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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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bedeutete sein Tod, dass Nabban das Schlachtfeld verlassen hatte und Josua ohne Verbündete dastand.
    Drei Tage später, als der Abend des ersten Tages im Tiyagarmonat hereindämmerte, goss Streáwe ihr mit eigener, zitternder Hand eine Schale Tee ein und teilte ihr mit, dass Naglimund gefallen war. Es gab Gerüchte über ein furchtbares Gemetzel, das nur wenige überlebt hätten.
    Ungeschickt hielt er das schluchzende Mädchen in den zaundürren Armen.

    Das Licht schwand. Die Flecken Himmel, die in der dunklen Stickerei des Laubes sichtbar waren, zeigten das ungesunde Blau geprellten Fleisches.
    Deornoth stolperte über eine Wurzel, die er übersehen hatte, undSangfugol und Isorn stürzten neben ihm zu Boden. Im Fallen ließ Isorn den Arm des Harfners los. Sangfugol rollte noch ein Stück weiter und blieb stöhnend liegen. Frisches Blut rötete den Verband an seiner Wade, der aus dünnen Stofffetzen aus dem Unterrock einer der Frauen bestand. »Ach, der Arme«, sagte Vara und hinkte auf ihn zu. Sie hockte sich nieder, breitete den Rock ihres zerlumpten Kleides aus und nahm Sangfugols Hand. Die Augen des Harfners waren auf die Baumäste über ihm gerichtet. Er litt starke Schmerzen.
    »Wir müssen haltmachen, Herr«, erklärte Deornoth. »Es wird zu dunkel, man sieht nichts mehr.«
    Josua drehte sich langsam zu ihm um. Das dünne Haar des Prinzen war in Unordnung, sein Gesicht hatte einen leicht abwesenden Ausdruck angenommen. »Wir müssen weitergehen, bis es ganz finster ist, Deornoth. Jede Sekunde Sonnenlicht ist kostbar.«
    Deornoth schluckte. Es bereitete ihm fast körperliche Übelkeit, seinem Herrn zu widersprechen. »Wir müssen einen Ort für die Nacht finden und ihn sichern, mein Prinz. Das wird schwer sein, wenn es schon dunkel ist. Und die Gefahr für die Verwundeten wird nur größer, wenn wir unseren Weg jetzt fortsetzen.«
    Josua blickte zu Sangfugol hinunter. Seine Miene war kühl. Deornoth gefiel die Veränderung nicht, die er an seinem Prinzen bemerkte. Josua war stets ein zurückhaltender Mann gewesen, der vielen merkwürdig erschien, aber trotzdem hatte er sich als Anführer bewährt, der Entscheidungen fällte – sogar in diesen letzten, schrecklichen Wochen, bevor Naglimund fiel. Jetzt aber sah es aus, als verliere er die Entschlusskraft, ganz gleich, ob es um große oder um kleine Dinge ging. »Nun gut«, meinte der Prinz endlich, »wenn du meinst, Deornoth.«
    »Vergebt mir, aber können wir diesen … diesen Hang nicht noch ein kleines Stückchen weiter hinaufsteigen?«, fragte jetzt Vater Strangyeard. »Es sind nur wenige Schritte, und es scheint mir sicherer als ein Lager am Grunde der Schlucht – oder?« Er schaute Josua erwartungsvoll an, aber der Prinz brummte nur etwas. Der Archivar wandte sich an Deornoth. »Was denkt Ihr?«
    Deornoth betrachtete die abgerissene Schar, die weißen, verängstigtenAugen in den schmutzverkrusteten Gesichtern. »Eine gute Idee, Vater«, antwortete er, »so wollen wir es machen.«
    In einer flüchtig ausgescharrten, von Steinen umgebenen Grube zündeten sie ein winziges Feuer an, mehr um Licht zu haben als aus irgendeinem anderen Grund. Die Wärme wäre allen höchst willkommen gewesen – mit Einbruch der Nacht wurde die Luft im Walde bitterkalt –, aber ein so auffälliges Feuer zu machen, konnten sie nicht wagen. Zu essen gab es ohnehin nichts. Sie waren viel zu sehr in Eile gewesen, als dass Zeit zum Jagen geblieben wäre.
    Vater Strangyeard und Herzogin Gutrun reinigten gemeinsam Sangfugols Wunde und erneuerten ihm den Verband, Der weißschwarz gefiederte Pfeil, der den Harfner gestern am späten Nachmittag niedergestreckt hatte, schien den Knochen getroffen zu haben. Man hatte ihn sorgfältig entfernt, doch war ein Teil der Pfeilspitze stecken geblieben. Sobald Sangfugol wieder sprechen konnte, klagte er darüber, dass das Gefühl in seinem Bein fast völlig verschwunden sei. Jetzt lag er in seichtem, unruhigem Schlaf. Vara stand neben ihm und musterte ihn besorgt. Sie war Josua aus dem Weg gegangen, was ihm allerdings nicht viel auszumachen schien.
    Deornoth verfluchte innerlich seinen dünnen Mantel. Hätte ich doch gewusst, dass wir uns hier im offenen Wald durchschlagen müssen, dann hätte ich meinen Reitermantel mit der Kapuze mitgenommen. Er lächelte grimmig über seine eigenen Gedanken und lachte plötzlich laut auf, ein kurzes Aufbellen von Heiterkeit, das die Aufmerksamkeit des in der Nähe hockenden Einskaldir erregte.
    »Was ist so

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