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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schauen,
Welt bleibt den Kindern.‹
    Wir, Lingits Kinder,
teilen sein Erbe:
Einmal nur wandern
in dieser Welt wir,
dann durch die Tür fort.
    Wandern im Jenseits,
suchen die Sterne,
hinter der Nacht die
Höhlen und Lichter.
Kommen nicht wieder.«
    Als er seinen Gesang beendet hatte, verneigte Binabik sich vor Haestans Hügel. »Fahr wohl, Tapferer! Die Trolle werden deinen Namen nicht vergessen. Noch in hundert Frühlingen werden wir auf dem Mintahoq von dir singen!« Er wandte sich an Simon und Sludig, die feierlich neben ihm standen. »Möchtet ihr auch ein paar Worte sagen?«
    Simon schüttelte verlegen den Kopf. »Nur … Gott segne dich, Haestan. Sie werden auch in Erkynland von dir singen, dafür werde ich sorgen.«
    Sludig trat vor. »Ich sollte ein ädonitisches Gebet sprechen«, meinte er. »Dein Lied war sehr schön, Binabik vom Mintahoq, aber Haestan war ein Ädoniter und braucht die Vergebung seines Gottes, wie es sich gebührt.«
    »Bitte«, antwortete Binabik. »Du hast auch uns zugehört.«
    Der Rimmersmann holte aus seinem Hemd einen hölzernen Baum hervor und stellte sich an das Kopfende von Haestans Hügel. Noch immer kräuselte Rauch in die Höhe.
    Sludig begann:
    Unser Herr beschütze dich,
    und Usires, sein eingeborener Sohn, erhebe dich zu sich.
    Mögest du eingehen in die grünen Täler
    seiner Herrschaft,
    da die Seelen der Guten und Gerechten
    von den Höhen der Hügel singen
    und Engel in den Bäumen
    Freude verkünden mit der Stimme Gottes.
    Der Erlöser beschütze dich
    vor allem Übel, und deine Seele möge ewigen Frieden finden
    und unvergleichliche Wonne des Herzens.
    Sludig legte seinen Baum oben auf die Steine, trat zurück und stellte sich wieder neben Simon.
    »Ein Letztes lasst mich noch sagen«, rief nun Binabik mit erhobener Stimme. Er wiederholte seine Worte in Qanuc, und seine Gefährten lauschten aufmerksam. »Dies ist das erste Mal seit tausend Jahren, dass Qanuc und Utku – Trolle und Tiefländer – Seite an Seite gekämpft und gemeinsam ihr Blut vergossen haben und nebeneinander gefallen sind. Es ist der Hass unserer Feinde und unser Hass auf sie, die das zustande gebracht haben, aber wenn unsere Völker in der Schlacht, die noch vor uns liegt – der größten, aber vielleicht auch der letzten aller Schlachten –, so zusammenstehen, dann ist der Tod unserer Freunde hier von noch größerem Wert, als er es so schon ist.« Er drehte sich um und wiederholte seinen Stammesgenossen, was er gesagt hatte. Viele nickten und stießen die Speerenden auf den Boden. Irgendwo oben am Hang heulte Qantaqa, und ihre klagende Stimme erfüllte den Berg.
    »Wir wollen sie nicht vergessen, Simon«, sagte Binabik, als seine noch übrigen Reiter aufsaßen. »Sie nicht und alle anderen, die schon vor ihnen gestorben sind, auch nicht. Lass uns Kraft schöpfen aus der Gabe ihres Lebens – denn wenn wir scheitern, werden sie uns vielleicht als die Glücklichen erscheinen. Kannst du gehen?«
    »Eine Weile schon«, erwiderte Simon. »Sludig wird mir helfen.«
    »Wir werden heute nicht mehr weit reiten, denn der Nachmittag ist schon fortgeschritten«, erklärte der Troll und spähte zur weißen Sonne hinauf. »Doch benötigen wir eine große Geschwindigkeit. Die Hälfte unserer Schar, beinahe, haben wir verloren, um fünf Riesen zu töten. Die Berge des Sturmkönigs westlich von hier sind voll von solchen Wesen, und wir können nicht wissen, ob sich nicht noch andere in der Nähe aufhalten.«
    »Wie lange dauert es noch, bis deine Trollkameraden sich von uns trennen«, erkundigte sich Sludig, »um diesen Blauschlammsee aufzusuchen, von dem dein Gebieter und die Gebieterin sprachen?«
    »Auch das ist eine Sache, die mir Sorge macht«, erwiderte Binabik grimmig. »Noch ein Tag oder zwei, dann werden wir nur noch drei Reisende in der Öde sein.« Er drehte sich um, als etwas großes Graues an seinem Ellbogen erschien und gewaltig pustete. Ungeduldigschubste ihn Qantaqa mit der breiten Nase. »Vier Reisende, bitte vergib mir, Qantaqa«, verbesserte er sich, aber er lächelte nicht.
    Als sie die letzten Ausläufer des Sikkihoq hinabzusteigen begannen, fühlte Simon sich leer und so ausgehöhlt, als könne der Wind durch ihn hindurchpfeifen. Wieder hatte er einen Freund verloren, und »zu Hause« war nur ein Wort.

9
Kälte und Verwünschungen

    er Nachmittag ging zur Neige. Prinz Josuas zerlumpte Gefolgschaft war, einer neben dem anderen, unter einem Gestrüpp von Weiden und Zypressen

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