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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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würde. »Ach«, antwortet' er, »nicht nur ein Kreuz in die Niedere, sondern auch zwei auf das Gebirg sollen von mir verfertigt und aufgerichtet werden; wenn ich nur, o Vater, deine Huld und Gnade wieder habe, und mich der Verzeihung von Gott getrösten darf.« Er ging in solchem Eifer auch gleich hin und hörete nicht auf zu arbeiten, bis er die drei Kreuz verfertigt hatte, davon wir eins am Strand des Meers und die anderen zwei jedes besonders auf die höchsten Gipfel des Gebirgs mit folgender Inskription aufrichteten:
    »Gott dem Allmächtigen zu Ehren und dem Feind des menschlichen Geschlechts zu Verdruß hat Simon Meron von Lissabon aus Portugal mit Rat und Hilf seines getreuen Freunds Simplici Simplicissimi, eines Hochteutschen, dies Zeichen des Leidens unsers Erlösers aus christlicher Wohlmeinung verfertigt und hieher aufgerichtet.«
    Von da an fingen wir an etwas gottseliger zu leben als wir zuvor getan hatten, und damit wir den Sabbat auch heiligen und feiern möchten, schnitt ich anstatt eines Kalenders alle Tag eine Kerb auf ein Stecken und am Sonntag ein Kreuz; alsdann saßen wir zusammen und redeten miteinander von heiligen und göttlichen Sachen; und diese Weise mußte ich gebrauchen, weil ich noch nichts ersonnen hatte, mich damit anstatt Papiers und Tinten zu behelfen, dadurch ich etwas Schriftlichs hätte zu unserer Nachricht aufzeichnen mögen.
    Hier muß ich zum Beschluß dieses Kapitels einer artlichen Sach gedenken, die uns den Abend, als unser feine Köchin von uns abschied, gewaltig erschreckt' und ängstigte, dern wir die erste Nacht nicht wahrgenommen, weil uns der Schlaf wegen überstandener Abmattung und großer Müdigkeit gleich überwunden; es war aber dieses: Als wir noch vor Augen hatten, durch was für tausend List uns der leidige Teufel in Gestalt der Abessinerin verderben wollen, und dannenhero nicht schlafen konnten, sondern lang wachend die Zeit und zwar mehrenteils im Gebet zubrachten, sahen wir, sobald es ein wenig finster wurde, um uns her einen unzähligen Haufen der Lichter in der Luft herumschweben, welche auch einen solchen hellen Glanz von sich gaben, daß wir die Früchte an den Bäumen vor dem Laub unterscheiden konnten; da vermeinten wir, es wäre abermal ein neuer Fund des Widersachers uns zu quälen, wurden derowegen ganz still und dusam, befanden aber endlich, daß es eine Art der Johannsfünklein oder Zündwürmlein (wie man sie in Teutschland nennet) waren, welche aus einer sonderbaren Art faulen Holzes entstehen, so auf dieser Insel wächst; diese leuchten so hell, daß man sie gar wohl anstatt einer hellbrennenden Kerzen gebrauchen kann, maßen ich nachgehends dies Buch mehrenteils dabei geschrieben; und wenn sie in Europa, Asia und Afrika so gemein wären als hier, so würden die Lichterkrämer schlechte Losung haben.

Das 22. Kapitel
    Fernere Folg obiger Erzählung, und wie Simon Meron das Leben samt der Insel quittiert, darin Simplicius allein Herr verbleibt
    Dieweil wir nun sahen, daß wir verbleiben mußten wo wir waren, fingen wir auch unsere Haushaltung anders an; mein Kamerad machte von einem schwarzen Holz, welches sich beinahe dem Eisen vergleicht wenn es dürr wird, für uns beide Hauen und Schaufeln, durch welche wir erstlich die abgesetzten drei Kreuz eingruben, zweitens das Meer in Gruben leiteten, da es sich, wie ich zu Alexandria in Ägypten gesehen, in Salz verwandelt', drittens fingen wir an einen lustigen Garten zu machen, weil wir den Müßiggang für den Anfang unsers Verderbens schätzten, viertens gruben wir das Bächlein ab, also daß wir dasselbe nach unserm Belieben anderwärts hinwenden, den alten Fluß ganz trocken legen und Fisch und Krebs so viel wir wollten gleichsam mit trocknen Händen und Füßen daraus aufheben konnten; fünftens fanden wir neben dem besagten Flüßlein ein überaus schöne Hafnererde; und ob wir zwar weder Scheiben noch Rad, zumalen auch kein Bohrer oder andere Instrumente hatten, uns dergleichen etwas zuzurichten, um uns allerhand Geschirr zu drehen, obwohl wir das Handwerk nicht gelernet, so ersannen wir doch einen Vorteil, durch welchen wir zuwegen brachten, was wir wollten; denn nachdem wir die Erde geknetet und zubereitet hatten, wie sie sein sollte, machten wir Würst daraus in der Dicke und Länge, wie die englischen Tabakspfeifen sind, solche klebten wir schneckenweis aufeinander und formierten Geschirr draus, wie wirs haben wollten, beides groß und klein, Hafen und Schüsslen, zum Kochen und

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