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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Einbruch des Winters und nicht während der ersten Anitultage im Hochsommer. Der Nordwind brachte Schneeschauer mit sich, und der weite Himmel war Grau, eintönig wie Kaminasche.
    In gleichem Maße, wie die Landschaft zur Rechten und Linken trister und unfreundlicher wurde, begannen die Reisenden an den Ufern des Ymstrecca auf größere Siedlungen zu stoßen, Siedlungen, die weniger einen gewachsenen als vielmehr einen angeschwemmten Eindruck machten. So wie der Fluss Dorngestrüpp, Äste und Schlick mit sich führte, um sie dann an geeigneten Sandbänken abzulagern, so schien es auch die Menschen und ihre Habe rein zufällig in diese fremde und wenig einladende Gegend verschlagen zu haben, fast als wären sie an irgendeiner Engstelle stecken geblieben, während die Kraft, die sie bis dahin getragen hatte, ohne sie weiterrauschte.
    Josua und seine Gefährten ritten schweigend an den kleinen, baufälligen Weilern vorbei, Keimzellen von Städten, fast so abweisend wie das Land selbst, jede aus vielleicht einem Dutzend roh gezimmerter Hütten zusammengewürfelt. Außerhalb ihrer wackligen Mauern ließ sich kaum ein lebendes Wesen blicken, aber die dünnen Schwaden ihrer Kochfeuer kräuselten sich im Wind.
    Eine zweite, dritte und vierte Nacht unter den wolkenverhüllten Sternen, dann hatten die Verbannten des Prinzen den Anfang des Stefflod-Flusstals erreicht. Der Abend des fünften Tages brachte Neuschnee und bittere Kälte, aber eine Dunkelheit voll glänzender Lichter: Fackeln und Lagerfeuer, Hunderte von Feuern, die denengen Zugang zum Tal glitzern ließen wie eine Schale voller Edelsteine. Die Reisenden hatten die bisher größte Siedlung gefunden, fast schon eine Stadt, die sich in die enge Talmulde schmiegte, in der Ymstrecca und Stefflod sich vereinigten. Nach dem langen Weg über die leere Ebene war es ein erhebender Anblick.
    »Immer noch schleichen wir wie Diebe durch die Gegend«, flüsterte Deornoth missmutig. »Herr, Ihr seid Priester Johans Sohn. Warum müssen wir uns zwischen diesen unordentlichen Haufen von Katen herumdrücken, als ob wir Straßenräuber wären – abgesehen davon, dass wir wirklich so aussehen?«
    Josua lächelte. Er hatte seine von der Reise schmutzigen Thrithingkleider nicht abgelegt, obwohl Kleidung zum Wechseln zu den Dingen gehört hatte, die eingetauscht worden waren. »Du bittest gar nicht mehr um Verzeihung für deine Dreistigkeit, Deornoth, wie du das früher getan hast. Nein, entschuldige dich nicht. Wir haben zu viel zusammen durchgemacht, als dass ich etwas dagegen haben könnte. Du hast schon recht, wir nähern uns diesem Ort nicht wie ein Prinz und sein Hofstaat, aber es wäre ja auch ein höchst armseliger Hofstaat. Stattdessen wollen wir herausfinden, was wir können, und unsere Frauen, die kleine Leleth und alle anderen nicht unnötig in Gefahr bringen.« Er wandte sich an Isorn, den dritten und bisher Schweigsamsten von ihnen. »Wir müssen alles vermeiden, das so aussehen könnte, als wären wir etwas anderes sind als gewöhnliche Reisende. Vor allem du, Isorn, machst einen so wohlgenährten Eindruck; schon deine Größe könnte einigen dieser armen Leute Angst einjagen.« Er lachte leise und gab dem stämmigen jungen Rimmersmann einen Rippenstoß. Isorn, von der plötzlichen Heiterkeit des Prinzen überrascht, stolperte und wäre um ein Haar gestürzt.
    »Ich kann mich nicht kleiner machen, als ich bin, Josua«, brummte er. »Seid dankbar, dass ich nicht so groß bin wie mein Vater. Andernfalls würden Eure armen Leute vermutlich bei meinem Anblick kreischend in die Nacht rennen.«
    »Ach, wie sehr fehlt mir Isgrimnur«, seufzte Josua. »Möge Ädon auf deinen Vater achtgeben, diesen guten Mann, und ihn sicher zu uns zurückführen.«
    »Auch meine Mutter vermisst ihn sehr und hat Angst um ihn«, erklärte Isorn leise, »aber sie sagt es nicht.« Sein gutmütiges Gesicht war ernst.
    Josua sah ihn scharf an. »Ja, deiner Familie liegt das Jammern nicht.«
    »Trotzdem«, bemerkte Deornoth plötzlich, »kann der Herzog ganz schön laut werden, wenn ihm etwas nicht passt. Ich erinnere mich, wie er erfuhr, dass Skali zu König Johans Begräbnis kommen würde. Er warf einen Stuhl durch Bischof Domitis’ Wandschirm und zerbrach ihn in tausend Stücke. Autsch! Verflixt!« Vor Lachen war er in der Finsternis über einen Grashügel gestolpert. Der Mond war dunstig und ging mit seinem Licht nur sparsam um. »Halt die Fackel näher, Isorn. Warum gehen wir überhaupt zu Fuß

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