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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hindurchsehen!«
    Tatsächlich schien die Baumreihe unmittelbar vor ihnen am äußersten Ende der Erde zu stehen. Statt neuer, grünfleckiger Blätter sah es aus, als liege jetzt eine Wand aus unergründlichem, einförmigem Grau vor ihnen, so als sei den Erbauern der Welt nichts mehr eingefallen.
    »Du hast recht, Kleiner«, sagte Sludig aufgeregt. »Das Ende des Waldes! Wenn wir jetzt nicht mehr allzu weit von deinem Zufluchtsort entfernt sind, können wir diese Hurensöhne von Riesen vielleicht doch noch abschütteln.«
    »Wenn meine Schriftrollen nicht allesamt die Wahrheit fliehen«, erwiderte Binabik, während sie das letzte Stück Hang hinuntertrabten, »ist es vom Waldrand bis zum Stein des Abschieds nicht allzu weit.«
    Er brach ab, als sie die letzte Baumreihe erreichten. Qantaqa blieb abrupt stehen, senkte den Kopf und witterte. Neben ihr zügelte Sludig sein Pferd. »Heiliger Usires«, flüsterte der Rimmersmann.
    Unter ihnen fiel das Gelände übergangslos ab und führte in einem wesentlich steileren Winkel als bisher in das weite Tal hinunter. Dort ragte in seinem Mantel aus Bäumen dunkel und geheimnisvoll Sesuad’ra auf, eine knochige Faust aus Stein, die sich weit aus dem Talgrund in den Himmel reckte. Ihre Höhe wurde durch eine ebene Wasserfläche betont, die den Fels von allen Seiten umgab.
    Das Tal war überschwemmt. Die gewaltige Faust des Abschiedssteins, die dem peitschenden Wind trotzte, hatte sich in eine Insel in einem grauen, ruhelosen Meer verwandelt. Zwischen Binabiks und Sludigs Ausguck am Waldesrand und ihrem Ziel lag nur eine halbe Meile, aber jede Elle des Talbodens war mehrere Faden tief mit Wasser bedeckt.
    Noch während sie dastanden und hinüberstarrten, erscholl hinter ihnen im Wald ein Brüllen, noch fern und doch beängstigend nahe. Welcher Zauber auch immer über Enki-e-Shao’saye liegen mochte, er war zu schwach, um die hungrigen Riesen abzuhalten.
    »Ädon, Troll, wir stecken fest wie Fliegen im Honigtopf«, sagte Sludig, und zum ersten Mal lag Furcht in seiner Stimme. »Vor uns liegt nur noch der Rand der Welt. Selbst wenn wir kämpfen und ihren ersten Angriff zurückschlagen, gibt es für uns kein Entkommen!«
    Binabik streichelte Qantaqas Kopf. Die Nackenhaare der Wölfin waren gesträubt. Sie winselte unter seiner Berührung, als giere sie danach, die Herausforderung zu erwidern, die der Wind ihnen zutrug. »Friede, Sludig. Wir müssen nachdenken.« Er drehte sich um und spähte den Steilhang hinunter. »Ich fürchte, in einem hast du recht. Nie werden wir hier Pferde hinunterführen können.«
    »Und was sollten wir auch dort unten mit ihnen anfangen?«, erwiderte Sludig bissig. »Das ist keine Schlammpfütze! Das ist ein Ozean! Stand davon nichts in deinen Schriftrollen?«
    Binabik wackelte zornig mit dem Kopf. Das Haar, vom Regen an seine Stirn geklebt, hing ihm in die Augen. »Schau auf, Sludig, schau auf! Der Himmel ist voller Wasser, und alles wird über uns ausgeschüttet, mit einer Empfehlung von unserem Feind.« Sein Gesicht wurde plötzlich besorgt. »Ich frage mich nur, ob das Wasser Josua und die anderen im Flachland überrascht hat. Tochter des Schnees, was für eine Vorstellung! Dann könnten wir genauso gut von hier aus kämpfen – vom Rand der Welt, wie du es nennst. Dann wäre auch Dorns Weg hier zu Ende.«
    Sludig sprang aus dem Sattel und rutschte ein Stück durch den Schlamm. Er lief zu dem Leittier der Packpferde und schnallte das längliche Bündel mit dem schwarzen Schwert los. Mühelos hob er es in die Höhe und trug es mit einer Hand zu Binabik hinüber. »Dein ›lebendiges Schwert‹ scheint Lust auf eine Schlacht zu haben«, meinte er verdrießlich. »Ich bin versucht herauszufinden, was es leisten kann, auch auf die Gefahr hin, dass es mitten im Schwung wieder schwer wird wie ein Amboss.«
    »Nein«, versetzte Binabik kurz. »Auch mein Volk liebt es nicht, vor einem Kampf davonzurennen. Aber jetzt ist für uns beide nicht die Zeit, Crohuck -Totenlieder zu singen und glücklich in eine ruhmreiche Niederlage einzugehen. Wir haben unsere Aufgabe noch lange nicht erfüllt.«
    Sludig machte ein finsteres Gesicht. »Und was schlägst du vor, Troll? Sollen wir zum fernen Fels hinüberfliegen?«
    Der Kleine zischte erbost. »Nein. Aber als Erstes können wir uns einen besseren Weg nach unten suchen.« Er wies auf den brausenden Fluss, der zwischen den Bäumen des Abhangs verschwand. »Hier sind noch mehr Wasserläufe. Vielleicht führen uns andere

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