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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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und hatte ihm lediglich ins Gedächtnis zurückgerufen, wie groß und mächtig die Mutter Kirche war. Sein Unvermögen, herauszufinden, ob Miriamel nun hier war oder nicht, hatte ihn schließlich so erzürnt, dass er am Ende des Nachmittags einfach die Sancellanische Ädonitis verlassen hatte.
    Sein Abendessen nahm er in einer Herberge auf halber Höhe des Sancellinischen Hügels ein und wanderte dann still durch die Halle der Quellen, etwas, das er seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte. Zusammen mit Gutrun hatte er kurz vor ihrer Heirat die Quellen besucht, auf einer Hochzeitspilgerfahrt, wie sie in Isgrimnurs Familie Tradition war. Das glitzernde Spiel des Wassers und seine unaufhörliche Musik erfüllten Isgrimnur mit einer gewissen angenehmen Melancholie. So sehr er sich auch nach seiner Frau sehnte, so groß auch seine Sorge um sie war – zum ersten Mal seit Wochen konnte er an sie denken, ohne von seinem Schmerz überwältigt zu werden. Sie musste in Sicherheit sein und Isorn auch. Er wollte einfach daran glauben, denn was konnte er sonst schon tun? Der Rest der Familie, sein zweiter Sohn und die beiden Töchter, waren in den tüchtigen Händen des alten Thans Tonnrud in Skoggey. Manchmal,wenn alles ungewiss war, hatte man keine andere Möglichkeit, als auf Gottes Güte zu vertrauen. Nach seinem Spaziergang war Isgrimnur in den Sancellanischen Palast zurückgekehrt, ruhiger im Geist und bereit, seine Aufgabe von neuem in Angriff zu nehmen. Seine Bekannten vom Frühstück waren für eine Weile hereingekommen, aber früh gegangen; der alte Septes hatte erklärt, sie hielten auch hier ihre »ländlichen Zeiten« ein. Lange war der Herzog sitzen geblieben und hatte den Gesprächen anderer Männer zugehört, aber nichts von Interesse erfahren.
    Ein großer Teil des Klatsches schien die Frage zu betreffen, ob Lektor Ranessin die Nachfolge von Benigaris auf den herzoglichen Thron von Nabban als rechtmäßig anerkennen würde. Nicht dass irgendein Einwand des Lektors Benigaris’ Hinterteil tatsächlich noch vom Thron heben könnte; aber zwischen dem benidrivinischen Herrscherhaus und der Mutter Kirche bestand seit langer Zeit ein sehr empfindliches Gleichgewicht, was die Regierungsgeschäfte von Nabban betraf. Viele machten sich deshalb Sorgen, der Lektor könne etwas Unüberlegtes tun, etwa Benigaris wegen der Gerüchte, der neue Herzog habe an seinem Vater Verrat geübt oder ihn in der Schlacht von Naglimund nicht so verteidigt, wie es seine Pflicht gewesen wäre, anprangern; allerdings beeilten sich die meisten der Nabbanai-Priester, die im Sancellanischen Palast groß geworden waren, ihren ausländischen Brüdern zu versichern, Ranessin sei ein ehrenwerter und politisch denkender Mann. Der Lektor, versprachen sie, werde gewiss das Rechte tun.
    Herzog Isgrimnur schwenkte den Saum der Kutte, um einen kleinen Strom warmer Luft unter das Gewand zu locken. Wenn die Ehre und Diplomatie des Lektors nur die Probleme aller lösen könnten …
    Natürlich! Genau das! Verflucht sollen meine kurzsichtigen Augen sein, dass ich es nicht gleich erkannt habe! Isgrimnur klatschte sich mit der breiten Hand auf den Schenkel und gab ein saftiges Gelächter von sich. Ich werde mit dem Lektor reden. Was immer er selbst dazu meint, er wird mein Geheimnis bewahren. Und Miriamels Geheimnis bestimmt auch. Wenn einer die Macht hat, sie hier aufzuspüren, ohne dass es auffiel, dann ist es Seine Heiligkeit.
    Nachdem ihm diese Lösung eingefallen war, ging es dem Herzog gleich viel besser. Er drehte sich um, rieb sich noch ein paar Mal vor den Flammen die Hände und schritt dann über den polierten Holzfußboden des Aufenthaltsraums zur Tür.
    Eine kleine Ansammlung von Menschen an einer der gewölbten Türöffnungen erregte seine Aufmerksamkeit. Mehrere Mönche standen im offenen Rahmen, andere draußen auf dem Balkon. An ihnen vorbei zog kalte Luft ins Innere. Mehrere andere Anwesende im Aufenthaltsraum protestierten bereits oder hatten es aufgegeben und waren näher ans Feuer gerückt. Isgrimnur kam näher und spähte, die Hände in den weiten Ärmeln verborgen, über die Schulter des hintersten Mönches.
    »Was gibt es denn?«, fragte er. Unten auf dem Hof konnte er ein paar Dutzend Männer sehen, die Hälfte davon zu Pferde. Nichts daran schien ungewöhnlich; die Gestalten bewegten sich gelassen und ohne Eile. Die Männer zu Fuß sahen nach Sancellanischen Wachen aus, die die Neuankömmlinge begrüßten.
    »Es ist der Ratgeber des

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