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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einer Kassette ihn erstarren ließen. Er griff nach der Kassette und nahm sie vom Regal. Die Zahlen, die er gesehen hatte, waren nur ein Datum, doch dieses Datum würde Web nie vergessen. Er sah sich um, aber es schien niemand in der Nähe zu sein.
    Web schob die Kassette in den Videorekorder. Diese Szene hatte er im Geist immer wieder von neuem abgespielt. Die Schule in Richmond wurde von klugen, lernwilligen Kindern mit jeder Art von gesellschaftlichem Hintergrund besucht. Es war ziemlich symbolisch, hatten die Zeitungen damals geschrieben, dass die ehemalige Hauptstadt der Konföderation versuchte, mit einem kühnen Programm seine Schulen zu reintegrieren, nachdem die meisten Bundesgerichte sowie die meisten Staaten die Hände in die Luft gerissen und gesagt hatten, dass man die besten Schulen habe, die man haben könne. Nun, Richmond hatte versucht, mehr zu erreichen, und hatte auch Erfolg, der die Aufmerksamkeit der gesamten Nation auf seine Programme zog. Dann waren Ernest B. Free und weitere Mitglieder seiner Mordbande mit Schutzkleidung und genügend automatischen Waffen, um die gesamte Union zu besiegen, zur Eingangstür hereinspaziert.
    Chaos war ausgebrochen, als zwei Lehrer niedergeschossen wurden und mehr als vierzig Geiseln, darunter dreißig Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren, gezwungen wurden, an einem Ereignis teilzunehmen, mit dem niemand von ihnen irgendetwas zu tun haben wollte. Die Unterhändler hatten ständig mit den  Männern innerhalb des Gebäudes in Kontakt gestanden und versucht, sie zu beruhigen und herauszufinden, was sie eigentlich wollten. Und die gesamte Zeit über standen Web und sein Charlie-Team bereit, gemeinsam mit Scharfschützen des Zulu-Teams, die auf jegliche Arten von Angriffen vorbereitet waren. Dann erklangen in der Schule Schüsse, und Web und seine Männer wurden an die Front beordert. Jeder hatte den Einsatzplan genau vor Augen, auch wenn er nur provisorisch auf dem Flug von Quantico hierher ausgearbeitet worden war. Web erinnerte sich, dass sie vor dem Angriffsbefehl so wenig Zeit gehabt hatten, dass er sogar über seine 45er gestrichen hatte, um sich Glück zu wünschen.
    Bei dem Wenigen, das Web über die »Freien« wusste, war das auch bitter nötig. Die Leute waren gewalttätig, aber sehr diszipliniert und gut bewaffnet. Und sie hatten sich verschanzt und jede Menge Unschuldige in ihrer Gewalt.
    Über ein Telefon hatten die »Freien« Kontakt mit den Unterhändlern aufgenommen. Auch wenn sie behaupteten, die Schüsse hätten sich versehentlich gelöst, gefiel Web die ganze Sache nicht. Er spürte, dass etwas Schlimmes bevorstand, denn Männer wie die »Freien« handelten nicht ohne Hintergedanken. Und doch musste das Charlie-Team den Einsatz abbrechen. Nach Waco hatte sich die Haltung des FBI bezüglich der Geiselrettung geändert. Im Prinzip wurde abgewartet und die Sache ausgesessen, und das FBI schien durchaus gewillt, auch bis zum nächsten Jahr zu warten, bevor es zur Tat schritt, so tief hatte sich das schreckliche Bild der toten Kinder von Texas eingebrannt. Aber nachdem die »Freien« die Verhandlungen abgebrochen hatten, wurde das HRT wieder auf den Plan gerufen, und diesmal wusste Web, dass sie reingehen würden.
    Während die Fernsehkameras vor dem Gebäude die Weltöffentlichkeit über den Ablauf des Dramas im Bild hielten, hatten sich Web und sein Charlie-Team bis zu einem kleinen, selten benutzten Eingang auf der Rückseite des Gebäudes vorgearbeitet. Da sie die genaue Position der Geiseln und der »Freien« nicht kannten, hatten sie sich gegen eine Zündladung zum Öffnen der Tür entschlossen und sich für ein heimliches Vorgehen entschieden. Unbemerkt waren sie eingedrungen und arbeiteten sich jetzt den Korridor entlang zur Turnhalle, wo den Aufklärungsspezialisten zufolge die Geiseln vermutet wurden.
    Das HRT war zu der Doppeltür geschlichen, und Web hatte durch das Türglas gespäht und methodisch Geiseln und Geiselnehmer gezählt. Alle schienen da zu sein. Kurz bevor er sich wieder duckte, hatte Web Blickkontakt zu einem Jungen aufgenommen. Er versuchte, ihn ruhig zu halten, damit er Web und seine Jungs nicht verraten würde, nicht einmal die Daumen hoch hielt. Zu diesem Zeitpunkt wusste Web nicht, dass es sich bei dem jungen Mann um David Canfield handelte.
    Das HRT begann mit dem Countdown. Jeder Einsatzbeamte wusste genau, wohin er schießen musste, und sie waren zuversichtlich, sämtliche »Freien« ausschalten zu können, ohne

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