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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Vorher gab man ihm die Garantie, daß seine Familie vor weiteren Verfolgungen verschont bleiben würde.«
      »Diese Verbrecher«, sagte ich.
      »Was mit dem Führer geschah, wissen Sie. Er verkroch sich bis zum Ende in seinem Bunker. Himmler versuchte zu fliehen. Er rasierte sich seinen Bart ab und trug sogar eine Augenklappe. Aber das nutzte ihm auch nichts. Er nahm Zyankali, als man ihn schnappte.«
      »Und Schellenberg?«
      »Das war schon ein toller Kerl, der gute Walter. Er trickste Himmler aus, als er nach Berlin kam. Kaltblütig erzählte er, wir hätten ihn überwältigt. Die Verwundung war natürlich ein zusätzlicher Beweis. Bis Kriegsende blieb er Leiter des Auslandsnachrichtendienstes, dem er nach der Ausschaltung von Canaris auch das Wehrmachts-Abwehramt einverleibte. Er überlebte sie alle. Bei den Kriegsverbrecherprozessen traten alle möglichen Zeugen auf und sagten vor Gericht für ihn aus. Darunter auch zahlreiche Juden. Er saß nur zwei Jahre im Gefängnis, dann kam er frei. Er starb 1952 in Italien, an einem Leberleiden.«
      »Ja, so ist das Leben«, sagte ich nachdenklich.
      Er nickte. »Wir haben Hitler das Leben gerettet. War das richtig?« Er zuckte die Achseln. »Ich hielt es damals für eine gute Idee, aber ich kann ihnen nachfühlen, daß sie die Akten darüber für hundert Jahre unter Verschluß halten wollen.«
      Er öffnete wieder die Tür und sah hinaus. Ich war noch nicht ganz zufrieden. »Was geschah später? Mit Ihnen, mit Steiner, mit Asa Vaughan? Ich wußte, daß Sie in den Jahren nach dem Krieg als Professor an irgendeinem amerikanischen College tätig waren, aber was war in den Jahren dazwischen?«
      »Mein Gott, alter Freund, habe ich denn noch nicht genug erzählt? Das müßte doch für ein ganzes Buch reichen. Den Rest erfahren Sie beim nächsten Mal. Sie sollten lieber in Ihr Hotel zurückkehren. Ich begleite Sie ein Stück.«
      »Ist es denn draußen wieder sicher?«
      »Nun, falls wir von einer Patrouille der Armee angehalten werden, haben Sie die richtigen Ausweise, und wer verdächtigt schon einen alten Priester wie mich?«
      Er trug einen Hut und einen Regenmantel über seiner Soutane. Seinen Schirm hielt er über uns, als wir durch die tristen Straßen gingen und hier und da an Bombentrichtern vorbeikamen.
      »Sehen Sie sich das an«, meinte er. »Das reinste Rattenloch. Hier findet man nur noch die Knochen der Toten.«
      »Warum machen Sie weiter?« fragte ich ihn. »Immer nur Bomben und Tod.«
      »Als es damals, im August neunundsechzig, losging, schien es notwendig. Man versuchte die Katholiken zu vertreiben, und die Sondereinheiten der Polizei haben dem Mob sogar dabei
    geholfen.«
    »Und jetzt?«
      »Wenn ich ganz ehrlich bin, mein Sohn, ich werde allmählich müde. Diese wahllosen Attentate haben mir nie gefallen, diese Bomben, durch die unschuldige Passanten, Kinder, Frauen ums Leben kommen. Da ist noch das alte Bauernhaus an der Killala Bay. Meine Großtante Eileen hat es mir vererbt, und auf mich wartet eine freie Stelle als Professor für englische Literatur am Trinity College in Dublin. Die kann ich antreten, wann immer ich will.« Er blieb an der Ecke stehen und sog prüfend die rauchgeschwängerte Luft ein. »Es wird Zeit, auszusteigen und die anderen ranzulassen.«
      »Sie meinen, Sie haben keine Lust mehr, herumgeschoben zu werden, anstatt selbst zu schieben?«
      Er nickte. »So ähnlich drückt Steiner es auch aus.«
      »Interessant«, meinte ich. »Sie sagten: ›Steiner drückt es aus‹, nicht drückte.«
      Er lächelte. »Tatsächlich? Habe ich das?« Der Regen wurde heftiger. Wir standen an der Ecke Falls Road. In einiger Entfernung waren eine Patrouille des Fallschirmjäger-Regiments und ein Panzerwagen unterwegs. »Hier werde ich mich von Ihnen verabschieden, mein Freund.«
      »Ein weiser Entschluß.« Ich ergriff seine Hand.
      »Sie können mich jederzeit in Killala besuchen.« Er wandte sich ab, hielt inne. »Eine Sache noch.«
      »Und die wäre?« fragte ich.
      »Der Unfall, dem diese junge Frau, diese Cohen, zum Opfer fiel. Sie hatten recht. Einigen paßt er sicher ganz gut in den Kram. Ich würde mich an Ihrer Stelle in Zukunft etwas vorsehen.«
      Ich zündete mir eine Zigarette an, schirmte die Flamme mit den Händen ab und schaute ihm nach, wie er sich entfernte, sah die Soutane, die fast bis zu seinen Füßen reichte, den schwarzen Regenschirm. Dann schaute ich die

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