Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch
Geschwindigkeit einpflanzen wird; die Pallas soll ihn auf dem Parnasso auferziehen, und Vulcanus soll ihm in Hora Martis seine Waffen, sonderlich aber ein Schwert schmieden, mit welchem er die ganze Welt bezwingen und alle Gottlosen niedermachen wird, ohne fernere Hilf eines einzigen Menschen, der ihm etwa als ein Soldat beistehen möchte, er soll keines Beistands bedürfen, ein jede große Stadt soll von seiner Gegenwart erzittern, und ein jede Festung, die sonst unüberwindlich ist, wird er in der ersten Viertelstund in seinem Gehorsam haben, zuletzt wird er den größten Potentaten in der Welt befehlen und die Regierung über Meer und Erden so löblich anstellen, daß beides Götter und Menschen ein Wohlgefallen darob haben sollen.«
Ich sagte: »Wie kann die Niedermachung aller Gottlosen ohne Blutvergießen und das Kommando über die ganze weite Welt ohne sonderbare große Gewalt und starken Arm geschehen und zuwegen gebracht werden? o Jupiter, ich bekenne dir unverhohlen, daß ich diese Ding weniger als ein sterblicher Mensch begreifen kann!« Jupiter antwortet': »Das gibt mich nicht Wunder, weil du nicht weißt, was meines Helden Schwert für ein seltene Kraft an sich haben wird, Vulcanus wirds aus den Materialien verfertigen, daraus er mir meine Donnerkeil macht, und dessen Tugenden dahin richten, daß mein Held, wenn er solches entblößet und nur einen Streich damit in die Luft tut, einer ganzen Armada, wenn sie gleich hinter einem Berg eine ganze Schweizermeil Wegs weit von ihm stünde, auf einmal die Köpf herunterhauen kann, also daß die armen Teufel ohne Köpf daliegen müssen, ehe sie einmal wissen wie ihnen geschehe! Wenn er dann nun seinem Lauf den Anfang macht und vor eine Stadt oder Festung kommt, so wird er des Tamerlani Manier brauchen, und zum Zeichen, daß er Friedens halber und zu Beförderung aller Wohlfahrt vorhanden sei, ein weißes Fähnlein aufstecken, kommen sie dann zu ihm heraus und bequemen sich, wohl gut; wo nicht, so wird er von Leder ziehen und durch Kraft mehrgedachten Schwerts allen Zauberern und Zauberinnen, so in der ganzen Stadt sind, die Köpf herunterhauen und ein rotes Fähnlein aufstecken; wird sich aber dennoch niemand einstellen, so wird er alle Mörder, Wucherer, Dieb, Schelmen, Ehebrecher, Huren und Buben auf die vorige Manier umbringen und ein schwarzes Fähnlein sehen lassen, wofern aber nicht so bald diejenigen, so noch in der Stadt übrig blieben, zu ihm kommen und sich demütig einstellen, so wird er die ganze Stadt und ihre Inwohner als ein halsstarrig und ungehorsam Volk ausrotten wollen, wird aber nur diejenigen hinrichten, die den andern abgewehrt haben und ein Ursach gewesen, daß sich das Volk nicht ehe ergeben. Also wird er von einer Stadt zur andern ziehen, einer jeden Stadt ihr Teil Lands um sie her gelegen im Frieden zu regieren übergeben und von jeder Stadt durch ganz Teutschland zween von den klügsten und gelehrtesten Männern zu sich nehmen, aus denselben ein Parlament machen, die Städt miteinander auf ewig vereinigen, die Leibeigenschaften samt allen Zöllen, Akzisen, Zinsen, Gülten und Umgelten durch ganz Teutschland aufheben und solche Anstalten machen, daß man von keinem Fronen, Wachen, Kontribuieren, Geldgeben, Kriegen noch einziger Beschwerung beim Volk mehr wissen, sondern viel seliger als in den Elysischen Feldern leben wird: Alsdann (sagt' Jupiter ferner) werde ich oftmals den ganzen Chorum Deorum nehmen und herunter zu den Teutschen steigen, mich unter ihren Weinstöcken und Feigenbäumen zu ergötzen, da werde ich den Helikon mitten in ihre Grenzen setzen und die Musen von neuem darauf pflanzen, ich werde Teutschland höher segnen mit allem Überfluß als das glückselige Arabiam, Mesopotamiam und die Gegend um Damasco; die griechische Sprach werde ich alsdann verschwören und nur Teutsch reden und mit einem Wort mich so gut teutsch erzeigen, daß ich ihnen auch endlich, wie vor diesem den Römern, die Beherrschung über die ganze Welt zukommen lassen werde.« Ich sagte: »Höchster Jupiter, was werden aber Fürsten und Herren dazu sagen, wenn sich der künftige Held unterstehet, ihnen das Ihrig so unrechtmäßiger Weis abzunehmen und den Städten zu unterwerfen? werden sie sich nicht mit Gewalt widersetzen oder wenigst vor Göttern oder Menschen dawider protestieren?« Jupiter antwortet': »Hierum wird sich der Held wenig bekümmern, er wird alle Großen in drei Teil unterscheiden und diejenigen, so ohnexemplarisch und verrucht
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