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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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gesagt, dass Sie trotz Ihrer Erstarrung in der Lage waren, wieder aufzustehen und den Hof zu betreten.«
    »Es war das Schwerste, was ich in meinem Leben jemals getan habe, Claire. Es war, als würde ich zweitausend Pfund wiegen. An meinem Körper schien nichts mehr richtig zu funktionieren. Schließlich besiegte es mich und warf mich einfach zu Boden. Und dann begannen die MGs zu feuern.«
    »Wann haben Sie sich davon erholt?«
    Web grübelte. »Es fühlte sich an, als hätte ich mich jahrelang nicht von der Stelle bewegen können. Aber in Wirklichkeit war es nur eine kurze Zeitspanne. Als die Schießerei losging, spürte ich, wie mein Körper allmählich wieder verfügbar wurde. Ich konnte die Arme und Beine bewegen, aber es brannte wie Feuer, als wäre einem der Arm oder der Fuß eingeschlafen, und die Blutzirkulation würde nun wieder einsetzen. So fühlten sich meine Gliedmaßen an. Nicht, dass ich sie zu diesem Zeitpunkt wirklich gebraucht hätte, ich konnte sowieso nirgendwohin gehen.«
    »Also kehrte es ganz von allein zurück? Sie erinnern sich nicht, etwas getan zu haben, das die Lähmung verursacht haben könnte? Vielleicht eine alte Verletzung an der Wirbelsäule, die Sie sich im Training zugezogen haben? Hatten Sie jemals einen abgeklemmten Nerv oder etwas in der Art? Auch das könnte zu einer vorübergehenden Lähmung führen.«
    »Nein, nichts. Wenn man nicht in Topform ist, sollte man sich nicht an einem Einsatz beteiligen.«
    »Sie hörten also, wie die Waffen losgingen, und dann kehrte das Gefühl in Ihren Körper zurück?«
    »Ja.«
    »War sonst noch was?«
    »Der Junge... Ich habe schon Millionen Kinder gesehen, die genauso waren. Aber trotzdem wirkte er irgendwie anders. Ich bekam ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf. Nicht weil auf ihn mal geschossen worden war, auch solche Kinder habe ich häufig genug gesehen. Ich weiß es nicht. Als die MGs feuerten, habe ich ihn wieder gesehen. Er hockte am Straßenrand. Ein Schritt weiter, und er wäre zersiebt worden. Ich habe ihn angeschrien, dass er zurückgehen sollte. Ich bin zu ihm hinübergerobbt. Ich konnte sehen, dass er Todesangst hatte. Er hörte, wie das HotelTeam von der einen Seite kam, ich von der anderen, und das Feuer der verdammten MGs. Und ich wusste, dass er weglaufen wollte, quer über den Hof, und das wär's dann gewesen. Das konnte ich einfach nicht zulassen, Claire. In dieser Nacht waren schon so viele Menschen gestorben. Als er aufsprang, sprang ich gleichzeitig auf, ich bekam ihn zu fassen, beruhigte ihn, weil er schrie, er hätte nichts getan. Aber wenn ein Kind so etwas sagt, weiß man, dass es was verheimlicht.
    Ich schaffte es, ihn zu beruhigen, wie ich schon sagte. Er fragte mich, ob meine Leute tot wären, und ich sagte Ja. Ich gab ihm den Zettel und meine Mütze und schoss die Leuchtkugel ab. Ich wusste, dass ich nur auf diese Weise verhindern konnte, dass er von Hotel erschossen wird, wenn er ihnen im Dunkeln entgegenrennt. Ich wollte einfach nicht, dass er stirbt, Claire.«
    »Es muss eine schreckliche Nacht für Sie gewesen sein, Web, aber Sie sollten stolz darauf sein, dass Sie ihm das Leben retten konnten.«
    »Sollte ich das? Was nützt es ihm, dass ich ihn gerettet habe? Dass er auf die Straße zurückkehren kann? Dieser Junge hat einen Bruder namens Big F, der einer der Drogenbosse dieser Stadt ist. Kein angenehmer Zeitgenosse.«
    »Also könnten Feinde von diesem Big F hinter der Sache stecken?«
    »Vielleicht.« Er überlegte, ob er diesen Punkt ansprechen sollte oder nicht. »Jemand hat die Kinder ausgetauscht. Auf der
    Straße.«
    »Ausgetauscht? Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, dass der Kevin Westbrook, den ich gerettet habe, nicht der Junge war, der dem Hotel-Team meine Nachricht überbracht hat. Und der kleine Junge, der dann plötzlich verschwand, ist nicht der Kevin Westbrook, den ich gerettet habe.«
    »Warum sollte jemand so etwas tun?«
    »Das ist die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage, die mich in den Wahnsinn treibt. Ich weiß nur, dass ich Kevin Westbrook den Arsch gerettet habe und dass der Junge, gegen den er ausgetauscht wurde, den Hotel-Leuten erzählte, ich sei ein großer Feigling. Warum sollte er das tun?«
    »Klingt, als hätte er gezielt versucht, Sie in Misskredit zu bringen.«
    »Ein Kind, das ich überhaupt nicht kenne?« Web schüttelte den Kopf. »Irgendjemand hat tatsächlich versucht, mich in ein schlechtes Licht zu rücken, das steht fest. Anscheinend hat er dem Jungen gesagt, was er

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