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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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wurde, halfen sie mir hübsch durch; im übrigen dünkte ich mich viel zu gut dazu sein, daß ich die Armen bestehlen oder Hühner fangen und andere geringe Sachen hätte mausen sollen. Dabei fing ich an, nach und nach mit Fressen und Saufen ein epikurisch Leben zu führen, weil ich meines Einsiedlers Lehr vergessen und niemand hatte, der meine Jugend regierte oder auf den ich sehen durfte; denn meine Offizier machten selbst mit, wenn sie bei mir schmarotzten, und die mich hätten strafen und abmahnen sollen, reizten mich vielmehr zu allen Lastern, davon wurde ich endlich so gottlos und verrucht, daß mir kein Schelmstück, solches zu begehen, zu groß war. Zuletzt wurde ich auch heimlich geneidet, zumal von meinen Kameraden, daß ich ein glücklichere Hand zu stehlen hatte als ein anderer; von meinen Offiziern aber, daß ich mich so toll hielt, glücklich auf Parteien handelte und mir ein größern Namen und Ansehen machte als sie selbst hatten. Ich halte auch gänzlich dafür, daß mich ein oder ander Teil zeitlich aufgeopfert hätte, wenn ich nicht so spendiert hätte.

Das 2. Kapitel
    Der Jäger von Soest schafft den Jäger von Werl ab
    Als ich nun so fort hausete und im Werk begriffen war, mir einige Teufelslarven und dazu gehörige schreckliche Kleidungen mit Roß- und Ochsenfüßen machen zu lassen, vermittelst derer ich die Feind erschrecken, zumal auch den Freunden als unerkannt das Ihrige zu nehmen, dazu mir denn die Begebenheit mit dem Speckstehlen Anlaß gab, bekam ich Zeitung, daß ein Kerl sich in Werl aufhielte, welcher ein trefflicher Parteigänger sei, sich grün kleiden lassen und hin und her auf dem Land, sonderlich aber bei unsern Kontribuenten, unter meinem Namen mit Weiberschänden und Plünderungen allerhand Exorbitantien verübte, maßen dahero greuliche Klagen auf mich einkamen, dergestalt, daß ich übel eingebüßt hätte, da ich nicht ausdrücklich dargetan, daß ich in denjenigen Zeiten, da er ein und ander Stücklein auf mich verrichtet, mich anderswo befunden. Solches gedacht ich ihm nicht zu schenken, viel weniger zu leiden, daß er sich länger meines Namens bedienen, unter meiner Gestalt Beuten machen und mich dadurch so schänden sollte. Ich ließ ihn mit Wissen des Kommandanten in Soest auf einen Degen oder Paar Pistoln ins freie Feld zu Gast laden, nachdem er aber das Herz nicht hatte zu erscheinen, ließ ich mich vernehmen, daß ich mich an ihm revanchieren wollte, und sollt es zu Werl in desselbigen Kommandanten Schoß geschehen, als der ihn nicht drum strafte: Ja ich sagte öffentlich, daß, so ich ihn auf Partei ertappte, er als ein Feind von mir traktiert werden sollte! Das machte, daß ich meine Larven liegen ließ, mit denen ich ein Großes anzustellen vorhatte, sondern auch mein ganz grünes Kleid in kleine Stück zerhackte und in Soest vor meinem Quartier öffentlich verbrennet, unangesehen allein meine Kleider, ohne Federn und Pferdgezeug, über die hundert Dukaten wert waren; ja ich fluchte in solcher Wut noch drüber hin, daß der nächste, der mich mehr einen Jäger nenne, entweder mich ermorden oder von meinen Händen sterben müsse, und sollte es auch meinen Hals kosten! Wollt auch keine Partei mehr führen (so ich ohnedas nicht schuldig, weil ich noch kein Offizier war), ich hätte mich denn zuvor an meinem Widerpart zu Werl gerochen. Also hielt ich mich ein und tat nichts Soldatisch mehr, als daß ich meine Wacht versah, ich wäre denn absonderlich irgendshin kommandiert worden, welches ich jedoch alles wie ein anderer Bärnhäuter sehr schläferig verrichtet. Dies erscholl gar bald in der Nachbarschaft, und wurden die Parteien vom Gegenteil so kühn und sicher davon, daß sie schier täglich vor unsern Schlagbäumen lagen, so ich in die Läng auch nicht ertragen konnte. Was mir aber gar zu unleidlich fiel, war dies, daß der Jäger von Werl noch immerzu fortfuhr, sich für mich auszugeben und ziemliche Beuten zu machen.
    Indessen nun, als jedermann vermeinte, ich hätte mich auf eine Bärnhaut schlafen gelegt, von der ich so bald nicht wieder aufstehen würde, kundigte ich meines Gegenteils von Werl Tun und Lassen aus und befand, daß er mir nicht nur mit dem Namen und in den Kleidern nachäffte, sondern auch bei Nacht heimlich zu stehlen pflegte, wenn er etwas erhaschen konnte, derhalben erwachte ich wieder ohnversehens und machte meinen Anschlag darauf: Mein beiden Knecht hatte ich nach und nach abgericht wie die Wachtelhund, so waren sie mir auch dermaßen

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