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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Der Kerl war kein Kinderschänder. Er war lediglich ein grausames, sadistisches Arschloch, das einen Ausgleich für sein enttäuschendes Leben suchte, indem es einen kleinen Jungen verprügelt hat. Wenn er an mir herumgemacht hätte, hätte ich irgendeine Möglichkeit gefunden, ihn persönlich umzubringen.« Web wurde klar, was er gerade gesagt hatte, und fügte schnell hinzu: »Aber durch seinen Sturz hat er verhindert, dass irgendwer zum Verbrecher werden musste.«
    Claire lehnte sich zurück und legte die Akte beiseite. Dadurch fühlte sich Web gleich ein wenig besser, und er richtete sich auf. »Sie erinnern sich offensichtlich recht gut an die Zeit mit Ihrem Stiefvater, und Sie haben ihn aus guten Gründen verachtet«, sagte sie. »Haben Sie sich genauso intensiv mit Erinnerungen an Ihren leiblichen Vater beschäftigt?«
    »Väter sind Väter.«
    »Heißt das, Sie packen Ihren richtigen Vater und Raymond Stockton in eine Schublade?«
    »Das erspart einem die Mühe, zu viel darüber nachdenken zu müssen.«
    »Mit der einfachsten Lösung erreicht man meistens gar nichts.«
    »Ich wüsste wirklich nicht, wo ich anfangen sollte, Claire. Wirklich nicht.«
    »Na gut. Dann wollen wir für einen Moment zum Hinterhof zurückkehren. Ich weiß, dass es vermutlich schmerzhaft für Sie wird, aber wir sollten die Ereignisse noch einmal durchgehen.«
    Web tat es, und es war schmerzhaft.
    »Als Sie der ersten Gruppe begegneten - erinnern Sie sich, ob das irgendetwas Ungewöhnliches bei Ihnen ausgelöst hat?«
    »Nein. Außer dass ich überlegt habe, ob einer versuchen würde, uns zu töten oder jemandem einen Tipp zu geben. Aber ich wusste, dass die Scharfschützen sie im Visier hatten. Also war alles recht normal, abgesehen von der Möglichkeit, im nächsten Moment erschossen zu werden.«
    Sie ließ sich nicht anmerken, ob sein Sarkasmus ihr zuwider war. Ein Punkt für Claire.
    »Also gut, stellen Sie sich noch einmal genau den Jungen vor. Können Sie sich wieder erinnern, was genau er gesagt hat?«
    »Ist das wirklich von Bedeutung?«
    »In diesem Stadium wissen wir noch nicht, was von Bedeutung ist und was nicht.«
    Web seufzte schwer und sagte: »Okay. Ich habe den Jungen gesehen. Er hat uns angesehen. Er sagte...« Hier hielt Web inne, weil er Kevin ganz deutlich vor seinem inneren Auge sah. Das Einschussloch in seiner Wange, der Schnitt in der Stirn, ein jugendliches Wrack, das bereits ein langes, beschissenes Leben hinter sich hatte. »Er sagte... >Donnerhall<. Das hat er gesagt.« Web sah Claire aufgeregt an. »Ja, genau. Ach ja, und dann lachte er. Ich meine, es war ein wirklich unheimliches Lachen, ein Gackern oder Meckern, wirklich.«
    »Was hat Sie am meisten betroffen?«
    Web dachte nach. »Ich würde sagen, als er zum ersten Mal sprach. Ich meine, es war wie ein Nebel, der mir ins Gehirn gedrückt wurde. >Donnerhall<, dieses eine Wort. Es passiert schon wieder. Ich spüre, wie es in meinen Fingern kribbelt. Das ist verrückt.«
    Claire machte sich ein paar Notizen, dann blickte sie wieder auf. »Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass ein kleiner Junge eine solche Formulierung wählt, vor allem ein Junge aus diesem Stadtviertel. >Donner< und >Hall< sind zwar gebräuchlich, aber >Donnerhall    »Für mich klingt es eher wie aus der Zeit des Bürgerkriegs«, sagte Web.
    »Das alles ist sehr unheimlich.«
    »Glauben Sie mir, Claire, die ganze Nacht war ziemlich unheimlich.«
    »Haben Sie noch etwas gespürt?«
    Web dachte angestrengt nach. »Wir haben auf den endgültigen Befehl zum Zuschlagen gewartet. Und als ich den Befehl hörte...« Er schüttelte den Kopf. »Als die Worte aus meinem Kopfhörer kamen, erstarrte ich. Im gleichen Augenblick. Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen von den Taser- Waffen erzählt haben, mit denen wir manchmal beim HRT spielen?« Sie nickte. »Nun, es war, als hätte mich ein solcher elektrischer Pfeil getroffen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.«
    »Könnte jemand auf der Straße tatsächlich mit einer Taser- Waffe auf Sie geschossen haben? Könnte das der Grund für Ihre Lähmung gewesen sein?«
    »Unmöglich. Dazu war niemand nahe genug, und der Pfeil hätte meine Kevlar-Weste niemals durchdrungen. Außerdem würde das Ding dann immer noch in mir stecken, nicht wahr?«
    »Richtig.« Claire machte sich weitere Notizen. »Vorher haben Sie

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