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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Bauchs und Wollust willen; hingegen aber sind auch andere, die den Krieg behalten wollen, nicht zwar weil es mein Will ist, sondern weil er ihnen einträgt; und gleichwie die Maurer und Zimmerleut den Frieden wünschen, damit sie in Auferbauung der eingeäscherten Häuser Geld verdienen, also verlangen andere, die sich im Frieden mit ihrer Handarbeit nicht zu ernähren getrauen, die Kontinuation des Kriegs, in selbigem zu stehlen.«
    Weilen denn nun mein Jupiter mit diesen Sachen umging, konnte ich mir leicht einbilden, daß er mir in solchem verwirrten Stand von dem Meinigen wenig Nachricht werde geben können, entdeckte mich ihm derhalben nicht, sondern nahm meinen Kopf zwischen die Ohren und ging durch Abweg, die mir denn alle wohl bekannt waren, nach L., fragte daselbst nach meinem Schwährvater, allerdings wie ein fremder Bot, und erfuhr gleich, daß er samt meiner Schwieger bereits vor einem halben Jahr diese Welt gesegnet, und dann daß meine Liebste, nachdem sie mit einem jungen Sohn niederkommen, den ihre Schwester bei sich hätte, gleichfalls stracks nach ihrem Kindbett diese Zeitlichkeit verlassen; darauf lieferte ich meinem Schwager diejenigen Schreiben, die ich selbst an meinen Schwähr, an meine Liebste und an ihn meinen Schwager geschrieben; derselbe nun wollte mich selbst beherbergen, damit er von mir als einem Boten erfahren könnte, was Stands Simplicius sei, und wie ich mich verhielte, zu dem Ende diskurrierte meine Schwägerin lang mit mir von mir selbsten, und ich redete auch von mir, was ich nur Löblichs von mir wußte, denn die Urschlechten hatten mich dergestalt verderbt und verändert, daß mich kein Mensch mehr kannte, außer der von Schönstein, welcher aber als mein getreuster Freund reinen Mund hielt.
    Als ich ihr nun nach der Länge erzählt, daß Herr Simplicius viel schöner Pferd und Diener hätte, und in einem schwarzen sammeten Mutzen aufzöge, der überall mit Gold verbrämt wäre, sagte sie: »Ja, ich hab mir jederzeit eingebildet, daß er keines so schlechten Herkommens sei, als er sich dafür ausgeben; der hiesige Kommandant hat meine Eltern sel. mit großen Verheißungen persuadiert, daß sie ihm meine Schwester sel. die wohl ein fromme Jungfer gewesen, ganz vorteilhaftiger Weis aufgesattelt, davon ich niemalen ein gutes End habe hoffen können, nichtsdestoweniger hat er sich wohl angelassen und resolviert, in hiesiger Garnison schwedische oder vielmehr hessische Dienst anzunehmen, maßen er zu solchem End seinen Vorrat, was er zu Köln gehabt, hieherholen wollen, das sich aber gesteckt, und er darüber ganz schelmischer Weis nach Frankreich praktiziert worden, meine Schwester, die ihn noch kaum vier Wochen gehabt, und sonst noch wohl ein halb Dutzend Bürgerstöchter schwanger hinterlassend; wie dann eine nach der andern (und zwar meine Schwester am allerletzten) mit lauter jungen Söhnen niederkommen. Weil denn nunmehr mein Vater und Mutter tot, ich und mein Mann aber keine Kinder miteinander zu hoffen, haben wir meiner Schwester Kind zum Erben aller unser Verlassenschaft angenommen und mit Hilf des hiesigen Herrn Kommandanten seines Vaters Hab zu Köln erhoben, welches sich ungefähr auf dreitausend Gulden belaufen möchte, daß also dieser junge Knab, wenn er einmal zu seinen Jahren kommt, sich unter die Armen zu rechnen keine Ursach haben wird; ich und mein Mann lieben das Kind auch so sehr, daß wirs seinem Vater nicht ließen, wenn er schon selbst käme und ihn abholen wollte; überdas so ist er der Schönste unter allen seinen Stiefbrüdern und siehet seinem Vater so gleich, als wenn er ihm aus den Augen geschnitten wäre; und ich weiß, wenn mein Schwager wüßte, was er für einen schönen Sohn hier hätte, daß er sich nicht abbrechen könnte hieherzukommen (da er schon seine übrigen Hurenkinder scheuen möchte) nur das liebe Herzchen zu sehen.«
    Solche und dergleichen Sachen brachte mir meine Schwägerin vor, woraus ich ihre Lieb gegen mein Kind leicht spüren können, welches denn dort in seinen ersten Hosen herumlief und mich im Herzen erfreute, derhalben suchte ich die Kleinodien hervor, die mir Herzbruder geben, solche seinetwegen meinem Weib zu verehren; dieselbigen, sagte ich, hätte mir Herr Simplicius mitgeben, seiner Liebsten zum Gruß einzuhändigen, weil aber selbige tot wäre, schätzte ich, es wäre billig, daß ich sie seinem Kind hinterließ', welche mein Schwager und seine Frau mit Freuden empfingen, und daraus schlossen, daß ich an Mitteln

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