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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Reaktion danken. Billy hat es wahrscheinlich vergessen.«
    »Ich hab nur meinen Job getan.« Obwohl er Gwen Canfield nie begegnet war, hatten andere vom HRT sie beim Prozess in Richmond als übererregbar und emotional beschrieben. Diese Frau war sehr ruhig, in gewisser Weise fast unbeteiligt; trotz ihrer Dankesworte war ihr Tonfall gedämpft. Vielleicht hatte sie nach all den Gefühlen, die sie damals gezeigt hatte, einfach keine mehr übrig.
    Web hatte Bilder von ihr gesehen, die die Medien bei dem Prozess gemacht hatten. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann war Gwen sehr würdevoll gealtert. Sie war, schätzte er, Mitte bis Ende dreißig. Ihr blondes Haar war noch immer lang. Ihre Figur war die einer zehn Jahre jüngeren Frau, mit Kurven genau dort, wo Männer sie gern sahen, und einem Busen, der ewig Blicke anlocken würde. Ihre Gesichtszüge waren wunderschön, mit hohen Wangenknochen und vollen Lippen. Wäre sie Schauspielerin gewesen, hätte die Kamera sich sofort in sie verliebt. Sie war auch groß und hielt sich sehr gerade. Die Körperhaltung einer Reiterin.
    »Wir müssen zum Kutschenhaus. Es liegt direkt an dieser Straße.«
    Gwen zog Baron herum, drückte dem Pferd mit den Stiefeln in die Flanken und stieß einen lauten Schrei aus, der für Web völlig unverständlich klang, in der Pferdesprache jedoch bedeuten musste: »Galoppiere wie der Teufel!« Denn genau das tat Baron. Pferd und Reiterin flogen nur so die Straße entlang. Dann lehnte Gwen sich vor, verschmolz geradezu mit dem Torso des Pferdes, als der Hengst vom Boden abhob, über den an dieser Stelle nur einen Meter hohen Zaun sprang - er war hier niedriger, damit R OSS  und Reiter ihn passieren konnten -, auf einer der Koppeln aufsetzte und weitergaloppierte, ohne auch nur einen Schritt auszusetzen.
    Web drückte anerkennend auf die Hupe, und Gwen winkte, ohne zurückzuschauen.
    Das Kutschenhaus war, wie sich herausstellte, das Gebäude mit den großen Fenstern und der von Patina überzogenen Wetterfahne, das Web zuvor gesehen hatte. Gwen stieg vom Pferd ab und band es an einen Pfosten.
    Als sie ihre Sachen aus dem Wagen luden, gab Web Romano ein unauffälliges Zeichen, seine Waffen nicht in Gegenwart der Frau auszupacken.
    Web betrachtete das Kutschenhaus und schaute dann zum Haupthaus hinüber, das er an der langen, von Bäumen gesäumten Straße kaum ausmachen konnte. Er drehte sich zu Gwen um. »Ich will nicht undankbar klingen, aber wäre es vielleicht möglich, dass wir im Haupthaus untergebracht werden? Falls dort etwas passiert, dauert es vielleicht zu lange, bis wir bei Ihnen sind.«
    »Das Kutschenhaus, hat Billy gesagt. Wenn Sie damit ein Problem haben, müssen Sie das mit ihm klären.«
    Tja, das werde ich dann wohl müssen,  dachte Web. Zu ihr sagte er: »Das alles tut mir Leid, Mrs Canfield. Sie sollten das nicht noch einmal durchmachen müssen.«
    »Ich gehe schon lange nicht mehr davon aus, dass die Welt fair ist.« Sie betrachtete ihn genauer. »Es tut mir Leid, Billy hat gesagt, dass wir Sie kennen, aber mir fällt nicht ein, von woher.«
    »Ich gehörte zu dem Geiselrettungsteam, das an jenem Tag in der Schule war.«
    Sie schaute einen Augenblick lang zu Boden. »Ich verstehe. Und jetzt ist dieser Mann wieder frei. Der, der David getötet hat.«
    »Ja, leider. Aber hoffentlich nicht lange.«
    »Man hätte ihn hinrichten sollen.«
    »Da widerspreche ich Ihnen nicht, Mrs Canfield.«
    »Sagen Sie einfach Gwen. Wir sind hier draußen nicht so förmlich.«
    »Okay, Gwen. Und Sie sagen einfach Web und Paulie. Aber wir sind hier, um dafür zu sorgen, dass Ihnen und Ihrem Mann nichts passiert.«
    Sie sah ihn an. »Ich habe mich seit Jahren nicht mehr sicher gefühlt, Web. Und ich glaube nicht, dass sich daran jetzt etwas ändern wird.«
    Sie führte sie ins Haus. Das Erdgeschoss war mit restaurierten Oldtimern gefüllt. Web sah zu dem auf Autos verrückten Romano hinüber und befürchtete, sein Partner würde einen Herzinfarkt kriegen.
    »Billy sammelt sie«, erklärte Gwen. »Sein kleines privates Automuseum, könnte man wohl sagen.«
    »Mein Gott«, entfuhr es Romano, »das ist ein Stutz Bearcat, mit dem Lenkrad auf der rechten Seite.« Er ging staunend weiter, wie ein kleiner Junge in der Baseball-Ruhmeshalle. »Und das ist ein Lincoln LeBaron, Baujahr '39. Davon wurden nur neun Stück gebaut. Und... o mein Gott!« Er lief zur anderen Ecke des Raums und blieb wie angewurzelt stehen. »Web, das... das ist ein Duesenberg SSJ Speedster,

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