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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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– warum haben sie uns dann nicht eingekesselt? Wenn uns ein wandelnder Leichnam überfallen konnte, ehe wir uns noch recht besannen, weshalb nicht die Nornen?«
    Josua sann eine kleine Weile nach. »Vielleicht sind sie es, die uns fürchten?« Wieder schwieg der Prinz. »Ruf die anderen«, befahl er endlich. »Das ist zu schwerwiegend, um es für uns zu behalten.«
    Als auch die Übrigen versammelt waren und alle um das kleine Feuer kauerten, sah Deornoth, wie gering ihre Zahl war, und schüttelte den Kopf. Josua, er selbst, Einskaldir und Isorn, Strupp, noch ganz schlaftrunken, Herzogin Gutrun; mit Strangyeard, der sich gerade einen Platz suchte, und Vara, die Sangfugol versorgte, waren es alle. Nur noch neun Überlebende – war das möglich? Helmfest und die junge Magd hatten sie vor zwei Tagen begraben. Gamwold, ein älterer Wachsoldat mit grauem Schnurrbart, war bei dem Angriff, der Sangfugol niedergestreckt hatte, abgestürzt und daran gestorben. Sie hatten seinen Leichnam nicht bergen, geschweige denn begraben können. Widerwillig hatten sie ihn auf einem Vorsprung des kahlen Berghangs liegen lassen müssen, Wind und Regen preisgegeben.
    Nur noch neun, dachte er, Josua hat recht – es ist in der Tat ein sehr kleines Königreich.
    Der Prinz hatte seine Erklärungen beendet. Strangyeard ergriff zögernd das Wort.
    »Es ist mir in der Seele zuwider, so etwas auch nur auszusprechen«, begann er, »aber … vielleicht spielen sie ja nur mit uns wie eine Katze mit einer in die Enge getriebenen Maus.«
    »Was für ein grässlicher Gedanke!«, meinte Gutrun. »Aber es sind Heiden, bei denen alles möglich ist.«
    »Sie sind mehr als Heiden, Herzogin«, erklärte Josua, »sie sind unsterblich. Viele von ihnen haben schon gelebt, ehe noch Usires Ädon über die Berge von Nabban wandelte.«
    »Sie können sterben«, bemerkte Einskaldir. »Ich weiß es.«
    »Aber sie sind entsetzlich«, sagte Isorn. Seine breiten Schultern bebten. »Ich weiß jetzt, dass sie es waren, die von Norden her zu uns kamen, als man uns in Elvritshalla gefangenhielt. Sogar ihre Schatten sind kalt, kalt wie ein Wind aus Huelheim, dem Land der Toten.«
    »Einen Augenblick«, unterbrach ihn Josua. »Das erinnert mich an etwas. Isorn, du hast einmal erzählt, dass einige von deinen Mitgefangenen damals gefoltert wurden.«
    »Ja. Ich werde es niemals vergessen.«
    »Wer hat das getan?«
    »Die Schwarzen Rimmersmänner, sie, die im Schatten der Sturmspitze leben. Sie waren Skali von Kaldskrykes Verbündete, obwohl ich, wie ich Euch wohl bereits gesagt habe, Prinz Josua, nicht daran glaube, dass Skalis Männer bekamen, was sie sich vorgestellt hatten. Zum Schluss waren sie beinahe genauso verängstigt wie wir.«
    »Aber es waren die Schwarzen Rimmersmänner, die euch folterten. Was taten die Nornen?«
    Isorn überlegte einen Moment. Sein breites Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Nein …«, meinte er langsam, »ich schätze nicht, dass die Nornen etwas damit zu tun hatten. Sie waren eigentlich nur schwarze Schatten in Kapuzenmänteln, die nach Elvritshalla kamen und wieder von dort verschwanden. Sie schienen kaum auf ihre Umgebung zu achten – wobei wir sie allerdings nur selten zu Gesicht bekamen; dafür war ich sehr dankbar.«
    »Also«, fuhr Josua fort, »scheint es, als hätten die Nornen an Folterungen kein Interesse.«
    »Es scheint ihnen aber auch nicht viel auszumachen«, knurrte Einskaldir. »Und Naglimund hat gezeigt, dass sie uns nicht lieben.«
    »Und dennoch glaube ich einfach nicht, dass sie uns aus reinem Vergnügen durch den ganzen Wald von Aldheorte nachlaufen.« Der Prinz runzelte die Stirn. »Ich wüsste jedoch kaum, weshalb sie uns fürchten sollten – eine so elende Schar. Aber was sonst könnten sie wollen?«
    »Uns in Käfige stecken«, brummte Strupp missmutig und rieb sich die schmerzenden Beine. Der lange Tagesmarsch war härter für ihn gewesen als für alle anderen außer Sangfugol. »Uns für sie tanzen lassen.«
    »Schweig, Alter«, grollte Einskaldir.
    »Kommandier ihn nicht herum«, sagte Isorn und warf Einskaldir einen entschlossenen Blick zu, der in der fast vollständigen Dunkelheit allerdings unterging.
    »Ich glaube, Strupp hat recht«, bemerkte Strangyeard auf seine ruhige, beinahe entschuldigende Art.
    »Was meint Ihr?«, fragte Josua.
    Der Archivar räusperte sich. »Es scheint mir einleuchtend«, begann er, »ich meine natürlich nicht, dass sie uns tanzen sehen möchten.« Er versuchte ein

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