Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
nicht versprechen. Aber auch ich bin in meinem Job ziemlich gut. Ich kann Ihnen versprechen, dass ich mein Bestmögliches tun werde, um Ihnen zu helfen. Sie müssen nur bereit sein, mit mir zu kooperieren.«
    Er blickte sie an. »Okay, Sie haben den Job.«
    »Gibt es in Ihrem derzeitigen Leben irgendwelche Dinge, die Sie sehr beunruhigen? Irgendwelche außergewöhnlichen Stressfaktoren?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Sie erwähnten, dass Ihre Mutter vor kurzem starb.«
    »Vor neun Monaten.« »Erzählen Sie mir von Ihrer Beziehung.«
    »Ich hätte alles für sie getan.«
    »Darf ich das so verstehen, dass Sie ihr sehr nahe standen?« Als Web ungewöhnlich lange mit der Antwort zögerte, sagte Claire: »Web, es ist sehr wichtig, dass Sie absolut ehrlich sind.«
    »Sie hatte Probleme. Dass sie getrunken hat. Und es hat ihr überhaupt nicht gepasst, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene.«
    Wieder wanderte Claires Blick dorthin, wo Webs Waffe unter der Jacke verborgen war. »Das ist nichts Ungewöhnliches für eine Mutter. Was Sie tun, ist wirklich sehr gefährlich.« Sie blickte ihm ins Gesicht und schlug sofort die Augen nieder. Web hatte es jedoch genau bemerkt.
    »Kann sein«, sagte er gelassen und wandte die verletzte Gesichtshälfte von ihr ab. An diese Bewegung hatte er sich so sehr gewöhnt, dass er sie normalerweise gar nicht mehr bewusst wahrnahm.
    »Etwas würde mich interessieren. Was haben Sie von ihr geerbt? Hat sie Ihnen irgendetwas hinterlassen, das Ihnen etwas bedeutet?«
    »Sie hat mir das Haus vererbt. Das heißt, eigentlich hat sie mir nichts vererbt, weil sie kein Testament gemacht hat. Nach dem Gesetz bin ich der Erbe des Hauses.«
    »Haben Sie vor, darin zu wohnen?«
    »Niemals!«
    Claire zuckte bei seinem schroffen Tonfall zusammen.
    »Ich meine, ich habe schon ein Haus«, fügte er schnell sanfter hinzu. »Ich brauche ihres nicht.«
    »Ich verstehe.« Claire notierte sich etwas, dann schien sie  gezielt das Thema zu wechseln. »Waren Sie schon mal verheiratet?«
    Web schüttelte den Kopf. »Zumindest nicht auf die  konventionelle Weise.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die anderen Männer in meinem Team hatten alle Familie. Dadurch hatte ich das Gefühl, gleich mehrere Frauen und Kinder zu haben.«
    »Also standen Sie Ihren Kollegen sehr nahe?«
    »In unserem Job neigt man dazu, einen engen Kontakt zu halten. Je besser man sich gegenseitig kennt, desto besser arbeitet man zusammen. Schließlich kommt es immer wieder vor, dass man sich gegenseitig das Leben retten muss. Außerdem waren es einfach tolle Kerle. Ich war gern mit ihnen zusammen.« Als er diesen Satz ausgesprochen hatte, kehrte das Feuer in seinen Eingeweiden zurück. Web sprang auf und ging zur Tür.
    »Wohin wollen Sie?«, rief Claire ihm verblüfft nach. »Wir haben doch gerade erst angefangen. Es gibt noch vieles, über das wir reden sollten.«
    Web blieb an der Tür stehen. »Heute habe ich genug geredet.«
    Er ging hinaus, und Claire stand nicht auf, um ihm zu folgen. Sie legte nur Stift und Block nieder und starrte auf die Tür, die sich hinter ihm geschlossen hatte.

KAPITEL 9

    Auf dem Arlington National Cemetery lief Percy Bates vom Besucherzentrum des Friedhofs über den gepflasterten Weg zum Custis-Lee-Haus. Nachdem sich Robert E. Lee zu Beginn des Bürgerkrieges für seinen Geburtsstaat Virginia und die Führung der Konföderierten entschieden und ein ähnliches Angebot von der Stars-and-Stripes-Regierung abgelehnt hatte, rächten sich die Nordstaaten für diese Zurückweisung, indem sie Lees Haus konfiszierten. Eine Anekdote überlieferte, dass die LincolnRegierung dem General der Konföderierten während des Krieges angeboten hatte, das Grundstück zurückzugeben. Dazu müsse er nur zurückkommen und die Steuern der letzten Jahre nachzahlen. Persönlich. Lee hatte Lincoln natürlich nie geantwortet, und so war sein Grundstück zum prestigeträchtigsten Nationalfriedhof des Landes geworden. Über diesen geschichtlichen Hintergrund hatte der in Michigan geborene Bates immer wieder still lächeln müssen, obwohl das Gebäude heutzutage eine Art Denkmal für Lee und allgemein als Arlington House bekannt war.
    Bates erreichte das Haus und genoss das, was viele für den schönsten Ausblick auf Washington und vielleicht sogar des ganzen Landes hielten. Hier lag einem die gesamte Hauptstadt zu Füßen. Bates fragte sich, ob Bobby Lee es genauso empfunden hatte, wenn er morgens aufgestanden und aus dem Fenster geschaut hatte.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher