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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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den Wildnissen umgelaufen und sich nicht anders eingebildet, als er sei ein Bär. Lieber Simplici, hätte dein Herr diese Kunst gewußt, so dürftest du wohl ehender in einen Bärn, wie die Callisto, als in einen Stier, wie Jupiter, verwandelt worden sein.«
    Der Pfarrer erzählte mir des Dings noch viel, gab mir wieder etwas von Arznei und instruierte mich wegen meines fernern Verhalts, damit machte ich mich wieder nach Haus und brachte mehr als hundert Buben mit, die mir nachliefen und abermals alle wie Kälber schrien, derowegen lief mein Herr, der eben aufgestanden war, ans Fenster, sah soviel Narren auf einmal und ließ sich belieben, darüber herzlich zu lachen.

Das 9. Kapitel
    Ein überzwerches Lob einer schönen Dame
    Sobald ich ins Haus kam, mußte ich auch in die Stub, weil adelig Frauenzimmer bei meinem Herrn war, welches seinen neuen Narrn auch gerne hätte sehen und hören mögen. Ich erschien, und stund da wie ein Stumm, dahero diejenige, so ich hiebevor beim Tanz ertappet hatte, Ursach nahm zu sagen: Sie hätte sich sagen lassen, dieses Kalb könne reden, so verspüre sie aber nunmehr, daß es nicht wahr sei. Ich antwortet: »So hab ich hingegen vermeinet, die Affen können nicht reden, höre aber wohl, daß dem auch nicht also sei.« »Wie«, sagte mein Herr, »vermeinst du denn, diese Damen seien Affen?« Ich antwortet: »Sind sie es nicht, so werden sie es doch bald werden, wer weiß wie es fällt, ich habe mich auch nicht versehen ein Kalb zu werden, und bins doch!« Mein Herr fragte, woran ich sehe, daß diese Affen werden sollen? Ich antwortet: »Unser Aff trägt seinen Hintern bloß, diese Damen aber allbereit ihre Brüst, denn andere Mägdlein pflegten ja sonst solche zu bedecken.« »Schlimmer Vogel«, sagte mein Herr, »du bist ein närrisch Kalb, und wie du bist, so redest du, diese lassen billig sehen was sehenswert ist, der Aff aber gehet aus Armut nackend, geschwind bringe wieder ein, was du gesündiget hast, oder man wird dich karbeitschen und mit Hunden in Gänsstall hetzen, wie man Kälbern tut, die sich nicht zu schicken wissen, laß hören, weißt du auch eine Dam zu loben, wie sichs gebührt?« Hierauf betrachtete ich die Dame von Füßen an bis oben aus, und hinwieder von oben bis unten, sah sie auch so steif und lieblich an, als hätte ich sie heiraten wollen. Endlich sagte ich: »Herr, ich sehe wohl wo der Fehler steckt, der Diebsschneider ist an allem schuldig, er hat das Gewand, das oben um den Hals gehört und die Brüst bedecken sollte, unten an dem Rock stehen lassen, darum schleift er so weit hinten hernach, man sollte dem Hudler die Händ abhauen, wenn er nicht besser schneidern kann. Jungfer«, sagte ich zu ihr selbst, »schafft ihn ab, wenn er Euch nicht so verschänden soll, und sehet, daß Ihr meines Knans Schneider bekommt, der hieß Meister Paulchen, er hat meiner Meuder, unserer Ann und unserm Ursele so schöne gebrittelte Röck machen können, die unten herum ganz eben gewesen sind, sie haben wohl nicht so im Dreck geschleppt wie Eurer, ja Ihr glaubt nicht, wie er den Huren so schöne Kleider machen können.« Mein Herr fragte, ob denn meines Knans Ann und Ursele schöner gewesen, als diese Jungfer? »Ach wohl nein, Herr«, sagte ich, »diese Jungfrau hat ja Haar, das ist so gelb wie kleiner Kinderdreck, und ihre Scheitel sind so weiß und so gerad gemacht, als wenn man Säubürsten auf die Haut gekappt hätte, ja ihre Haar sind so hübsch zusammengerollt, daß es siehet, wie hohle Pfeifen, oder als wenn sie auf jeder Seiten ein paar Pfund Lichter oder ein Dutzend Bratwürst hangen hätte: Ach sehet nur, wie hat sie so eine schöne glatte Stirn; ist sie nicht feiner gewölbet als ein fetter Arsbacken und weißer als ein Totenkopf, der viel Jahr lang im Wetter gehangen? Immer Schad ists, daß ihre zarte Haut durch das Haarpuder so schlimm bemakelt wird, denn wenns Leut sehen, die es nicht verstehen, dürften sie wohl vermeinen, die Jungfer habe den Erbgrind, der solche Schuppen von sich werfe; welches noch größerer Schad wäre für die funklenden Augen, die von Schwärze klarer zwitzern als der Ruß vor meines Knans Ofenloch, welcher so schrecklich glänzete, wenn unser Ann mit einem Strohwisch davorstund, die Stub zu hitzen, als wenn lauter Feuer darin steckte, die ganze Welt anzuzünden: Ihre Backen sind so hübsch rötlich, doch nicht gar so rot als neulich die neuen Nestel waren, damit die schwäbischen Fuhrleut von Ulm ihre Lätz gezieret hatten: Aber die

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