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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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und hätte ihr windiges Fahrzeug fast zum Kentern gebracht. Betäubt ging Sludig unter. Binabik ließ Qantaqa los, bohrte die Stiefelspitzen in Lücken zwischen den Balken des sich aufbäumendenFloßes und beugte sich nach unten. Mit beiden Händen umklammerte er das Handgelenk des Rimmersmannes und hielt es fest, bis es Sludig besser ging. Die Riesen überschütteten sie mit weiteren Wurfgeschossen, aber keines kam ihnen so nahe wie das erste. Das enttäuschte Röhren der Hunen schien das ganze überflutete Tal zu erfüllen.
    Sludig stieß wütende Flüche gegen alle Riesen und Flöße dieser Welt aus und stieß sich mit seinem langen Qanucspeer vom Boden ab, bis endlich die letzten sperrigen Äste hinter ihnen lagen. Dann fing er an, Wasser zu treten, und schob das Floß und seine seltsame Ladung vor sich her über das kalte, graue Wasser, dem dunklen Schatten des Steines zu.

    Von der Heimat seiner Vorväter, Nad Mullach, ritt Eolair nach Osten. Über ihm flackerten geheimnisvolle Lichter am nächtlichen Himmel. Das Land in der Umgebung seiner eroberten Feste hatte sich weniger gastlich gezeigt als erhofft. Viele seiner einstigen Untertanen hatten das Elend des Krieges und das furchtbare Wetter schon vertrieben, und die noch übrigen öffneten ungern einem Fremden die Tür, selbst wenn dieser Fremde behauptete, der regierende Graf zu sein. Weit stärker als die Last der Soldaten lag die Furcht über dem besetzten Hernystir.
    In der Dunkelheit war kaum ein Mensch unterwegs, darum reiste Eolair meist in den Nachtstunden. Selbst Skali von Kaldskrykes Männer, die doch die Krone der Eroberer trugen, wagten sich ungern ins Freie, als hätten sie die Furcht der Besiegten zu ihrer eigenen gemacht. In diesem bitteren Sommer voller Schnee und ruheloser Geister beugten sich selbst die Gewinner des Krieges vor einer größeren Macht.
    In Eolair wuchs die Überzeugung, dass er Josua finden müsse – sofern der Prinz noch lebte. Vielleicht hatte ihn Maegwin aus irgendwelchen krausen oder boshaften Gedanken heraus mit diesem Auftrag fortgeschickt, aber inzwischen konnte niemand mehr übersehen, dass sich ein Schatten über Osten Ard gelegt hatte, der nichtmenschlichen Ursprungs war. Und das Rätsel um das Schwert Hellnagel mochte sehr wohl etwas damit zu tun haben. Weshalb sonst hätten die Götter dafür gesorgt, dass Eolair jene ungeheuerliche, fremdartige Stadt unter der Erde betrat und ihren noch viel fremdartigeren Bewohnern begegnete? Der Graf von Nad Mullach war von Natur aus ein nüchterner Mensch. Die langen Jahre im Dienst seines Königs hatten sein Herz gegen alles Fantastische verhärtet; zugleich aber war er durch seine Erfahrungen als Diplomat gegen eine allzu große Häufung von Zufällen misstrauisch geworden. Zu behaupten, es gebe kein gemeinsames, übernatürliches Element, das den Sommer-der-ein-Winter-war, das Wiedererscheinen von Geschöpfen aus alten Legenden und die plötzliche Bedeutung fast sagenhafter Schwerter miteinander verknüpfte, hieß, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen. Der Zusammenhang war so wenig zu übersehen wie die Berge und Meere.
    Außerdem aber war und blieb Eolair trotz der endlosen Tage an den Höfen von Erkynland, Nabban und Perdruin und trotz aller vorsichtigen Worte gegenüber Maegwin ein Hernystiri. Und mehr als alle anderen Sterblichen erinnerten sich die Hernystiri.
    Als Eolair nach Erkynland kam und durch das öde Utanyeat auf das Schlachtfeld von Ach Samrath zuritt, wurde der Sturm stärker. Bisher war der Schnee, so wenig er auch in die Jahreszeit passen mochte, nur mäßig gefallen, so wie es in den ersten Novandertagen vorkam. Jetzt frischte der Wind auf und verwandelte die flache Landschaft in eine wirbelnde Wolke aus weißem Nichts. Die Kälte war so beißend, dass Eolair gezwungen war, das nächtliche Weiterreiten für ein paar Tage gänzlich einzustellen. Trotzdem machte er sich kaum Sorgen, erkannt zu werden, denn Straßen und Gegend waren selbst im grauen, böigen Mittag fast ausgestorben. Mit säuerlicher Befriedigung stellte er fest, dass Utanyeat, die Grafschaft von Guthwulf, einem der Günstlinge des Hochkönigs, genauso vom Sturm verwüstet worden war wie Hernystir. Trotz allem gab es also noch eine Art Gerechtigkeit.
    Auf seinem endlosen Zug durch die weiße Leere dachte er oft an die Menschen, die er zurückgelassen hatte, vor allem aber an Maegwin.Obwohl sie seit dem Tode ihres Vaters und Bruders in mancher Hinsicht unberechenbar und

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