Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Wirklichkeit noch nicht so hoch sein konnte und das Gefühl eine Folge seiner Erschöpfung war, aber trotzdem kam es ihm vor, als gelange er jetzt aus den sicheren Gefilden weiter unten in die gefährliche Region der Gipfel. Die Sterne schienen zum Greifen nahe.
    Er überlegte, ob diese kalten Sterne nicht vielleicht die luftlosenSpitzen anderer, unglaublich weit entfernter Berge sein könnten, gewaltiger, in tiefer Finsternis versunkener Gebilde, auf deren schneeüberzogenen Häuptern das Mondlicht schimmerte. Doch nein, das war Torheit. Wo hätten sie stehen sollen, dass man sie bei Tage im hellen Sonnenschein nicht sah?
    Tatsächlich hätte die Luft nicht dünner sein können; aber dafür wuchs zweifellos die Kälte, die sich trotz seines dicken Mantels nicht wegleugnen ließ und allmählich überall eindrang. Bibbernd beschloss er, umzukehren und wieder auf den Hauptweg zurückzugehen, ganz gleich, was für eine Art Mondscheinvergnügen Qantaqa so verlockend fand. Gleich darauf merkte er jedoch erstaunt, dass er den Pfad verlassen hatte und der Wölfin auf einen schmalen Vorsprung gefolgt war, der an der Bergwand entlangführte.
    Die Felsterrasse, gesprenkelt mit Flecken aus mattschimmerndem Schnee, erstreckte sich vor einer großen, schwarzen Spalte. Qantaqa trabte voraus und blieb schnüffelnd davor stehen. Dann drehte sie sich um und schaute Simon an. Den zottigen Kopf schiefgeneigt, bellte sie einmal fragend und schlüpfte ins Dunkel hinein. Simon dachte, dass es dort, in den Schatten verborgen, wohl eine Höhle geben musste. Während er noch erwog, ob er ihr folgen sollte – sich von einer Wölfin zu einer törichten Bergwanderung verführen zu lassen, war eine Sache, aber dass sie ihn mitten in der Nacht in eine unbekannte Höhle locken wollte, eine ganz andere –, tauchten aus der Schwärze der Klippenwand vor ihm drei kleine schwarze Gestalten auf. Simon erschrak so heftig, dass er fast rückwärts von der Steinterrasse gefallen wäre.
    Gräber! , dachte er wild und tastete auf dem kahlen Boden nach etwas, das sich als Waffe verwenden ließ. Eine der Gestalten trat vor und hob ihm, wie als Warnung, einen schlanken Speer entgegen. Es war natürlich ein Troll – sie waren ein ganzes Stück größer als die unterirdischen Bukken, wenn man sie in Ruhe betrachtete –, aber Simon hatte trotzdem Angst. Diese Qanuc waren klein, aber gut bewaffnet; er war ein Fremder, der hier nachts herumschlich, vielleicht sogar an irgendeinem heiligen Ort.
    Der nächststehende Troll schob die pelzige Kapuze zurück. Blasses Mondlicht erhellte das Gesicht einer jungen Frau. Von ihrenZügen konnte Simon wenig mehr erkennen als das Weiß der Augen, aber bestimmt war ihre Miene wild und gefährlich. Ihre beiden Gefährten traten jetzt neben sie und murmelten irgendetwas. Offenbar waren sie zornig. Simon machte einen Schritt zurück, den Pfad hinunter, wobei er vorsichtig nach einem sicheren Halt für seine Füße tastete.
    »Es tut mir leid. Ich wollte gerade gehen«, sagte er und begriff, noch während er sprach, dass sie ihn nicht verstehen konnten. Er verfluchte sich, dass er sich von Binabik oder Jiriki nicht wenigstens ein paar Worte der Trollsprache hatte beibringen lassen. Immer tat ihm irgendetwas leid, immer war es zu spät! Musste er denn auf ewig ein Mondkalb bleiben? Er hatte es so satt.
    »Ich wollte gerade gehen«, wiederholte er. »Ich bin der Wölfin gefolgt. Der … Wölfin … gefolgt.« Er sprach langsam und versuchte seine Stimme trotz der zusammengeschnürten Kehle freundlich klingen zu lassen. Ein Missverständnis, und schon hätte er vielleicht einen dieser bösartig aussehenden Speere zwischen den Rippen stecken.
    Die Trollfrau musterte ihn. Sie sagte etwas zu einem ihrer Begleiter. Der Angeredete machte ein paar Schritte auf den schattendunklen Höhleneingang zu. Irgendwo in der hallenden Tiefe begann Qantaqa drohend zu knurren, und der Troll beeilte sich davonzuhuschen.
    Simon tat erneut einen Schritt bergab. Die Trolle beobachteten ihn schweigend, kleine, dunkle Gestalten voll gespannter Wachsamkeit. Sie versuchten jedoch nicht, ihn daran zu hindern. Langsam drehte er ihnen den Rücken zu und hangelte sich den Steig hinunter; zwischen den in Silber getauchten Felsen suchte er seinen Weg. Gleich darauf lagen die drei Trolle, Qantaqa und die geheimnisvolle Höhle hinter ihm und waren nicht mehr zu sehen.
    Allein im träumenden Mondlicht fand er seinen Weg hangabwärts. Auf halber Strecke zum Hauptweg

Weitere Kostenlose Bücher