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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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daß wir diese deine Gaben und Gnaden nicht anders gebrauchen, als wie es deinem allerheiligsten Willen und Wohlgefallen beliebt und zu deines großen unaussprechlichen Namens Ehr gereicht, damit wir dich neben allen Auserwählten hie zeitlich und dort ewig, loben, ehren und preisen mögen.« Mit solchen und viel mehr dergleichen Worten, die alle aus dem innersten Grund meiner Seelen ganz herzlich und andächtig daherflossen, ging ich um, bis ich die Notdurft an Eiern hatte und damit wiederum zu unserer Hütten kam, allwo die Abendmahlzeit auf der Kisten (die wir selbigen Tag samt der Köchin aus dem Meer gefischt und mein Kamerad anstatt eines Tisches gebrauchte) bestens bereitstund.
    Indessen ich nun um obige Eier ausgewesen, hatt' mein Kamerad (welcher ein Kerl von etlich wenig und zwanzig Jahren, ich aber über die vierzig Jahr alt gewesen) mit unserer Köchin einen Akkord gemacht, der beides zu seinem und meinem Verderben gereichen sollte; denn nachdem sie sich in meiner Abwesenheit allein befanden und von alten Geschichten, zugleich aber auch von der Fruchtbarkeit und großen Nutznießung dieser überaus gesegneten, ja mehr als glückseligen Insel miteinander gesprochen, wurden sie so vertraulich, daß sie auch von einer Trauung zwischen ihnen beiden zu reden begannen, von welcher aber die vermeinte Abessinerin nichts hören wollte, es wäre denn Sach, daß mein Kamerad der Zimmermann sich allein zum Herrn der Insel machte und mich aus dem Weg räumte; es wäre, sagte sie, ohnmöglich, daß sie ein friedsame Ehe miteinander haben können, wenn noch ein Unverheirater neben ihnen wohnen sollte. »Er bedenke nur selbst«, sagte sie ferner zu meinem Kameraden, »wie Ihn Argwohn und Eifersucht plagen würde, wenn Er mich heiratet und der Alte täglich mit mir konversiert, obgleich er Ihn zum Cornuto zu machen niemal in Sinn nähme; zwar weiß ich einen besseren Rat, wenn ich mich je vermählen und auf dieser Insel (die wohl tausend oder mehr Personen ernähren kann) das menschlich Geschlecht vermehren soll; nämlich diesen, daß mich der Alte eheliche; denn wenn solches geschähe, so wäre es nur um ein Jahr oder zwölf oder längst vierzehn zu tun, in welcher Zeit wir etwa eine Tochter miteinander erzeugen werden, Ihm solche (verstehe dem Zimmermann) ehlich beizulegen; alsdann wird Er nicht so bei Jahren sein, als jetzunder der jetzige Alte ist; und würde interim zwischen euch beiden die ohnzweifelige Hoffnung, daß der erste des andern Schwährvater und der ander des ersten Tochtermann werden sollte, allen bösen Argwohn aus dem Weg tun und nach aller Gefahr, darin ich anderwärts geraten möchte, befreien; zwar ists natürlich, daß ein jungs Weibsbild wie ich bin, lieber einen jungen als alten Mann nehmen wird; aber wir müssen uns jetzunder miteinander in die Sach schicken, wie es unser gegenwärtiger Zustand erfordert, um vorzusehen, daß ich und die so aus mir geboren werden möchten, das Sichere spielen.« Durch diesen Diskurs, der sich weit auf ein mehrers erstreckte und auseinanderzog, als ich jetzunder beschreibe, wie auch durch der vermeinten Abessinerin Schönheit (so beim Feur in meines Kameraden Augen viel vortrefflicher herumglänzte als zuvor) und ihre hurtigen Gebärden wurde mein guter Zimmermann dergestalt eingenommen und betört, daß er sich entblödete zu sagen, er wollte ehe den Alten (mich vermeinend) ins Meer werfen und die ganze Insel ruinieren, ehe er eine solche Dame wie sie wäre, überlassen wollte; und hierauf wurde auch obengedachter Akkord zwischen ihn' beiden beschlossen; doch dergestalt, daß er mich hinterrücks oder im Schlaf mit seiner Axt erschlagen sollte, weil er sich sowohl vor meiner Leibsstärke als meinem Stab, den er mir selbst wie einen böhmischen Ohrlöffel verfertigt, entsetzte.
    Nach solchem Vergleich zeigte sie meinem Kameraden zunächst an unserer Wohnung eine schöne Art Hafnererde, aus welchem sie nach Art der indianisch Weiber, so am guineischen Gestad wohnen, schön irden Geschirr zu machen getraute, tat auch allerlei Vorschläg, wie sie sich und ihr Geschlecht auf dieser Insel ausbringen, ernähren und bis in das hundertste Glied ihnen ein geruhigs und vergnügsames Leben verschaffen wollte; da wußte sie nicht genugsam zu rühmen, was sie für Nutzen aus den Kokosbäumen ziehen wollte und aus der Baumwoll, so selbige tragen oder hervorbringen, sich und aller ihrer Nachkömmlinge Nachkömmling' mit Kleidungen zu versehen.
    Ich armer Stern kam und wußte

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