Der Adler ist gelandet
festgenommen werden kann.« »Damit werden Sie nie durchkommen.«
»Sir Henry Willoughby fuhr heute vormittag um elf Uhr von Studley Grange nach King's Lynn, wo er mit dem Premierminister beim Lunch zusammentreffen sollte. Abfahrt von dort um halb vier in zwei Autos mit einer Eskorte von vier Kradfahrern der Royal Military Police.« Steiner blickte auf die Uhr. »Also, fast genau in diesem Augenblick. Der Premierminister hat übrigens den Wunsch geäußert, über Walsingham zu fahren. Aber verzeihen Sie, ich langweile Sie bestimmt mit allen diesen Details.« »Sie scheinen außerordentlich gut informiert zu sein?« »O ja, das bin ich. Sie sehen also, wir haben weiter nichts zu tun, als, genau wie vorgesehen, bis heute abend die Stellung zu halten, und wir werden trotz allem den Preis davontragen. Übrigens, Ihre Schäflein haben nichts zu befürchten, wenn sie sich den Anweisungen fügen.« »Sie werden nicht damit durchkommen«, wiederholte Voreker eigensinnig.
»Ach, ich weiß nicht. Es gibt da einen Präzedenzfall. Otto Skorzeny hat Mussolini aus einer angeblich völlig aussichtslosen Lage befreit. Ein toller Handstreich, wie Mr. Churchill selbst einräumte, als er in Westminster sprach.«
»Oder besser, in den Resten von Westminster, die eure verdammten Bomben übriggelassen haben«, sagte Voreker.
»Berlin ist auch nicht mehr das, was es früher einmal war«, erwiderte Steiner. »Und falls es Ihren Freund Wilde interessieren sollte, dann sagen Sie ihm, daß die Frau und die fünfjährige Tochter des Mannes, der gestorben ist, um seinem Sohn das Leben zu retten, vor vier Monaten durch Bomben der Royal Air Force umgekommen sind.« Steiner streckte die Hand aus. »Geben Sie mir die Schlüssel Ihres Wagens. Er könnte uns von Nutzen sein.«
»Ich habe sie nicht bei mir...«, begann Voreker.
»Verschwenden Sie nicht meine Zeit, Pater. Wenn nötig, lasse ich Sie von meinen Männern bis auf die Haut filzen.«
Widerwillig brachte Voreker die Schlüssel zum Vorschein, und Steiner steckte sie in die Tasche. »So, ich habe zu tun.« Er hob die Stimme. »Brandt, Sie halten hier die Stellung. Ich schicke Ihnen Preston als Ablösung, dann erstatten Sie mir im Dorf Bericht.«
Er ging hinaus, und Jansen postierte sich mit seiner M1 vor der Tür. Voreker schritt langsam durch das Kirchenschiff, vorbei an Brandt und an Wilde, der mit gebeugten Schultern in einer Bank saß. Sturm lag vor dem Altar der Marienkapelle. Eine Weile blieb der Priester stehen und blickte auf ihn hinab, dann kniete er nieder, faltete die Hände und begann mit fester, gläubiger Stimme die Totengebete zu sprechen.
»Jetzt wissen wir also Bescheid«, sagte Pamela Voreker, als die Tür hinter Steiner ins Schloß gefallen war. »Was sollen wir nur tun?« fragte Molly kläglich. »Zusehen, daß wir hier rauskommen, das ist das erste.« »Aber wie?«
Pamela durchquerte die Sakristei, drückte auf die verborgene Feder, und ein Teil der Eichentäfelung glitt beiseite und gab den Zugang zum Priestertunnel frei. Pamela nahm die Stablampe, die ihr Bruder auf dem Tisch hatte liegenlassen. Molly war starr vor Erstaunen. »Los«, sagte Pamela ungeduldig. »Wir müssen weg.«
Sobald sie im Tunnel waren, schloß Pamela die Tür und ging schnell voran. Die beiden Mädchen betraten durch den Eichenschrank den Keller des Pfarrhauses und stiegen die Treppe zur Diele hinauf. Pamela legte die Lampe auf das Tischchen neben das Telefon, und als sie sich umwandte, sah sie, daß Molly bitterlich weinte.
»Molly, was ist denn?« fragte sie und nahm die Hände des Mädchens in die ihren.
»Liam Devlin«, schluchzte Molly. »Er gehört zu ihnen. Kein Zweifel. Sie waren bei ihm, in seinem Haus. Ich habe sie gesehen.« »Wann war das?«
»Heute vormittag. Er hat mich in dem Glauben gelassen, daß er noch immer in der Army sei. Irgendein Geheimauftrag.« Molly riß sich los und ballte die Hände zu Fäusten. »Er hat mich zum Narren gehalten. Die ganze Zeit über hat er mich nur für seine Zwecke benutzt. Gott verzeih mir, aber ich hoffe, daß er gehenkt wird.« »Molly, das tut mir leid«, sagte Pamela. »Wirklich. Wenn es stimmt, was Sie sagen, dann kriegt er, was er verdient. Aber wir müssen jetzt weg von hier.« Sie blickte auf das Telefon. »Es hat keinen Zweck, daß wir die Polizei oder sonst jemanden anzurufen versuchen, nicht, wenn sie die Vermittlung besetzt halten. Und ich habe keine Schlüssel zum Wagen meines Bruders.«
»Mrs. Grey hat einen Wagen«, sagte
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