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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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geriet mir in die Händ, den hängte ich an den Hals, den Feuerhaken aber behielt ich in den Händen, mich damit auf den Notfall zu wehren; solches ließ sich aber der fromme Pfaff nicht irren, denn er kam mit seiner Köchin prozessionsweis daher, welche zwei Wachslichter in den Händen und einen Weihwasserkessel am Arm trug, er selbsten aber war mit dem Chorrock bewaffnet samt den Stolen und hatte den Sprengel in der einen und ein Buch in der andern Hand, aus demselben fing er an mich zu exerzieren, fragend: Wer ich sei, und was ich da zu schaffen hätte? Weil er mich denn nun für den Teufel selbst hielt, so gedachte ich, es wäre billig, daß ich auch wie der Teufel täte, daß ich mich mit Lügen behülfe, antwortet derowegen: »Ich bin der Teufel, und will dir und deiner Köchin die Häls umdrehen!« Er fuhr mit seinem Exorcismo weiter fort und hielt mir vor, daß ich weder mit ihm noch seiner Köchin nichts zu schaffen hätte, hieß mich auch mit der allerhöchsten Beschwörung wieder hinfahren, wo ich herkommen wäre; ich aber antwortet mit ganz fürchterlicher Stimm, daß solches unmöglich sei, wenn ich schon gern wollte. Indessen hatte Spring-ins-Feld, der ein abgefeimter Erzvogel war und kein Latein verstand, seine seltsamen Tausendhändel auf dem Dach, denn da er hörete, um welche Zeit es in der Küchen war, daß ich mich nämlich für den Teufel ausgab, mich auch der Geistliche also hielt, wixte er wie eine Eul, bellete wie ein Hund, wieherte wie ein Pferd, blökte wie ein Geißbock, schrie wie ein Esel und ließ sich bald durch den Kamin herunter hören wie ein Haufen Katzen, die im Hornung rammeln, bald wie eine Henne die legen wollte, denn dieser Kerl konnte aller Tier Stimme nachmachen, und wenn er wollte, so natürlich heulen, als ob ein ganzer Haufen Wölf beieinander gewesen wäre. Solches ängstigte den Pfarrer und seine Köchin auf das höchste, ich aber machte mir ein Gewissen, daß ich mich für den Teufel beschwören ließ, für welchen er mich eigentlich hielt, weil er etwa gelesen oder gehöret hatte, daß sich der Teufel gern in grünen Kleidern sehen lasse.
    Mitten in solchen Ängsten, die uns beiderseits umgeben hatten, wurde ich zu allem Glück gewahr, daß das Nachtschloß an der Tür, die auf den Kirchhof ging, nicht eingeschlagen, sondern der Riegel nur vorgeschoben war: Ich schob denselben geschwind zurück, wischte zur Tür hinaus auf den Kirchhof (da ich denn meine Gesellen mit aufgezogenen Hahnen stehen fand) und ließ den Pfaffen Teufel beschwören, so lang er immer wollte. Und demnach Spring-ins-feld mir meinen Hut von dem Dach gebracht, wir auch unser Proviant aufgesackt hatten, gingen wir zu unserer Bursch, weil wir im Dorf nichts mehr zu verrichten hatten, als daß wir die entlehnte Leiter samt dem Seil wieder hätten heimliefern sollen.
    Die ganze Partei erquickte sich mit demjenigen das wir gestohlen hatten, und bekam doch kein einziger den Klucksen davon, so gesegnete Leut waren wir! Auch hatten alle über diese meine Fahrt genugsam zu lachen, nur dem Studenten wollte es nicht gefallen, daß ich den Pfaffen bestohlen, der ihm das Münkelspiel so grandig besteckt hatte, ja er schwur auch hoch und teur, daß er ihm seinen Speck gern bezahlen wollte, wenn er die Mittel nur bei der Hand hätte, und fraß doch nichtsdestoweniger mit, als ob ers verdingt hätte. Also lagen wir noch zween Tag an selbigem Ort und erwarteten diejenigen, denen wir schon so lang aufgepaßt hatten, wir verloren keinen einzigen Mann im Angriff und bekamen doch über dreißig Gefangene und so herrliche Beuten, als ich jemals teilen helfen: Ich hatte doppelt Part, weil ich das Beste getan, das waren drei schöne friesländische Hengst mit Kaufmannswaren beladen, was sie in Eil forttragen möchten, und wenn wir Zeit gehabt, die Beuten recht zu suchen und solche in Salvo zu bringen, so wäre jeder für sein Teil reich genug worden, maßen wir mehr stehen lassen als wir davonbrachten, weil wir mit dem was wir fortbringen konnten, uns in schnellster Eil tummeln mußten, und zwar so retirierten wir uns mehrer Sicherheit halber auf Rehnen, da wir futterten und die Beuten teilten, weil unsers Volks da lag. Daselbst gedachte ich wieder an den Pfaffen, dem ich den Speck gestohlen hatte; der Leser mag denken, was ich für einen verwegenen, freveln und ehrgeizigen Kopf hatte, indem mirs nicht genug war, daß ich den frommen Geistlichen bestohlen und so schrecklich geängstiget, sondern ich wollte noch Ehr davon

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