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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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– wird um jede einzelneSeele mit Euch kämpfen, bis der Tag des Abwägens selbst anbricht. Ich erkläre Euch und mit Euch König Elias für exkommuniziert und verbanne auch jeden anderen aus den Armen der Mutter Kirche, der Eure Finsternis und Euren Irrtum mit Euch teilt.« Sein Arm sauste nieder, einmal, zweimal. »Duos Onenpodensis, Feata Vorum Lexeran. Duos Onenpodensis, Feata Vorum Lexeran!«
    Kein Donnerschlag, kein Hornstoß des Jüngsten Gerichts folgten den weithin hallenden Worten des Lektors. Nur der ferne Schall der Claves-Glocke schlug die Stunde. Pryrates stand langsam auf. Sein Gesicht war wachsbleich, der Mund zur zuckenden Grimasse verzerrt.
    »Ihr begeht einen furchtbaren Fehler«, schnarrte er. »Ein törichter alter Mann seid Ihr, und Eure große Mutter Kirche ist ein Kinderspielzeug aus Pergament und Leim.« Er war so überrascht, dass er vor Wut zitterte. »Wir werden sie schon bald in Brand stecken. Das Geheul wird groß sein, wenn sie brennt. Ihr habt einen Fehler begangen.«
    Er machte kehrt und stampfte aus dem Speisesaal. Die Absätze seiner Stiefel klirrten auf den Steinplatten des Bodens, seine Gewänder wogten wie Flammen. Dinivan glaubte die Anzeichen einer entsetzlichen Katastrophe aus den verhallenden Schritten des Priesters herauszuhören, das Krachen einer gewaltigen und endgültigen Feuersbrunst, die die Seiten der Geschichte schwarz versengen würde.

    Miriamel nähte gerade einen hölzernen Knopf an ihren Mantel, als es an die Tür klopfte. Erschrocken rutschte sie vom Bett. Der kalte Boden war eisig unter ihren bloßen Füßen.
    »Wer ist dort?«
    »Öffnet die Tür, Prin … Malachias. Bitte öffnet die Tür.«
    Sie schob den Riegel zurück. Im schwach beleuchteten Gang stand Cadrach. Sein schweißnasses Gesicht glänzte im Kerzenschein. Er drängte sich an ihr vorbei in die kleine Zelle und stieß mit dem Ellenbogen die Tür so hastig zu, dass Miriamel den Luftzug spürte.
    »Seid Ihr von Sinnen?«, fragte sie. »Wie könnt Ihr hier so eindringen!«
    »Bitte, Prinzessin …«
    »Hinaus! Sofort!«
    »Herrin …« Zu ihrer Verblüffung sank Cadrach vor ihr in die Knie. Sein sonst so rosiges Gesicht war aschfahl. »Wir müssen aus der Sancellanischen Ädonitis fliehen. Noch heute Nacht.«
    Miriamel starrte auf ihn hinunter. »Ihr müsst von Sinnen sein.« Sie sprach in gebieterischem Ton. »Wovon redet Ihr überhaupt? Habt Ihr etwas gestohlen? Ich weiß nicht, ob ich richtig handle, wenn ich Euch weiterhin decke, und ich werde ganz bestimmt nicht Hals über Kopf von hier …«
    Er unterbrach sie mitten im Satz. »Nein. Es liegt nicht daran, dass ich etwas getan hätte – zumindest nicht heute Abend –, und mir droht eher weniger Gefahr als Euch. Aber diese Gefahr ist sehr groß. Wir müssen fort von hier!«
    Mehrere Sekunden lang wusste Miriamel nicht, was sie antworten sollte. Cadrach sah tatsächlich vollkommen verängstigt aus, ganz anders als seine sonst stets undurchsichtige Miene.
    Endlich brach er das Schweigen. »Herrin, ich bitte Euch. Ich weiß, dass ich Euch kein treuer Begleiter gewesen bin, aber ich habe auch einiges Gute bewirkt. Bitte vertraut mir nur dieses eine Mal. Ihr befindet Euch in furchtbarer Gefahr.«
    »Was ist das für eine Gefahr?«
    »Pryrates ist hier.«
    Eine Welle der Erleichterung überkam sie. Cadrachs wildes Gerede hatte sie trotz allem in Angst versetzt. »Dummkopf. Das weiß ich. Ich habe gestern mit dem Lektor gesprochen. Ich weiß alles über Pryrates.«
    Der stämmige Mönch stand auf, das Kinn entschlossen vorgeschoben. »Das ist eine der dümmsten Bemerkungen, die Ihr je gemacht habt, Prinzessin. Ihr wisst sehr wenig über ihn, und dafür solltet Ihr dankbar sein. Dankbar!« Er griff nach ihr und packte sie am Arm.
    »Lasst das! Wie könnt Ihr es wagen!« Sie wollte ihn ohrfeigen, aber Cadrach wich dem Schlag aus, ohne sie loszulassen. Er war überraschend stark.
    »Bei Sankt Muirfaths Gebeinen!«, zischte er. »Seid nicht so eineNärrin, Miriamel!« Er beugte sich zu ihr und hielt mit großen Augen ihren Blick fest. Flüchtig stellte sie fest, dass er nicht nach Wein roch. »Wenn ich Euch wie ein Kind behandeln muss, werde ich es tun«, knurrte der Mönch. Er schob sie rückwärts, bis sie auf ihr Lager fiel, und blieb dann zornig und angstvoll zugleich vor ihr stehen. »Der Lektor hat Pryrates und Euren Vater exkommuniziert. Wisst Ihr, was das bedeutet?«
    »Ja!«, antwortete sie fast schreiend. »Und ich bin froh darüber!«
    »Aber

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