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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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haben wollte, maßen Herzbruder geschickt wurde, mich in einer Kutsche zu holen; derselbe instruiert' mich unterwegs, wie ich mich bei diesen ansehenlichen Leuten halten sollte, weil mein künftig Glück daran gelegen wäre; ich antwortet derhalben als ich hinkam auf alles sehr kurz und apophthegmatisch, also daß man sich über mich zu verwundern anfing, denn ich redete nichts, es müßte denn einen klugen Nachdruck haben; in Summa, ich erschien dergestalt, daß ich jedem angenehm war, weil ich ohnedas vom Herrn Grafen von der Wahl auch das Lob eines guten Soldaten hatte; mithin kriegte ich auch einen Rausch, und glaub wohl, daß ich alsdann auch hab scheinen lassen, wie wenig ich bei Hof gewesen; endlich war dieses das End, daß mir ein Obrister zu Fuß eine Kompagnie unter seinem Regiment versprochen, welches ich denn gar nit ausschlug, denn ich dachte, ein Hauptmann zu sein ist fürwahr kein Kinderspiel! Aber Herzbruder verwies mir den andern Tag meine Leichtfertigkeit und sagte, wenn ich nur noch länger gehalten hätte, so wäre ich noch wohl höher ankommen.
    Also wurde ich einer Kompagnie für einen Hauptmann vorgestellt, welche, ob sie zwar mitsamt mir in prima plana ganz komplett, aber nit mehr als sieben Schillergäst hatte, zudem meine Unteroffizier mehrenteils alte Krachwedel, darüber ich mich hintern Ohren kratzte, also wurde ich mit ihnen bei der unlängst hernach vergangenen scharfen Occasion desto leichter gemartscht, in welcher der Graf von Götz das Leben, Herzbruder aber seine Testiculos einbüßte, die er durch einen Schuß verlor; ich bekam meinen Teil in einen Schenkel, so aber gar eine geringe Wunde war. Dannenhero begaben wir uns auf Wien, um uns kurieren zu lassen, weil wir ohnedas unser Vermögen dort hatten; ohne diese Wunden, so zwar bald geheilet, ereignete sich an Herzbrudern ein anderer gefährlicher Zustand, den die Medici anfänglich nit gleich erkennen konnten, denn er wurde lahm an allen vieren, wie ein Cholericus den die Gall verderbt, und war doch am wenigsten selbiger Komplexion noch dem Zorn beigetan, nichtsdestoweniger wurde ihm die Saurbrunnenkur geraten und hierzu der Griesbach an dem Schwarzwald vorgeschlagen.
    Also verändert' sich das Glück unversehens, Herzbruder hatte kurz zuvor den Willen gehabt, sich mit einem vornehmen Fräulein zu verheiraten und zu solchem Ende sich zu einem Freiherrn, mich aber zu einem Edelmann machen zu lassen; nunmehr aber mußte er andere Gedanken konzipieren, denn weil er dasjenige verloren, damit er ein neues Geschlecht propagieren wollen, zumalen von seiner Lähme mit einer langwierigen Krankheit bedrohet wurde, in der er guter Freunde vonnöten, machte er sein Testament und setzte mich zum einzigen Erben aller seiner Verlassenschaft, vornehmlich weil er sah, daß ich seinetwegen mein Glück in Wind schlug und meine Kompagnie quittiert', damit ich ihn in Sauerbrunnen begleiten und daselbsten, bis er seine Gesundheit wieder erlangen möchte, auswarten könnte.

Das 5. Kapitel
    Simplicius läuft botenweis, und vernimmt in Gestalt Mercuri von dem Jove, was er eigentlich wegen des Kriegs und Friedens im Sinn habe
    Als nun Herzbruder wieder reiten konnte, übermachten wir unsere Barschaft (denn wir hatten nunmehr nur einen Säckel miteinander) per Wechsel nach Basel, montierten uns mit Pferden und Dienern und begaben uns die Donau hinauf nach Ulm und von dannen in den obbesagten Sauerbrunnen, weil es eben im Mai und lustig zu reisen war; daselbst dingten wir ein Losament, ich aber ritt nach Straßburg, unser Geld, welches wir von Basel aus dorthin übermacht, nicht allein zum Teil zu empfangen, sondern auch mich um erfahrne Medicos umzusehen, die Herzbrudern Recepta und Badordnung vorschreiben sollten, dieselben begaben sich mit mir und befanden, daß Herzbrudern vergeben worden; und weil das Gift nicht stark genug gewesen, ihn gleich hinzurichten, daß solches ihm in die Glieder geschlagen wäre, welches wieder durch Pharmaca, Antidota, Schweißbäder evakuieret werden müßte, und würde sich solche Kur auf ohngefähr ein Woch oder acht belaufen; da erinnerte sich Herzbruder gleich, wann und durch wen ihm vergeben worden wäre, nämlich durch diejenigen, die gern seine Stell im Krieg betreten hätten; und weil er auch von den Medicis verstund, daß sein' Kur eben keinen Sauerbrunnen erfordert hätte, glaubte er festiglich, daß sein Medicus im Feld durch ebendieselben seine Aemulos mit Geld bestochen worden, ihn so weit hinwegzuweisen;

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