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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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wollte, ich aber allerhand Ausflücht suchte und meine Wanderschaft verwandte, sagte der Mesner oder Glöckner: »Du Kerl, ich sehe dich ehe für einen verlaufenen Soldatenjungen an als für einen Malergesellen.« Ich war solcher Reden nicht mehr gewohnet und sollte sie doch verschmerzen, doch schüttelt ich nur den Kopf ein wenig, und antwortet ihm: »O du Kerl, gib nur nur geschwind Pinsel und Farben her, so will ich dir im Hui einen Narrn dahergemalt haben wie du einer bist.« Der Pfarrer machte ein Gelächter daraus und sagte zu uns beiden, es gezieme sich nicht an einem so heiligen Ort einander wahrzusagen; gab damit zu verstehen, daß er uns beiden glaubte, ließ uns noch einen Trunk langen und also dahinziehen. Ich aber ließ mein Herz bei den Knackwürsten.
    Wir kamen noch vor Nacht zu unsern Gesellen, da ich meine Kleider und Gewehr wieder nahm, dem Hauptmann meine Verrichtung erzählet und sechs gute Kerl auslas, die das Brot heimtragen sollten helfen; wir kamen um Mitternacht ins Dorf und huben in aller Stille das Brot aus dem Ofen, weil wir einen bei uns hatten, der die Hund bannen konnte, und da wir bei dem Pfarrhof vorüber wollten, konnte ichs nicht übers Herz bringen, ohne Speck weiters zu passieren; Ich stand einsmals still und betrachtete mit Fleiß, ob nicht in des Pfaffen Küchen zu kommen sein möchte? sah aber keinen andern Eingang als den Kamin, welcher für diesmal meine Tür sein mußte; Wir trugen Brot und Gewehr auf den Kirchhof ins Beinhaus und brachten ein Leiter und Seil aus einer Scheur zuwegen, und weil ich so gut als ein Schornsteinfeger in den Kaminen auf- und absteigen konnte (als welches ich von Jugend auf in den hohlen Bäumen gelernet hatte), stieg ich selbander aufs Dach, welches von hohlen Ziegeln doppelt belegt und zu meinem Vorhaben sehr bequem gebaut war: Ich wickelt meine langen Haar über dem Kopf auf einen Büschel zusammen, ließ mich mit einem End des Seils hinunter zu meinem geliebten Speck, und band einen Schinken nach dem andern und eine Speckseite nach der andern an das Seil, welches der auf dem Dach fein ordentlich zum Dach hinausfischte und den andern in das Beinhäuslein zu tragen gab: Aber potz Unstern! da ich allerdings Feirabend gemacht hatte und wieder übersich wollte, brach eine Stange mit mir, also daß der arme Simplicius herunterfiel und der elende Jäger sich selbst wie in einer Mausfallen gefangen befand: Meine Kameraden auf dem Dach ließen das Seil herunter, mich wieder hinaufzuziehen, aber es zerbrach, ehe sie mich vom Boden brachten. Ich gedachte: ›Nun Jäger, jetzt mußt du eine Hatz ausstehen, in welcher dir selbst, wie dem Aktaeon, das Fell gewaltig zerrissen wird werden‹, denn der Pfarrer war von meinem Fall erwacht und befahl seiner Köchin, alsbald ein Licht anzuzünden: Sie kam im Hemd zu mir in die Küchen, hatte den Rock über der Achsel hangen und stund so nahe neben mich, daß sie mich damit rührte; sie griff nach einem Brand, hielt das Licht daran und fing an zu blasen; ich aber blies viel stärker zu als sie selbsten, davon das gute Mensch so erschrak, daß sie Feur und Licht fallen ließ und sich zu ihrem Herrn retirierte; also bekam ich Luft, mich zu bedenken, durch was Mittel ich mir davonhelfen möchte, es wollte mir aber nichts einfallen: Meine Kameraden gaben mir durchs Kamin herunter zu verstehen, daß sie das Haus aufstoßen und mich mit Gewalt herausnehmen wollten, ich gabs ihnen aber nicht zu, sondern befahl, sie sollten ihr Gewehr in acht nehmen und allein den Spring-ins-Feld oben bei dem Kamin lassen und erwarten, ob ich ohne Lärmen und Rumor davonkommen könnte, damit unser Anschlag nicht zu Wasser würde, wofern aber solches nicht sein möchte, sollten sie alsdann ihr Bestes tun; interim schlug der Geistliche selbst ein Licht an, seine Köchin aber erzählte ihm, daß ein greulich Gespenst in der Küchen wäre, welches zween Köpf hätte (denn sie hatte vielleicht meinen Büschel Haar auf dem Kopf gesehen und auch für einen Kopf gehalten), das hörete ich alles, machte mich derowegen mit meinen schmutzigen Händen, darin ich Aschen, Ruß und Kohlen rieb, im Angesieht und an Händen so abscheulich, daß ich ohn Zweifel keinem Engel mehr (wie hiebevor die Klosterfrauen im Paradeis sagten) gleichsah; und der Mesner, wenn ers gesehen, mich wohl für einen geschwinden Maler hätte passieren lassen. Ich fing an in der Küchen schrecklich zu poltern und allerlei Küchengeschirr untereinander zu werfen, der Kesselring

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