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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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und Handelsherren, und sonst unzählig viel andere mehr, welche gemeiniglich, wenn sie nur fleißig fischen, zu reichen Herren daraus werden.« Ich sagte: »So sind die Bauren und andere arbeitsam Leut nicht witzig, daß sie im Schweiß ihres Angesichts ihr Brot essen und diese Kunst nicht auch lernen.« Er antwortet': »Etliche wissen der Kunst Nutzen nicht, dahero begehren sie solche auch nicht zu lernen; etliche wollens gerne lernen, manglen aber des Arms im Kopf oder anderer Mittel; etliche lernen die Kunst und haben Arms genug, wissen aber die Griff nicht, so die Kunst erfordert, wenn man dadurch will reich werden; andere wissen und können alles was dazu gehört, sie wohnen aber an der Fehlhalden, und haben keine Gelegenheit wie ich, die Kunst rechtschaffen zu üben.«
    Als wir dergestalt vom Tintenfaß (welches mich allerdings an des Fortunati Säckel gemahnet') diskurrierten, kam mir das Titular-Buch ohngefähr in die Händ, darinnen fand ich, meines damaligen Dafürhaltens, mehr Torheiten, als mir bishero noch nie vor Augen kommen; ich sagte zum Secretario: »Dieses alles sind ja Adamskinder, und eines Gemächts miteinander, und zwar nur von Staub und Aschen! Wo kommt dann ein so großer Unterschied her? Allerheiligst, Unüberwindlichst, Durchlauchtigst! Sind das nicht göttliche Eigenschaften? hier ist einer Gnädig, dort ist der ander Gestreng; und was muß allzeit das Geborn dabei tun? man weiß ja wohl, daß keiner vom Himmel fällt, auch keiner aus dem Wasser entstehet, und daß keiner aus der Erden wächst, wie ein Krautskopf; warum stehen nur Hoch- Wohl- Vor- und Großgeachte da, und keine Geneunte? oder wo bleiben die Gefünfte, Gesechste und Gesiebente? was ist das für ein närrisch Wort: Vorsichtig? welchem stehen denn die Augen hinten im Kopf?« Der Secretarius mußte meiner lachen, und nahm die Mühe, mir eines und des andern Titel und alle Wort insonderheit auszulegen, ich aber beharrete darauf, daß die Titel nicht recht geben würden, es wäre einem viel rühmlicher, wenn er Freundlich tituliert würde, als Gestreng; item, wenn das Wort Edel an sich selbsten nichts anders als hochschätzbarliche Tugenden bedeute, warum es dann, wenn es zwischen Hochgeborn (welches Wort einen Fürsten oder Grafen anzeige) gesetzt werde, solchen fürstlichen Titel verringere? das Wort Wohlgeborn sei eine ganze Unwahrheit, solches würde eines jeden Barons Mutter bezeugen, wenn man sie fraget', wie es ihr bei ihres Sohns Geburt ergangen wäre?
    Indem ich nun dieses also belachte, entrann mir ohnversehens ein solcher grausamer Leibsdunst, daß beides ich und der Secretarius darüber erschraken; dieser meldet' sich augenblicklich sowohl in unsern Nasen als in der ganzen Schreibstuben so kräftig an, gleichsam als wenn man ihn zuvor nicht genug gehöret hätte. »Troll dich du Sau«, sagt' der Secretarius zu mir, »zu andern Säuen in Stall, mit denen du Rülp besser zustimmen, als mit ehrlichen Leuten konversieren kannst!« Er mußte aber sowohl als ich den Ort räumen, und dem greulichen Gestank den Platz allein lassen. Und also habe ich meinen guten Handel, den ich in der Schreibstub hatte, dem gemeinen Sprichwort nach auf einmal verkerbt.

Das 28. Kapitel
    Einer lehret den Simplicium aus Neid wahrsagen, ja noch wohl ein andere zierliche Kunst
    Ich kam aber sehr unschuldig in dies Unglück, denn die ungewöhnlichen Speisen und Arzneien, die man mir täglich gab, meinen zusammengeschrumpelten Magen und eingeschnorrtes Gedärm wieder zurechtzubringen, erregten in meinem Bauch viel gewaltige Wetter und starke Sturmwind, welche mich trefflich quälten, wenn sie ihren ungestümen Ausbruch suchten; und demnach ich mir nicht einbildete, daß es übel getan sei, wenn man dies Orts der Natur willfahre, maßen einer solchen innerlichen Gewalt in die Läng zu widerstehen ohnedas unmöglich, mich auch weder mein Einsiedel (weil solche Gäst gar dünn bei uns gesäet wurden) niemal nichts davon unterrichtet, noch mein Knan verboten, solche Kerl ihres Wegs nicht ziehen zu lassen, also ließ ich ihnen Luft und alles passiern, was nur fort wollte, bis ich erzähltermaßen mein Kredit beim Secretario verloren: Zwar wäre dessen Gunst noch wohl zu entbehren gewesen, wenn ich in keinen größern Unfall kommen wäre, denn mir gings, wie einem frommen Menschen der nach Hof kommt, da sich die Schlang wider den Nasicam, Goliath wider den David, Minotaurus wider Theseum, Medusa wider Perseum, Circe wider Ulyssem, Aegisthus wider

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