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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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mir, Ädons Fluch über euch alle!«
    Simon warf sich auf den kalten Kies und kroch auf Ellenbogen und Knien vorwärts, bis er endlich, mit dem Kopf über blindem Nichts hängend, abstoppte. »Wer ist dort?«, rief er. Seine Worte fanden ein Echo, als legten sie große Entfernungen zurück. »Sludig?«
    Eine Pause entstand.
    »Simon? Bist du es, der da ruft?«
    »Ja! Ja, ich bin es! Qantaqa hat mich hergeführt. Ist Binabik bei dir? Binabik! Ich bin es, Simon!«
    Ein Augenblick verstrich schweigend, dann sprach Sludig wieder. Simon konnte die Anstrengung in der Stimme des Rimmersmannshören. »Der Troll will nicht reden. Er ist hier, aber er will nicht sprechen – mit mir nicht, nicht mit Jiriki, als er hier war, mit niemandem.«
    »Ist er krank? Binabik, hier ist Simon! Warum antwortest du mir nicht?«
    »Ich glaube, sein Herz ist krank«, erwiderte Sludig. »Er sieht aus wie immer – dünner vielleicht, wie ich selber auch, – aber er benimmt sich, als ob er schon tot wäre.« Ein scharrendes Geräusch, als Sludig, oder ein anderer, sich in der Tiefe bewegte. »Jiriki sagt, sie werden uns töten«, fuhr der Rimmersmann gleich darauf mit ausdrucksloser, schicksalsergebener Stimme fort. »Der Sitha hat für uns gesprochen, nicht hitzig oder zornig, soweit ich das beurteilen kann, aber trotzdem hat er für uns gesprochen. Er sagt, das Trollvolk war seinen Worten nicht zugänglich, sondern bestand auf Gerechtigkeit.« Er lachte bitter. »Schöne Gerechtigkeit, einen Mann umzubringen, der ihnen niemals etwas Böses getan hat, und dazu einen ihrer eigenen Leute, der eine Menge für das Wohl der Allgemeinheit gelitten hat, Trolle eingeschlossen. Einskaldir hatte recht. Bis auf diesen stillen Kleinen hier neben mir sind sie alle Höllenwichte.«
    Simon setzte sich auf und hielt sich mit den Händen den Kopf. Der Wind wehte unbekümmert über die Höhen. Hilflosigkeit begann von ihm Besitz zu ergreifen.
    »Binabik!«, rief er und beugte sich wieder hinunter. »Qantaqa wartet auf dich! Neben dir leidet Sludig! Niemand kann dir helfen, wenn du dir nicht selber hilfst! Warum willst du nicht mit mir sprechen?«
    Aber nur Sludig gab Antwort. »Ich sage dir, es hat keinen Sinn. Er hat die Augen geschlossen. Er hört dich nicht, und er will überhaupt nichts sagen.«
    Simon knallte die Hand gegen den Felsen und fluchte. Er merkte, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.
    »Ich werde euch helfen, Sludig«, erklärte er endlich. »Ich weiß noch nicht wie, aber ich werde es tun.« Er richtete sich auf. Qantaqa stupste ihn mit der Nase an und winselte. »Kann ich euch etwas bringen? Essen? Wasser?«
    Sludig lachte dumpf. »Nein. Sie füttern uns, wenn auch nichtgerade so, dass wir platzen. Ich würde dich um Wein bitten, aber ich weiß nicht, wann sie uns holen kommen. Ich will nicht mit vom Trinken benebeltem Kopf gehen. Nur, bitte, bete für mich. Und für den Troll auch.«
    »Ich werde mehr als das tun, Sludig, das schwöre ich.« Er stand auf.
    »Du warst sehr tapfer da oben auf dem Berg, Simon«, rief Sludig ihm leise nach. »Ich bin froh, dich gekannt zu haben.«
    Die Sterne glänzten kalt über der Grube, als Simon fortging. Er versuchte, sich gerade zu halten, und kämpfte gegen die Tränen an.
    Eine Weile wanderte er so unter dem Mond dahin, versunken in den Strudel seiner verwirrten Gedanken, bis er merkte, dass er wieder Qantaqa folgte. Die Wölfin, die ängstlich am Rande des Lochs hin und her gelaufen war, während Simon mit Sludig redete, trabte jetzt zielstrebig auf dem Pfad vor ihm her. Sie gab ihm keine Chance, sie einzuholen, wie auf dem Hinweg, und er musste sich anstrengen, mit ihr Schritt zu halten.
    Das Mondlicht war gerade hell genug, um Simon erkennen zu lassen, wohin er ging, der Pfad eben so breit, dass ein gelegentlicher Fehltritt ohne Folgen blieb. Trotzdem fühlte sich der Junge ausgesprochen matt. Mehr als einmal fragte er sich, ob er sich nicht einfach hinsetzen und auf die Morgendämmerung warten sollte. Qantaqa jedoch, voller wölfischer Hartnäckigkeit, trottete weiter. Simon, der das Gefühl hatte, ihr eine gewisse Treue zu schulden, bemühte sich nach Kräften, ihr zu folgen.
    Bald bemerkte er mit einiger Unruhe, dass sie oberhalb des Hauptweges auf einen steileren, schmaleren Pfad schräg an der Wand des Mintahoq eingeschwenkt waren. Die Wölfin führte ihn immer weiter nach oben. Sie kreuzten eine Reihe horizontal verlaufender Wege, und die Luft kam Simon dünner vor. Er wusste, dass er in

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