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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vertrauten Gewächsen aus dem weitläufigen Waldgarten des Prinzen man ungestraft essen durfte. Außer der Schwester des Prinzen hatte er niemanden, an den er sich wenden konnte. Selbst bei der herrschenden Familie – »Wurzel und Zweig«, wie Jiriki es ausgedrückt hatte – schien es so etwas wie eine Dienerschaft nicht zu geben. Jeder sorgte für sich selbst, im Einklang mit den einzelgängerischen Gewohnheiten der Sithi. Simon wusste, dass die Sithi Tiere hielten, oder vielmehr, dass das Tal voller Tiere war, die kamen, wenn man sie rief. Schafe und Ziegen mussten sich melken lassen, denn zu den Mahlzeiten, die Aditu ihm brachte, gehörte oft duftender Käse. Dagegen schienen die Sithi kein Fleisch zu essen. Oft dachte Simon sehnsüchtig an alle diese zutraulichen Tiere, die in Jao é-Tinukai’i umherwanderten. Er wusste, dass er niemals wagen würde, sich an ihnen zu vergreifen, aber – Ädon! – wie köstlich wäre doch eine Hammelkeule!
    Aditu stupste ihn erneut. Simon blieb ungerührt. Sie stand auf und ging an dem Nest aus weichen Decken, das sein Bett bildete,vorbei, um vor der wogenden blauen Wand stehen zu bleiben. Als Jiriki ihn zuerst in dieses Zimmer geführt hatte, war die Wand scharlachrot gewesen, aber Simons Gastgeber hatte auf geheimnisvolle Weise die Farbe geändert, sodass sie jetzt ein beruhigendes Himmelblau zeigte. Als Aditu mit der langfingrigen Hand darüberstrich, glitt das Gewebe beiseite wie ein Vorhang. Dahinter lag ein anderer, größerer Raum.
    »Spielen wir weiter«, sagte sie. »Du bist zu ernst, Seoman.«
    »Ich lerne es ja doch nie«, murmelte Simon.
    »Weil du dir keine Mühe gibst. Jiriki behauptet, dass es dir nicht an Verstand fehlt – freilich hat sich mein Bruder auch schon geirrt.« Aditu griff in eine Falte der Wand und holte eine Kristallkugel hervor, die bei ihrer Berührung zu glühen anfing. Sie setzte sie auf einen schlichten, hölzernen Dreifuß, und das Licht erfüllte den dunkel gewordenen Raum. Dann zog sie einen geschnitzten Holzkasten unter dem bunten Shent -Brett hervor und griff nach den polierten Steinen, die als Spielmarken dienten. »Ich glaube, ich habe mir gerade einen Acker Waldlerchen gesichert. Komm, Seoman, spiel und schmolle nicht. Du hattest neulich so einen guten Einfall, einen sehr gescheiten Einfall – das zu fliehen, nach dem du in Wirklichkeit strebtest.« Sie streichelte seinen Arm, sodass die Haare sich aufrichteten, und schenkte ihm ihr geheimnisvolles Sithilächeln.
    »Seoman hat heute Abend ein anderes Spiel zu spielen.«
    Jiriki stand in der Tür, in offenbar zeremonieller Kleidung, einem Gewand mit vielfach verschlungenen Stickereien, alles in verschiedenen Gelb- und Blautönen. Er trug weiche graue Stiefel. An seiner Hüfte hing in einer Scheide aus dem gleichen grauen Material sein Schwert Indreju. Drei lange, weiße Reiherfedern waren in sein Haar geflochten. »Er hat eine Aufforderung erhalten.«
    Aditu setzte sorgfältig die Steine auf das Brett. »Dann muss ich wohl allein spielen – es sei denn, du bleibst bei mir, Weidengerte.« Sie sah unter gesenkten Lidern zu ihm auf.
    Jiriki schüttelte den Kopf. »Nein, Schwester. Ich muss Seoman begleiten.«
    »Wohin gehen wir?«, fragte Simon. »Wer hat mich gerufen?«
    »Erste Großmutter.« Jiriki hob mit kurzer, aber ehrfürchtigerGeste die Hand. »Amerasu die Schiffgeborene wünscht dich zu sehen.«
    Während sie schweigend unter den Sternen dahingingen, dachte Simon über alles nach, was er seit dem Verlassen des Hochhorstes erlebt hatte. Dass er einmal gefürchtet hatte, sein Leben als Küchenhelfer in der Burg beschließen zu müssen! Hörten denn die unheimlichen Orte, an die er gehen, die seltsamen Leute, die er kennenlernen musste, niemals auf? Amerasu würde ihm vielleicht helfen können, aber trotzdem hatte er sein Leben in der Fremde langsam satt. Andererseits, so wurde ihm mit jäher Panik klar – wenn Amerasu oder sonst jemand ihm nicht halfen, würde er nie wieder etwas anderes sehen als die zwar lieblichen, aber doch recht begrenzten Gefilde von Jao é-Tinukai’i.
    Das Sonderbarste freilich war, dachte er auf einmal, dass er, ganz gleich, wohin er ging oder was ihm begegnete, immer derselbe zu bleiben schien – vielleicht war er kein solches Mondkalb mehr, aber noch immer ähnelte er dem tolpatschigen Küchenjunge aus dem Hochhorst. Die fernen, friedlichen Tage dort schienen für immer dahin, unwiederbringlich verloren; aber der Simon, der sie erlebt hatte, war

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