Der Abgrund
Baujahr 1936.« Er sah Gwen an. »Irre ich mich, oder wurden davon nicht nur zwei Stück hergestellt, einer für Clark Gable und der andere für Gary Cooper? Bitte sagen Sie mir, dass ich mich nicht irre.«
Gwen nickte. »Sie kennen sich mit Autos aus. Das ist Coops Wagen.«
Romano sah Web an, als würde er gleich ohnmächtig werden.
»Der ist wunderschön«, sagte Romano und drehte sich zu der Frau um. »Sie sollen wissen, Gwen, dass es mir wirklich eine Ehre ist, mit diesen legendären Fahrzeugen unter einem Dach zu schlafen.«
Web hatte ein Gefühl, als müsse er sich gleich übergeben.
Gwen sah Web an und schüttelte den Kopf. Ein winziges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Männer und ihre Spielzeuge. Haben Sie auch Spielzeuge, Web?«
»Eigentlich nicht. Ich hatte schon als Kind keine.«
Sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Oben sind zwei Apartments«, sagte sie dann, »beide mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Küche. Die Schränke sind voll. Zur Kolonialzeit war das hier das Kutschenhaus des Anwesens. In den Vierzigerjahren baute der damalige Besitzer es zur Feuerwache um. Als Billy das Anwesen kaufte, hat er ein Gästehaus daraus gemacht, obwohl das Haupthaus über mehr als zwanzig Zimmer verfügt. Ich hielt ein Gästehaus immer für ein wenig überflüssig.«
»Zwanzig Zimmer!«, sagte Romano.
»Ich weiß«, sagte Gwen. »Ich bin auf einer Farm in der Nähe von Louisville aufgewachsen. Wir hatten zwei Zimmer für sieben Personen.«
»Wenn ich mich recht entsinne, kommt Billy auch nicht gerade aus einer reichen Familie«, sagte Web.
»Das Speditionsgewerbe ist keine einfache Branche, aber er hat es geschafft.«
»Er hat sich beklagt, dass diese Farm ihn bis auf den letzten Blutstropfen aussaugt«, warf Romano ein. »Aber diese Schlitten sind nicht gerade billig.«
Gwen lächelte tatsächlich zum ersten Mal, und Web ertappte sich, dass er zurücklächelte. »Sie werden bald erfahren, dass Billy Canfield gern klagt. Über alles. Aber besonders über Geld. Er hat Ihnen bestimmt erzählt, dass wir jeden Cent, den wir hatten, in diese Ranch investiert haben, und das stimmt auch. Aber er hat Ihnen wahrscheinlich nicht erzählt, dass das erste Hengstfohlen, das wir verkauft haben, das Kentucky Derby gewonnen hat und beim Preakness Dritter wurde.«
»Wie hieß dieses Pferd?«
»King David«, antwortete Gwen schnell. »Wir bekamen natürlich nichts vom Preisgeld, aber damit waren wir im Geschäft, und uns gehört die Zuchtstute, die King David bekam. Der Hengst, von dem wir sie decken ließen, war gar nicht so toll, was bedeutet, dass die Anlagen unserer Stute einen Großteil der Anerkennung für die Fähigkeiten des Kings eingeheimst haben.«
»Das kommt mir nur recht und billig vor«, sagte Web, »wenn man bedenkt, dass eigentlich die Frau die ganze Arbeit macht.«
Gwen warf ihm einen Blick zu. »Mir gefällt Ihre Auffassung. Da wir also den King vorzuweisen haben, kennt jeder in diesem Land, der auch nur etwas vom Pferderennen versteht, East Winds, und unsere Pferde erzielen im Allgemeinen gute Preise. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist unglaublich kostspielig, eine Zuchtfarm zu unterhalten. Aber solange Billy sich beschwert, kommen wir wohl klar.«
»Schön zu wissen«, sagte Web. »Ich vermute, Sie sind kurz nach dem Prozess hierher gezogen?«
»Wenn Sie irgendetwas brauchen«, sagte sie knapp, »rufen Sie einfach im Haus an, und wir kümmern uns darum. Die Nummer steht oben auf der Wand neben dem Telefon.« Sie ging, bevor sie ihr auch nur danken konnten.
Sie gingen nach oben und schauten sich um. Das Mobiliar war antik, die Ausstattung kultiviert und elegant, und Web war
überzeugt, dass Gwen Canfield bei der Einrichtung das Händchen gewaltig im Spiel gehabt hatte. Billy Canfield kam ihnen bestimmt nicht wie ein Innendekorateur vor.
»Mann, das ist ja ein toller Schuppen«, sagte Romano.
»Ja, ein Schuppen, der weit weg von den Leuten ist, die wir beschützen sollen, und das gefällt mir gar nicht.«
»Dann ruf Bates an. Er kann ja Canfield anrufen, und die beiden können sich anschreien. Wir sind nur die Fußsoldaten, wir tun, was uns gesagt wird.«
»Was hältst du eigentlich von Gwen Canfield?«
»Scheint ganz nett zu sein. Sieht auch wirklich gut aus. Eine Lady. Canfield ist ein Glückspilz.«
»Komm ja nicht auf dumme Ideen, Paulie.«
»Ja, als ob Angie mich am Leben lassen würde, wenn ich mit anderen Frauen anbändle.«
»Pack deine Sachen aus, und
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