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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Friedhof hatte eine Ausdehnung von fast dreißig Hektar und wurde von gleichförmigen, einfachen weißen Grabsteinen dominiert. Es gab auch einige sehr kunstvoll gestaltete Grabmäler, doch was den meisten Besuchern im Gedächtnis blieb, war das Meer aus weißen Grabsteinen, die aus der richtigen Perspektive sogar im Sommer die Illusion einer
    Schneelandschaft erzeugten. Arlington war die letzte Ruhestätte für amerikanische Soldaten, die im Kampf für ihr Vaterland gefallen waren. Hier lagen Fünf-Sterne-Generäle, ein ermordeter Präsident, sieben Richter des Obersten Gerichts, Entdecker, berühmte Vertreter von Minderheiten und viele andere, die sich durch ihr Leben und Sterben das Recht erworben hatten, auf diesem Nationalfriedhof beigesetzt zu werden. Weit über zweihunderttausend Menschen waren hier begraben, und die Zahl erhöhte sich an jedem Wochentag um achtzehn.
    Bates war schon viele Male hier gewesen, unter anderem, wenn er an der Bestattung von Freunden und Kollegen teilgenommen oder Besucher seiner Familie herumgeführt hatte. Eine besondere Sehenswürdigkeit war die Wachablösung der Dritten Infanterie, die rund um die Uhr Wache an den Gräbern der unbekannten Soldaten hielten. Bates sah auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, konnte er rechtzeitig da sein.
    Als er sich den Gräbern näherte, sah Bates, dass sich bereits eine kleine Menge versammelt hatte, hauptsächlich Touristen mit Kameras und Kindern. Der wachhabende Soldat führte das Ritual mit peinlicher Genauigkeit durch. Er marschierte einundzwanzig Schritte, machte eine Pause von einundzwanzig Sekunden, dann legte er das Gewehr an die andere Schulter und marschierte auf dem schmalen Weg zurück.
    Bates hatte sich häufig gefragt, ob die Gewehre der Wachen überhaupt geladen waren. Andererseits war er fest davon überzeugt, dass jeder, der es wagen sollte, eins der Gräber zu plündern oder zu schänden, eine schnelle und schmerzhafte Reaktion zu erwarten hatte. Für das Militär war dies so ziemlich der heiligste Boden im gesamten Land.
    Als die Wachablösung begann und die Menge ihre Kameras bereitmachte, schaute Bates nach links und schob sich dann zwischen den Touristen hindurch zur Treppe. Die Wachablösung war eine komplizierte Zeremonie, die einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Dieses Spektakel zog fast jeden auf  dem Friedhof in seinen Bann, nur nicht Percy Bates.
    Er ging um das große Amphitheater des Denkmals herum, das direkt neben dem Bereich mit den Gräbern lag. Bates marschierte weiter, überquerte den Memorial Drive und näherte sich dem Challenger Space Shuttle Memorial. Dann kehrte er um und betrat das Amphitheater. Er stieg die Stufen zur Bühne hinunter, die mit großen Säulen, Giebeln und Balustraden ausgeschmückt war. Dort blieb er vor einer Wand stehen, zog eine Karte des Friedhofs aus der Tasche und studierte sie.
    Der Mann hatte sich gut versteckt, sodass weder Bates noch sonst jemand ihn auf den ersten Blick sehen konnte. Er trug eine Pistole im Gürtelholster und hatte eine Hand auf den Griff gelegt, während er sich Bates näherte. Er hatte ihn fast die gesamte Zeit, die er sich auf dem Friedhof aufhielt, beschattet, um sich zu vergewissern, dass der FBI-Agent allein war. Er kam näher.
    »Hätte nicht gedacht, dass Sie sich blicken lassen, bevor Sie mir da drüben das Zeichen gaben«, sagte Bates. Die Karte verbarg sein Gesicht vor jedem eventuellen Beobachter.
    »Ich wollte mich zuerst überzeugen, ob die Luft rein ist«, sagte Randall Cove. Er blieb hinter einem Teil der Wand in Deckung.
    »Ich habe darauf geachtet, dass mir keiner folgt.«
    »Ganz gleich, was wir können - irgendwer da draußen kann es bestimmt besser als wir.«
    »Ich sehe mich nicht in der Lage, dem zu widersprechen. Wie kommt es, dass Sie sich ständig Friedhöfe als Treffpunkt aussuchen?«
    »Ich mag es friedlich und ruhig. So etwas finde ich anderswo kaum noch.« Cove hielt inne, dann sagte er: »Man hat mich reingelegt.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Aber jetzt sind sechs meiner Männer tot, und der siebte ist nicht mehr als ein wandelndes Fragezeichen. Wurden Sie enttarnt? Hat man Sie nicht getötet, weil man Ihnen Falschinformationen zukommen lassen wollte, um der Geiselrettung eins auszuwischen? Ich brauche unbedingt Einzelheiten, Randy.«
    »Ich war selbst in diesem verdammten Gebäude. Ich habe mich als potenzieller Kunde ausgegeben und wollte mir das Geschäft ansehen. Es war alles da - Schreibtische, Akten, Computer, Typen,

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