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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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blickte auf den Kerl herab und trat ein Stückchen näher heran, damit seine überlegene Körpergröße noch etwas besser zur Geltung kam. Er wusste genau, dass Romano ihm auch das übel nehmen würde. »Schön, dich zu sehen, Paulie! Hast du mir auch Blumen und Pralinen mitgebracht?«
    »Gib mir einfach nur 'ne klare Antwort, Web.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Bist du weggetreten?«
    »Ja, Paulie. Irgendwie müssen sich die Maschinengewehre gegenseitig abgeknallt haben.«
    »Ich meine, davor. Als das Charlie-Team zu Boden ging. Du warst nicht bei ihnen. Warum?«
    Web spürte, wie sein Gesicht warm wurde, und er verfluchte sich selbst dafür. Normalerweise konnte Romano ihm nichts anhaben. Trotzdem wusste Web nicht, was er ihm antworten sollte.
    »Irgendwas ist in meinem Kopf passiert, Paulie. Ich weiß auch nicht, was. Aber ich hatte nichts mit dem Hinterhalt zu tun, falls dir etwas Derartiges in den Sinn kommen sollte.«
    Romano schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass du zum Verräter geworden bist, Web. Ich frage mich nur, ob du plötzlich durchgeknallt bist.«
    »Wenn du gekommen bist, um mir das zu sagen, kannst du dich jetzt wieder verpissen.«
    Erneut musterte Romano ihn von oben bis unten, und Web verlor mit jedem Blick ein Stück Selbstbewusstsein. Ohne ein Wort drehte sich Romano um und ging. Web wäre es lieber gewesen, er hätte noch irgendeine Beschimpfung ausgestoßen,
    als sich auf diese Weise wortlos zu entfernen.
    Web wartete ein paar Minuten ab, dann öffnete er die Tür.
    »Was haben Sie vor?«, fragte der Wachmann überrascht.
    »Die Ärzte haben mich gesundgeschrieben. Hat man es Ihnen nicht gesagt?«
    »Niemand hat mir etwas gesagt.«
    Web hob die bandagierte Hand. »Die Regierung bezahlt mir keine weitere Nacht, nur weil ich einen Kratzer an der Hand habe. Und ich habe keine Lust, mir auch nur einen Cent von meinem lausigen Gehalt abziehen zu lassen.« Web kannte den Wachmann nicht, aber er machte den Eindruck, als würde er mit Verständnis auf ein solches Argument reagieren. Web wartete nicht auf eine Antwort, sondern marschierte einfach los. Er wusste, dass der Wachmann keine Handhabe hatte, ihn aufzuhalten. Er würde lediglich seinen Vorgesetzten Meldung über die neue Entwicklung machen, was er bestimmt im gleichen Moment tat.
    Web schlich sich durch einen Nebeneingang nach draußen, suchte eine Telefonzelle und rief einen alten Kumpel an. Eine Stunde später saß er in einem dreißig Jahre alten Vorstadthaus in Woodbridge, Virginia. Er wechselte seine Kleidung und zog Jeans, Halbschuhe und ein marineblaues Sweatshirt an. Er riss den Verband herunter und ersetzte ihn durch ein simples Heftpflaster. Er wollte kein Mitleid, nicht, nachdem jetzt sechs seiner besten Freunde im Leichenschauhaus lagen.
    Er ging seine Post durch. Es war nichts von Bedeutung dabei, aber er wusste, dass sich das bald ändern würde. Aus dem Versteck im Kamin holte er seine Neun-Millimeter-Ersatzpistole und steckte sie in seine Gürteltasche. Obwohl er niemanden erschossen hatte, war er jetzt ein Fall für die Untersuchungskommission für Schusswaffengebrauch, da Web unzweifelhaft seine Waffe abgefeuert hatte. Sie hatten seine Waffen konfisziert, was einer Amputation seiner Hände gleichkam. Dann war er über seine Rechte belehrt worden, bevor er seine Aussage machen durfte. Diese Prozeduren waren vorschriftsmäßige Routine, aber er kam sich trotzdem wie ein Verbrecher vor. Auf jeden Fall wollte er nicht ohne jegliche Hardware herumlaufen. Er war von Natur aus paranoid und nach dem Massaker an seinen Kameraden obendrein schizoid, sodass er nun sogar in Babys oder Kaninchen eine mögliche Bedrohung sah.
    Er ging in die Garage, warf seinen pechschwarzen 1978er- Ford-Mach-One an und fuhr los.
    Web hatte zwei Fahrzeuge, den Mach und einen uralten, schweren Suburban, der ihn und das Charlie-Team zu vielen Footballspielen der Redskins, an die Strände von Virginia und Maryland, zu Sauftouren und vielen anderen Unternehmungen entlang der Ostküste transportiert hatte. Jeder Mann hatte seinen festen Platz im Suburban gehabt, gerecht verteilt nach Lebensund Dienstalter. So war es immer geregelt worden, wo Web gearbeitet hatte. Was sie alles in diesem Schlachtschiff erlebt hatten! Jetzt fragte sich Web, wie viel Geld er noch für den Suburban bekommen würde, weil er bezweifelte, dass er dieses Monstrum jemals wieder selbst in Bewegung setzen würde.
    Er nahm die Interstate 95 Richtung Norden und kämpfte

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