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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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haben; derowegen nahm ich einen Saphir in einen güldenen Ring gefaßt, den ich auf selbiger Partei erschnappt hatte, und schickte ihn von Rehnen aus durch einen gewissen Boten meinem Pfarrer, mit folgendem Brieflein:
    Wohl-Ehrwürdiger, etc. Wenn ich dieser Tagen im Wald noch etwas von Speisen zu leben gehabt hätte, so hätte ich nicht Ursach gehabt, E. Wohl-Ehrw. ihren Speck zu stehlen, wobei Sie vermutlich sehr erschreckt worden. Ich bezeuge beim Höchsten, daß Sie solche Angst wider meinen Willen eingenommen, hoffe derowegen die Vergebung desto ehender: Was aber den Speck selbst anbelangt, so ists billig, daß selbiger bezahlt werde, schicke derohalben anstatt der Bezahlung gegenwärtigen Ring, den diejenigen hergeben, um welcher willen die War ausgenommen werden müssen, mit Bitt, E. Wohl-Ehrw. belieben damit vorlieb zu nehmen; versichere daneben, daß Dieselbe im übrigen auf alle Begebenheit einen dienstfertigen und getreuen Diener hat an dem, den Dero Mesner für keinen Maler hält, welcher sonst genannt wird
    Der Jäger.
    Dem Bauren aber, welchem sie den Backofen ausgeleert hatten, schickte die Partei aus gemeiner Beut sechzehn Reichstaler, denn ich hatte sie gelehret, daß sie solchergestalt den Landmann auf ihre Seite bringen müssen, als welche einer Partei oft aus allen Nöten helfen oder hingegen eine andere verraten, verkaufen und um die Häls bringen könnten. Von Rehnen gingen wir auf Münster und von da auf Hamm und heim nach Soest in unser Quartier, allwo ich nach wenig Tagen ein Antwort von dem Pfaffen empfing, die also lautet':
    Edler Jäger, etc. Wenn derjenige, dem Ihr den Speck gestohlen, hätte gewußt, daß Ihr ihm in teuflischer Gestalt erscheinen würdet, hätte er sich nicht so oft gewünscht, den landberufenen Jäger auch zu sehen: Gleichwie aber das geborgte Fleisch und Brot viel zu teuer bezahlt worden, also ist auch der eingenommene Schrecken desto leichter zu verschmerzen, vornehmlich weil er von einer so berühmten Person wider ihren Willen verursacht worden, deren hiermit allerdings verziehen wird, mit Bitt, dieselbe wolle ein andermal ohne Scheu zusprechen, bei dem der sich nicht scheuet, den Teufel zu beschwören. Vale.
    Also machte ichs aller Orten und überkam dadurch einen großen Ruf, und je mehr ich ausgab und verspendierte, je mehr flossen mir Beuten zu, und bildet ich mir ein, daß ich diesen Ring, wiewohl er bei hundert Reichstaler wert war, gar wohl angelegt hätte. Aber hiermit hat dieses zweite Buch ein Ende.
    Ende des zweiten Buchs

Das dritte Buch
Das 1. Kapitel
    Wie der Jäger zu weit auf die linke Hand gehet
    Der günstige Leser wird in vorhergehendem Buch verstanden haben, wie ehrgeizig ich in Soest worden, und daß ich Ehr, Ruhm und Gunst in Handlungen suchte und auch gefunden, die sonst bei andern wären strafwürdig gewesen: jetzt will ich erzählen, wie ich mich meine Torheit weiter verleiten lassen und dadurch in stetiger Leib- und Lebensgefahr gelebt. Ich war, wie ich bereits erwähnet hab, so beflissen Ehr und Ruhm zu erjagen, daß ich auch nicht davor schlafen konnte, und wenn ich so Grillen hatte und manche Nacht lag, neue Fünd und List zu ersinnen, hatte ich wunderliche Einfäll; dahero erfand ich ein Gattung Schuh, die man das Hinterst zuvörderst anziehen konnte, also daß die Absätz unter den Zehen standen, deren ließ ich auf meine Kosten bei dreißig unterschiedliche Paar machen, und wenn ich solche unter meine Bursch austeilete und damit auf Partei ging, wars unmöglich uns auszuspüren, denn wir trugen bald diese und bald unsere rechten Schuh an den Füßen und hingegen die übrigen im Ranzen, und wenn jemand an einen Ort kam, da ich die Schuh verwechseln lassen, sah es nicht anders in der Spur, als wenn zwo Partei allda zusammenkommen und miteinander auch wieder verschwunden wären; behielt ich aber meine letzten Schuh an, so sah es, als ob ich erst hingangen wäre, wo ich schon gewesen, oder als ob ich von dem Ort herkäme, dahin ich erst ging: So waren ohnedas meine Gäng, wenn es eine Spur hatte, viel verwirrter als in einem Irrgarten, also daß es denjenigen, die mich vermittelst der Spur hätten auskundigen oder sonst nachjagen sollen, unmöglich gefallen wäre, mich zu kriegen. Ich war oft allernächst bei denen vom Gegenteil, die mich in der Ferne sollten suchen, und noch öfters etliche Meil Wegs von demjenigen Busch, den sie jetzt umstellten und durchstreiften, mich darin zu fangen, und gleichwie ichs machte mit den Parteien zu

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