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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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dabei weitere Geiseln zu verlieren. Aber sie alle wussten auch ganz genau, dass sich der ganze Einsatz durch irgendeinen unvorhergesehen Zwischenfall sehr schnell zum Bösen wenden konnte.
    Und so kam es auch.
    In dem Augenblick, bevor sie den Raum stürmten, erklang ein lauter, sehr hoher Ton. Er hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. Und bis heute wusste Web nicht, woher er gekommen war.
    Das HRT drang schießend in den Raum ein, doch die »Freien« waren nun gewarnt und erwiderten augenblicklich das Feuer.
    Und die Schüsse waren wohlplatziert. David Canfield wurde die linke Lunge durchschossen, und die Kugel trat aus seiner Brust aus. Er fiel zu Boden. Mit jedem Atemzug pumpte der Junge sein Blut aus dem großen Loch in seinem Körper. Obwohl es nur ein paar Sekunden gedauert haben konnte, starrte der Junge Web mit einem Blick an, als hätte er sein gesamtes Vertrauen in Web gesetzt und Web hätte ihn im Stich gelassen. Einem Blick, den er nie wieder vergessen würde.
    Dann brach der eigentliche Kampf los, und Web musste David Canfield vergessen und sich auf die übrigen Geiseln und die Männer konzentrieren, die versuchten, ihn zu töten. Die Brandverletzung hatte er davongetragen, nachdem er Lou Patterson gerettet hatte, danach die Kugeln in Hals und Brust. Und danach war er zu einem Ein-Mann-Abrissunternehmen geworden, und keiner der »Freien« war auf den Beinen geblieben. Web konnte noch immer nicht glauben, dass Ernest Free tatsächlich irgendwie überlebt hatte.
    Es war schrecklich, das alles noch einmal zu erleben, und doch beugte Web sich unwillkürlich vor, als die Kameras ihn erneut einfingen. Man brachte ihn auf einer Trage raus, umringt von Sanitätern. Links von ihm war Lou Patterson. Rechts lag ein Tuch über einer Leiche. David Canfield war die einzige Geisel gewesen, die während des Einsatzes des HRT das Leben verloren hatte. Web betrachtete sich weiterhin im Fernsehgerät, während die Kameras zwischen ihm hin und her schwenkten, wie er um sein Leben rang, und dem leblosen Körper von David. Das Licht einer Fernsehkamera beschien den Jungen weiterhin, bis es tatsächlich jemand ausschaltete. Web hatte sich oft gefragt, wer das wohl getan hatte. Dann wurde der Bildschirm schwarz.
    »Ich habe das Kameralicht ausgeschaltet.«
    Web wirbelte herum und sah Billy Canfield dort stehen. Er starrte auf den Fernsehschirm und schien Webs Gedanken gelesen zu haben. Zögernden Schrittes trat er vorwärts, den Finger auf den Schirm gerichtet.
    Web erhob sich von der Couch. »Um Gottes willen, Billy, es tut mir Leid. Ich hätte nicht... «
    »Verstehen Sie«, fuhr Billy fort, »dieses verdammte Licht leuchtete genau auf meinen Jungen. Das hätten sie nicht tun dürfen.« Schließlich sah er Web an. »Das hätten sie nicht tun dürfen, es war nicht richtig. Mein kleiner Davy reagierte auf helle Lichter immer empfindlich.«
    In diesem Augenblick kam Gwen herein, gekleidet in Jeans und eine rosa Bluse, die Füße nackt und das Haar noch nass. Web sah sie entschuldigend an, und sie begriff sofort, was passiert war. Sie nahm ihren Ehemann am Arm, doch er riss sich sofort von ihr los. Web machte in seinen Augen etwas aus, das Hass nahe kam.
    »Warum setzt ihr beide euch nicht hierher und seht es euch an?«, schrie er Gwen an. »Zum Teufel mit dir! Ich weiß es. Glaub ja nicht, ich wüsste es nicht.«
    Steifbeinig verließ er den Raum, während Gwen, ohne Web auch nur anzusehen, in die entgegengesetzte Richtung floh.
    Web kam sich unglaublich schuldig vor, als er die Kassette herausnahm, um sie ins Regal zu stellen. Dann hielt er inne. Er sah zur Tür, steckte die Kassette in seine Jackentasche und ging zum Kutschenhaus zurück. Dort schob er das Band in den Videorekorder und schaltete das Fernsehgerät ein. Er sah sich das Band noch fünfmal an, und jedes Mal gab es etwas, worauf er sich einfach keinen Reim machen konnte, ein Geräusch im Hintergrund. Er drehte die Lautstärke hoch und trat ganz nah vor den Bildschirm, doch das funktionierte auch nicht. Schließlich rief er Bates an und erklärte ihm, was er vermutete »Ich habe das Band hier«, sagte er.
    »Ich weiß, von welcher Aufnahme Sie sprechen«, sagte Bates. »Sie wurde von einer Nachrichtenagentur in Richmond gemacht. Wir haben eine im Archiv. Die Jungs sollen sie sich mal genau ansehen.«
    Web schaltete das Fernsehgerät aus und nahm die Kassette aus dem Rekorder. Später hatte man herausgefunden, dass zwei schwarze Teenager von den

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