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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Pryrates ist nicht froh. Böses wird geschehen, und zwar sehr bald. Ihr solltet nicht hier sein, wenn der Augenblick eintritt.«
    »Böses? Was meint Ihr? Pryrates ist allein im Sancellanischen Palast. Er kam mit einem halben Dutzend Wachsoldaten meines Vaters. Was kann er schon ausrichten?«
    »Und Ihr wollt alles über ihn wissen.« Cadrach schüttelte angewidert den Kopf. Dann drehte er sich um und fing an, Miriamels herumliegende Kleidungsstücke und ihre wenigen anderen Habseligkeiten in ihren Reisesack zu stopfen. »Ich jedenfalls möchte nicht miterleben, was Pryrates anrichten wird.«
    Sie sah ihn bestürzt an. Wer war dieser Mann, der aussah wie Cadrach, aber herumschrie und Anweisungen gab und sie am Arm packte wie ein Flusskahnräuber? »Ich werde nirgendwohin gehen, bevor ich nicht mit Vater Dinivan gesprochen habe«, erklärte sie schließlich. Ihre Stimme klang nicht mehr ganz so scharf.
    »Hervorragend«, erwiderte Cadrach. »So viel Euch beliebt. Nur macht Euch reisefertig. Ich bin sicher, dass Dinivan mir zustimmen wird – wenn wir ihn finden können.«
    Unwillig bückte sie sich, um ihm zu helfen. »Sagt mir nur eins«, bat sie. »Schwört Ihr mir, dass wir in Gefahr sind? Und dass es nicht Eure Schuld ist?«
    Er hielt inne. Zum ersten Mal, seit er das Zimmer betreten hatte, erschien das alte, seltsame, halbe Lächeln in seinem Gesicht, aber diesmal verzerrte es seine Züge zu einer Maske unendlicher Trauer. »Jeder von uns hat etwas getan, das er bedauert, Miriamel. Ich habe Fehler begangen, die den höchsten Gott auf seinem erhabenen Thron zum Weinen gebracht haben.« Er schüttelte den Kopf, zornig darüber, dass sie mit Reden wertvolle Zeit vergeudeten. »Aber dieseGefahr ist greifbar und ganz nah, und wir können nichts tun, um sie abzuwenden. Darum werden wir fliehen. Feiglinge überleben immer.«
    Miriamel sah sein Gesicht und hatte plötzlich nicht mehr den Wunsch, jemals zu erfahren, was Cadrach getan hatte, um sich selbst so zu hassen. Sie wandte sich ab, um ihre Stiefel zu suchen.

    Selbst für diese späte Abendstunde machte die Sancellanische Ädonitis einen merkwürdig verlassenen Eindruck. In den verschiedenen Gemeinschaftsräumen hatten sich einige wenige Priester zusammengefunden, die sich mit unterdrückter Stimme unterhielten. Ein paar andere wanderten mit brennenden Kerzen durch die Gänge und erledigten ihre Aufgaben. Bis auf diese wenigen waren die Hallen leer. Die Fackeln, von ständigen Windstößen zum Flackern gebracht, brannten unruhig in ihren Halterungen.
    Miriamel und Cadrach standen oben in einer verödeten Galerie, die von den Räumen, in denen zu Besuch weilende Kleriker schliefen, bis ins innere Herz der Verwaltung und der Zeremonienräume führte. Der Mönch zog Miriamel in eine düstere Fensternische.
    »Stellt die Kerze ab und schaut«, sagte er leise. Sie steckte das Wachslicht in eine Spalte zwischen zwei Steinplatten und beugte sich vor. Die kalte Luft traf sie ins Gesicht wie ein Schlag.
    »Was soll ich mir ansehen?«
    »Dort unten. Erkennt Ihr die vielen Männer mit den Fackeln?« Er versuchte durch das schmale Fenster in ihre Richtung zu deuten. Miriamel erkannte im Hof an die zwanzig Männer, die Rüstungen unter den Mänteln und Speere auf den Schultern trugen.
    »Ja«, sagte sie langsam. Die Soldaten schienen nichts Schlimmeres zu tun, als sich an den Feuerstellen im Hof die Hände zu wärmen. »Und?«
    »Sie gehören zu Herzog Benigaris’ Schlosswache«, erläuterte Cadrach grimmig. »Jemand rechnet für heute Nacht mit Ärger, und zwar hier im Palast.«
    »Aber ich dachte, in der Sancellanischen Ädonitis müssten alleSoldaten ihre Waffen ablegen.« Die Speerspitzen leuchteten im Feuerschein wie Flammenzungen.
    »O ja. Aber Herzog Benigaris ist zu Gast, weil er am Bankett des Lektors teilgenommen hat.«
    »Warum ist er nicht zur Sancellanischen Mahistrevis zurückgeritten?« Miriamel trat von dem zugigen Fenster zurück. »Sie liegt doch gleich nebenan.«
    »Eine ausgezeichnete Frage«, erwiderte Cadrach, ein unfrohes Lächeln im schattengestreiften Gesicht. »Warum wohl?«

    Herzog Isgrimnur prüfte mit dem Daumen Kvalnirs scharfe Schneide und nickte zufrieden. Er steckte Wetzstein und Ölkrug wieder in seine Tasche. Es hatte etwas ungemein Beruhigendes, wenn man so sein Schwert schärfte. Zu schade, dass er es nicht mitnehmen konnte. Er seufzte und wickelte es wieder in ein paar Lumpen. Dann schob er es unter seinen Strohsack.
    Hat keinen Sinn, mit

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