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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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ist nicht seiner Lauten halber, wie man Ihn und Mons. Canard überredt gehabt, von einem Herrn, aber wohl seiner übertrefflichen Schönheit halber von der allervortrefflichsten Dame in Paris hieher berufen worden, die sich allbereit des Tods verstehet, da sie nit bald des Herrn überirdische Gestalt zu beschauen und sich damit zu erquicken das Glück haben sollte: Derowegen hat sie mit befohlen, dem Herrn, als meinem Landsmann, solches anzuzeigen, und ihn höher zu bitten als Venus ihren Adonidem, daß Er diesen Abend sich bei ihr einfinden und seine Schönheit genugsam von ihr betrachten lasse, welches Er ihr verhoffentlich als einer vornehmen Dame nit abschlagen wird.« Ich antwortet: »Madame, ich weiß nicht was ich gedenken, viel weniger hierauf sagen solle! Ich erkenne mich nicht danach beschaffen zu sein, daß eine Dame von so hoher Qualität nach meiner Wenigkeit verlangen sollte; überdas kommt mir in Sinn, wenn die Dam, so mich zu sehen begehrt, so vortrefflich und vornehm sei, als mir mein hochgeehrte Frau Landsmännin verbracht, daß sie wohl bei früherer Tagszeit nach mir schicken dürfen und mich nicht erst hieher an diesen einsamen Ort, bei so spätem Abend, hätte berufen lassen; warum hat sie nicht befohlen, ich solle stracks Wegs zu ihr kommen? Was hab ich in diesem Garten zu tun? Mein hochg. Frau Landsmännin vergebe mir, wenn ich als ein verlassener Fremder in die Furcht gerate, man wolle mich sonst hintergehen, sintemal man mir gesagt, ich sollte zu einem Herrn kommen, so sich schon im Werk anders befindet; sollte ich aber merken, daß man mir so verräterisch mit bösen Tücken an Leib wollte kommen, würde ich vor meinem Tod meinen Degen noch zu gebrauchen wissen!« »Sachte, sachte, mein hochgeehrter Herr Landsmann, Er lasse diese unnötigen Gedanken aus dem Sinn« (antwortet' sie mir), »die Weibsbilder sind seltsam und vorsichtig in ihren Anschlägen, daß man sich nit gleich anfangs so leicht darein schicken kann; wenn diejenige, die Ihn über alles liebet, gern hätte, daß Er Wissenschaft von ihrer Person haben sollte, so hätte sie Ihn freilich nit erst hieher, sondern den geraden Weg zu sich kommen lassen; dort liegt eine Kappe, (wies damit auf den Tisch) die muß der Herr ohnedas aufsetzen, wenn Er von hier aus zu ihr geführt wird, weil sie auch so gar nit will, daß Er den Ort, geschweig bei wem Er gesteckt, wissen solle; bitte und ermahne demnach den Herrn so hoch als ich immer kann, Er erzeige sich gegen diese Dame sowohl wie es ihre Hoheit als ihre gegen Ihn tragende unaussprechliche Liebe meritiert, da Er anders gewärtig sein will zu erfahren, daß sie mächtig genug sei, seinen Hochmut und Verachtung, auch in diesem Augenblick, zu strafen: Wird Er sich aber der Gebühr nach gegen sie einstellen, so sei Er versichert, daß Ihm auch der geringste Tritt, den Er ihretwegen getan, nicht ohnbelohnt verbleiben wird.«
    Es wurde allgemach finster, und ich hatte allerhand Sorgen und furchtsame Gedanken, also daß ich da saß wie ein geschnitzt Bild, konnte mir auch wohl einbilden, daß ich von diesem Ort so leicht nicht wieder entrinnen könnte, ich willigte denn in alles, so man mir zumutete; sagte derhalben zu der Alten: »Nun denn, mein hochgeehrte Frau Landsmännin, wenn ihm denn so ist, wie Sie mir vorgebracht, so vertraue ich meine Person Ihrer angebornen teutschen Redlichkeit, der Hoffnung, Sie werde nicht zulassen, viel weniger selbst vermittlen, daß einem unschuldigen Teutschen eine Untreu widerfahre, Sie vollbringe, was Ihr meinetwegen befohlen ist, die Dame, von der Sie mir gesagt, wird verhoffentlich keine Basiliskenaugen haben, mir den Hals abzusehen.« »Ei behüt Gott«, sagte sie, »es wäre schad, wenn ein solcher Leib, mit welchem unsere ganze Nation prangen kann, jetzt schon sterben sollte, Er wird mehr Ergötzung finden, als Er sich sein Tag niemals einbilden dürfen.« Wie sie meine Einwilligung hatte, rufte sie Jean und Pierre, diese traten alsobald, jeder in vollem blanken Küraß, von dem Scheitel bis auf die Fußsohlen gewaffnet, mit einer Hellebarden und Pistol in der Hand hinter einer Tapezerei hervor, davon ich dergestalt erschrack, daß ich mich ganz entfärbte; die Alte nahm solches wahr und sagte lächlend: »Man muß sich so nit fürchten, wenn man zum Frauenzimmer gehet«, befahl darauf ihnen beiden, sie sollten ihren Harnisch ablegen, die Latern nehmen und nur mit ihren Pistolen mitgehen; demnach streifte sie mir die Kappe, die von schwarzem Sammet

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