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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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und führen unsere Pferde, anstatt zu reiten?«
    »Wenn du dir ein Bein brichst, kannst du reiten«, erwiderte der Prinz trocken. »Wenn sich aber dein neues Ross Vildalix ein Bein bricht – willst du es dann tragen?«
    Deornoth musste zugeben, dass er recht hatte.
    In leiser Unterhaltung über Isorns Vater und sein legendäres Temperament – dessen Ausbrüchen fast immer, sobald der Herzog sich wieder beruhigt hatte, die Entschuldigungen auf dem Fuße folgten – gingen sie den grasigen Hang hinunter und auf die Lichter der ersten Feuer zu. Der Rest der Gesellschaft hatte am Eingang des Tals ein Lager aufgeschlagen. Dort schürte Herzogin Gutrun ein Feuer, das von der Höhe wie ein immer kleiner werdender Leuchtturm strahlte.
    Eine Meute frierender, verhungerter Hunde kläffte und stob auseinander, als die drei sich der Siedlung näherten. Ein paar finstere Gestalten sahen von ihrem Feuer auf oder stellten sich mit verschränkten Armen in die Türöffnungen schäbiger Hütten, um die Fremden vorbeigehen zu sehen. Aber selbst wenn jemand das Gefühl hatte, Josua und seine Kameraden gehörten nicht zu ihnen, blieben sie doch unbehelligt. Aus den Wortfetzen, die sie hörten, ergab sich, dass die Siedler tatsächlich in der Mehrzahl Erkynländer waren, die die alte ländliche Mundart und Westerling sprachen. Ab und zu konnte man auch das schnarrende Hernystiri hören.
    In einer Lücke zwischen zwei Häusern stand eine Frau und unterhielt sich mit ihrer Nachbarin über das Kaninchen, das ihr Sohn nach Hause gebracht und das sie zu Hlafmansa mit Sauergras geschmort hatte. Deornoth kam es sonderbar vor, die Menschen hier im Nebel des Graslandes über so alltägliche Dinge reden zu hören – als könnte hinter dem nächsten Stein eine Kirche versteckt sein, in der man sein Morgengebet verrichtete, und unter dem nächsten Blatt eine Schenke für Fuhrleute, in der es das Bier zum Kaninchenragout zu kaufen gab.
    Die Frau, in den mittleren Jahren, rotgesichtig und grobknochig, drehte sich um, als die drei näher kamen, und musterte sie neugierig und ein wenig besorgt. Deornoth und Isorn wollten ihr ausweichen, aber Josua blieb stehen.
    »Wir wünschen dir einen angenehmen Abend, gute Frau«, begann der Prinz und deutete eine Art Verbeugung an. »Weißt du vielleicht, wo wir hier etwas zu essen bekommen können? Wir sind Reisende und zahlen mit gutem Geld. Würde uns jemand etwas ablassen?«
    Die Frau betrachtete ihn vorsichtig und warf dann einen Blick auf seine Begleiter. »Hier gibt’s weder Schenken noch Herbergen«, versetzte sie grimmig. »Jeder behält, was er hat.«
    Josua nickte langsam, als filtere er aus ihren Worten Körnchen reinster, goldener Weisheit. »Und welchen Namen hat dieser Ort?«, fragte er. »Er steht auf keiner Landkarte.«
    »Das kann ich mir denken«, schnaubte die Frau. »War ja vor zwei Sommern auch noch nicht da. Hat keinen Namen, jedenfalls keinen richtigen, aber manche nennen ihn Gadrinsett.«
    »Gadrinsett«, wiederholte Josua. »Versammlungsplatz.«
    »Nicht dass jemand einen Grund hätte, sich hier zu versammeln.« Sie verzog das Gesicht. »Man kommt bloß nicht mehr weiter.«
    »Und warum?«, erkundigte sich Josua.
    Die Frau kümmerte sich nicht um diese letzte Frage, sondern musterte den Prinzen noch einmal von Kopf bis Fuß. »Hör zu«, meinte sie dann, »wenn ihr etwas zu essen wollt und dafür bezahlt, könnte ich euch vielleicht helfen. Zeigt mir zuerst euer Geld.«
    Josua zeigte ihr eine Handvoll Cintis- und Quinis-Stücke, die erbei der Flucht aus Naglimund in seinem Geldbeutel gehabt hatte. Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Bronze nehm ich nicht. Ein paar Leute weiter unten am Fluss tauschen mir vielleicht das Silber ein, darum will ich mich auf so eine Münze einlassen. Habt ihr nicht noch etwas anderes zum Handeln? Lederriemen aus kaputten Sätteln? Schnallen? Kleidungsstücke?« Sie warf einen Blick auf Josuas Anzug und grinste spöttisch. »Nein, andere Kleider habt ihr wohl nicht. Also kommt mit, ich koche euch eine Suppe, und ihr erzählt mir, was es Neues gibt.« Sie winkte ihrer Freundin zu, die sich in sicherer Entfernung gehalten und dem Gespräch mit offenem Mund zugehört hatte, und führte sie wieder zurück in das Gewirr der Hütten.
    Der Name der Frau war Ielda. Obwohl sie mehrfach erwähnte, ihr Mann könne jeden Augenblick nach Hause kommen, vermutete Deornoth, dass sie damit bei den drei Fremden nur jedem Gedanken an einen Raubüberfall vorbeugen wollte; denn im

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