Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
Vom Netzwerk:
getreu, daß jeder auf den Notfall für mich durch ein Feur gelaufen wäre, weil sie ihr gut Fressen und Saufen bei mir hatten und treffliche Beuten machten: Derer schickte ich einen nach Werl zu meinem Gegenteil, der wandte vor, weil ich als sein gewesener Herr nunmehr anfinge zu leben wie ein ander Kujon und verschworen hätte, nimmermehr auf Partei zu gehen, so hätte er nicht mehr bei mir bleiben mögen, sondern sei kommen ihm zu dienen, weil er an seines Herrn Statt ein Jägerkleid angenommen und sich wie ein rechtschaffener Soldat gebrauchen lasse; er wisse alle Weg und Steg im Land und könnte ihm manchen Anschlag geben, gute Beuten zu machen, etc. Mein guter einfältiger Narr glaubte meinem Knecht und ließ sich bereden, daß er ihn annahm und auf eine bestimmte Nacht mit seinem Kameraden und ihm auf eine Schäferei ging, etliche fette Hämmel zu holen, da ich und Springinsfeld mit meinem andern Knecht schon aufpaßten und den Schäfer bestochen hatten, daß er seine Hund anbinden und die Ankömmling in die Scheur unverhindert minieren lassen sollte, so wollte ich ihnen das Hammelfleisch schon gesegnen. Da sie nun ein Loch durch die Wand gemacht hatten, wollte der Jäger von Werl haben, mein Knecht sollte gleich zum ersten hineinschliefen; er aber sagte: »Nein, es möchte jemand drin aufpassen und mir eins vorn Kopf geben, ich sehe wohl, daß ihr nicht recht mausen könnt, man muß zuvor visitieren«; zog darauf seinen Degen aus und hängte seinen Hut an die Spitz, stieß ihn also etlichmal durchs Loch und sagte: »So muß man zuvor sehen, ob Bläsi zu Haus sei oder nicht?« Als solches geschehen, war der Jäger von Werl selbst der erste so hineinkroch; aber Springinsfeld erwischte ihn gleich beim Arm, darin er seinen Degen hatte, und fragte ihn, ob er Quartier wollte? Das höret' sein Gesell und wollt durchgehen; weil ich aber nicht wußte, welches der Jäger, und geschwinder als dieser auf den Füßen war, eilet ich ihm nach und ertappt ihn in wenig Sprüngen; Ich fragte: »Was Volks?« Er antwortet': »Kaiserisch.« Ich fragte: »Was Regiments? Ich bin auch kaiserisch, ein Schelm der seinen Herrn verleugnet!« jener antwort: »Wir sind von den Dragonern aus Soest und kommen ein paar Hämmel zu holen, Bruder ich hoffe, wenn ihr auch kaiserisch seid, ihr werdet uns passieren lassen.« Ich antwortet: »Wer seid ihr denn aus Soest?« jener antwort: »Mein Kamerad im Stall ist der Jäger.« »Schelmen seid ihr!« sagte ich, »warum plündert ihr denn euer eigen Quartier? der Jäger von Soest ist so kein Narr, daß er sich in einem Schafstall fangen läßt!« »Ach von Werl wollt ich sagen«, antwort mir jener wiederum; und indem ich so disputierte, kam mein Knecht und Springinsfeld mit meinem Gegenteil auch daher. »Siehe da, du ehrlicher Vogel, kommen wir hier zusammen? wenn ich die kaiserlichen Waffen, die du wider den Feind zu tragen aufgenommen hast, nicht respektierte, so wollt ich dir gleich eine Kugel durch den Kopf jagen! Ich bin der Jäger von Soest bishero gewesen, und dich halt ich für einen Schelmen, bis du einen von gegenwärtigen Degen zu dir nimmst und den andern auf Soldaten-Manier mit mir missest!« Indem legte mein Knecht (der sowohl als Springinsfeld ein abscheuliches Teufelskleid mit großen Bockshörnern anhatte) uns zween gleiche Degen vor die Füß, die ich mit aus Soest genommen hatte, und gab dem Jäger von Werl die Wahl, einen davon zu nehmen welchen er wollte; davon der arme Jäger so erschrak, daß es ihm ging wie mir zu Hanau, da ich den Tanz verderbte, denn er hofierte die Hosen so voll, daß schier niemand bei ihm bleiben konnte; er und sein Kamerad zitterten wie nasse Hund, sie fielen nieder auf die Knie und baten um Gnad! Aber Springinsfeld kollerte wie aus einem hohlen Hafen heraus, und sagte zum Jäger: »Du mußt einmal raufen oder ich will dir den Hals brechen!« »Ach hochgeehrter Herr Teufel, ich bin nicht Raufens halber herkommen, der Herr Teufel überhebe mich dessen, so will ich hingegen tun was du willst.« In solchen verwirrten Reden gab ihm mein Knecht den einen Degen in die Hand und mir den andern, er zitterte aber so sehr, daß er ihn nicht halten konnte: Der Mond schien sehr hell, so daß der Schäfer und sein Gesind alles aus ihrer Hütten sehen und hören konnten. Ich rufte demselben herbeizukommen, damit ich einen Zeugen dieses Handels hätte, dieser als er kam, stellte sich, als ob er die zween in den Teufelskleidern nicht sehe, und sagte, was ich mit diesen

Weitere Kostenlose Bücher