du darum, andere seiens auch?« Nein, das sag ich nicht, denn es wäre zuviel geredt; aber dies halte ich dafür, daß einer den Narrn besser verbirgt als der ander: Es ist einer drum kein Narr, wenn er schon närrische Einfäll hat, denn wir haben in der Jugend gemeiniglich alle dergleichen, welcher aber solche herausläßt, wird für einen gehalten, weil teils ihn gar nicht, andere aber nur halb sehen lassen: Welche ihren gar unterdrücken, sind rechte Saurtöpf; die aber den ihrigen nach Gelegenheit der Zeit bisweilen ein wenig mit den Ohren hervorgucken und Atem schöpfen lassen, damit er nicht gar bei ihnen ersticke, dieselbigen halte ich für die besten und verständigsten Leut. Ich ließ den meinen nur zu weit heraus, da ich mich in einem so freien Stand sah und noch Geld wußte, maßen ich einen Jungen annahm, den ich als einen Edelpagen kleidete und zwar in die närrischsten Farben, nämlich veielbraun und

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