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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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widerspenstig geworden war wie ein ungezähmtes Tier, hatte er ihr stets große Zuneigung entgegengebracht. Das hatte sich noch nicht völlig geändert, aber es war schwer, über die Art, wie sie ihn behandelt hatte, nicht enttäuscht zu sein, so gut er ihre Gründe auch zu verstehen glaubte. Dennoch brachte er es nicht übers Herz, sie zu hassen. Seit ihren Mädchenjahren war er ihr besonderer Freund gewesen und hatte immer, wenn er an den Hof kam, großen Wert darauf gelegt, Gespräche mit ihr zu führen und sich von ihr den Garten des Taig und die Schweine und Hühner zeigen zu lassen, denen sie Namen gegeben hatte und die sie stets mit der gestrengen Zärtlichkeit einer Mutter behandelte.
    Als sie heranwuchs, hoch aufgeschossen wie ein Mann und doch voller Anmut, hatte Eolair zugesehen, wie sie immer verschlossener wurde und nur noch selten das mädchenhafte Wesen zeigte, das ihn so entzückt hatte. Sie schien sich nach innen zu wenden wie ein Rosenstrauch unter einem überhängenden Dach, der so lange in sich hineinwächst, bis ihm die eigenen Dornen die Stiele verletzen. Noch immer widmete sie Eolair größere Aufmerksamkeit als anderen, aber diese Aufmerksamkeit begann ihn zu verwirren, denn sie bestand mehr und mehr aus verlegenem Schweigen und zornigen Selbstvorwürfen.
    Eine Zeitlang hatte er gedacht, er könne mehr für sie sein als nur ein Freund der Familie und entfernter Verwandter. Er hatte sich gefragt, ob zwei Einzelgänger wie er und sie wohl zusammenfinden könnten; denn auch Eolair, so wortgewandt und klug er auch war, hatte immer das Gefühl gehabt, sein Bestes liege tief unter der Oberfläche verborgen, so wie seine stille Bergfeste von Nad Mullach weit vom geschäftigen Treiben des Taig entfernt stand. Aber als er endlich anfing, ernsthaft über Maegwin nachzudenken, als seine Bewunderung für ihre Aufrichtigkeit und die Ungeduld, mit der sie oberflächlichen Nichtigkeiten begegnete, sich in etwas verwandeln wollte, das tiefer ging, war sie kalt zu ihm geworden. Sie schien zu der Ansicht gekommen zu sein, auch Eolair zähle zum Schwarm der Müßiggänger und Schmeichler, von denen König Lluth umschwirrt war.
    An einem der langen Nachmittage im östlichen Utanyeat, während der Schnee ihm ins Gesicht stach und seine Gedanken weit hinauswanderten, dachte er plötzlich: Und was ist, wenn ich mich die ganze Zeit geirrt habe? Wenn sie mich geliebt hat? Der Gedanke erschreckte ihn, weil er die Welt, die Eolair gekannt hatte, urplötzlich auf den Kopf stellte und allem, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, seit Maegwin zur Frau geworden war, eine ganz andere Bedeutung gab.
    War ich denn blind? Aber warum hat sie mich dann so rauh behandelt? War ich nicht stets respektvoll und freundlich zu ihr?
    Nachdem er eine gute Stunde darüber gebrütet hatte, schob er den Gedanken zunächst beiseite. Das war keine Sache, über die man hier mitten im Nirgendwo nachsinnen sollte, wenn es noch Monate dauern würde, bis er Maegwin überhaupt wiedersah.
    Hatte sie ihn nicht im Zorn fortgeschickt?
    Ruhelos scharrte der Wind im lockeren Schnee.
    Es war morgens, und der Sturm hatte sich etwas gelegt, als er an Ach Samrath vorbeiritt. Auf einer Anhöhe über dem alten Schlachtfeld zügelte er sein Pferd. Hier, waren Prinz Sinnach und zehntausend Männer aus Hernystir durch Fingil von Rimmersgard und den Verrat des Thrithingfürsten Niyunort zu Tode gekommen. Eolair hatte die Stätte schon einige Male besucht. Wie jedes Mal fühlte er einen kalten Schauder, als er auf das weite, ebene Feld hinuntersah, aber diesmal war nicht die grausige Vergangenheit daran schuld. Als ihm der eisige Wind ins Gesicht wehte und das kalte, leere Antlitz des Nordens ihn anstarrte, begriff er auf einmal, dass dieser neue und viel gewaltigere Krieg – ob er nun auf einem Schlachtfeld stattfand oder im gnadenlosen Ansturm eines schwarzen Winters – in einem Blutrausch enden konnte, mit dem verglichen das Gemetzel von Ach Samrath zum lächerlichen Gezänk wurde.
    Er ritt weiter. In seinem Inneren gefror der Zorn zu Eis. Wer hatte diese ungeheuren Ereignisse in Gang gesetzt? Wer hatte dafür gesorgt, dass das Rad des Bösen sich zu drehen begann? War es Elias gewesen oder die Schlange Pryrates? Dann musste es für die beiden eine eigene, besondere Hölle geben. Eolair hoffte nur, noch zu erleben, dass man sie dorthin schickte – vielleicht aufgespießt von PriesterJohans Schwert Hellnagel, wenn die Unterirdischen die Wahrheit gesprochen

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