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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Euch erlauben wird, zu tun, was Ihr müsst, und trotzdem Binabik und Sludig zu helfen.«
    Haestan, der hörte, wie angespannt Simons Stimme klang, legte den Stock hin, an dem er geschnitzt hatte, und beugte sich vor. Jiriki hob erwartungsvoll die Brauen.
    »Ihr braucht nur eines zu tun«, erklärte Simon. »Ihr müsst mit mir zum König und der Königin gehen – zum Hirten und zur Jägerin.«
    Nachdem sie mit Nunuuika und Uammannaq gesprochen und die widerwillig gewährte Zustimmung der beiden zu ihrem Vorschlag erlangt hatten, verließen Simon und Jiriki in der Dämmerung das Haus des Ahnen und traten den Rückweg an. Im Gesicht des Sitha stand ein schwaches Lächeln.
    »Immer wieder überraschst du mich, junger Seoman. Das ist ein kühner Streich. Ich weiß nicht, ob du deinem Freund damit hilfst, aber auf jeden Fall ist es ein Anfang.«
    »Sie hätten niemals eingewilligt, wenn Ihr sie nicht gebeten hättet, Jiriki. Ich danke Euch.«
    Der Sitha vollführte eine komplizierte Geste mit den langen Fingern. »Noch immer besteht ein zerbrechliches Gefüge gegenseitiger Achtung zwischen den Zida’ya und manchen Kindern des Sonnenuntergangs – insbesondere den Hernystiri und den Qanuc. Fünf verzweifelte Jahrhunderte können nicht einfach Jahrtausende der Harmonie zerstören. Und doch haben die Dinge sich geändert. Ihr Sterblichen – Lingits Kinder, wie die Trolle sagen – befindet euch im Aufstieg. Es ist nicht mehr die Welt meines Volkes.« Im Gehen streckte er die Hand aus und berührte leicht Simons Arm. »Außerdem gibt es ein starkes Band zwischen dir und mir, Seoman. Das habe ich nicht vergessen.«
    Simon, der neben einem Unsterblichen herstapfte, fiel keine Antwort darauf ein.
    »Ich bitte dich nur, dieses zu verstehen: Meine Sippe und ich, wir sind jetzt nur noch sehr wenige. Ich schulde dir mein Leben – zweimal sogar, zu meinem großen Leidwesen –, aber weit schwerer fällt ins Gewicht, was ich meinem Volk schulde, schwerer noch als das Gewicht meines eigenen Lebens. Es gibt Dinge, die man nicht einfach fortwünschen kann, junger Sterblicher. Natürlich hoffe ich, dass Binabik und Sludig am Leben bleiben … aber ich bin ein Zida.Ich muss die Geschichte der Ereignisse auf dem Drachenberg zu Hause verkünden: den Verrat von Utuk’kus Schergen und An’nais Tod.«
    Er blieb plötzlich stehen, drehte sich um und sah Simon an. In den violett getönten Abendschatten, mit wehendem Haar, schien er ein Geist der wilden Berge zu sein. Für einen Moment las Simon in Jirikis Augen sein unermessliches Alter, und fast war ihm, als könne er das Gewaltige, Unfassliche begreifen: die ungeheure Lebensdauer der Rasse des Prinzen, die Jahre ihrer Geschichte, die so zahlreich waren wie Sand am Meer.
    »Die Dinge lassen sich nicht so schnell zu Ende bringen, Seoman«, sagte Jiriki langsam, »auch nicht durch meinen Aufbruch. Eine höchst unmagische Weisheit verkündet mir, dass wir einander wiedersehen werden. Die Schulden der Zida’ya fließen tief und dunkel. Sie tragen die Kraft der Mythen in sich. So ist es auch mit meiner Schuld an dich.« Wieder spreizte Jiriki seine Finger zu einem sonderbaren Zeichen. Dann griff er in sein dünnes Hemd und holte einen flachen, runden Gegenstand hervor.
    »Du hast das schon gesehen, Seoman«, erklärte er. »Es ist mein Spiegel – eine Schuppe des Urdrachens, wie die Legenden behaupten.«
    Seoman nahm den Spiegel aus der entgegengestreckten Hand des Sitha und staunte über sein verblüffend geringes Gewicht. Der geschnitzte Rahmen war kühl unter seinen Fingern. Einmal hatte ihm dieser Spiegel Miriamels Abbild gezeigt; ein anderes Mal hatte Jiriki die Waldstadt von Enki-e-Shao’saye aus seiner Tiefe gezaubert. Heute starrte nur Simons eigenes Spiegelbild ihn an, verschwommen im Zwielicht.
    »Ich schenke ihn dir. Er ist ein Talisman meiner Familie gewesen, seit Jenjiyana von den Nachtigallen im Schatten Sení Anzi’ins ihre duftenden Gärten pflanzte. Ohne meine Gegenwart wird er weiter nichts sein als ein Spiegel wie alle anderen.« Jiriki hob die Hand. »Nein, das stimmt nicht ganz. Wenn du mit mir sprechen musst oder mich brauchst – mich wirklich brauchst –, dann sag es dem Spiegel. Ich werde es hören und wissen.« Jiriki deutete mit strengem Finger auf den sprachlosen Simon. »Aber glaube nicht, du könntest mich ineiner Rauchwolke beschwören wie in einer von den Koboldgeschichten deines Volkes. Ich verfüge nicht über Zauberkräfte dieser Art. Ich kann dir nicht

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