Der Adler ist gelandet
recht. Warum muß sie sich mit einem Fremden einlassen.«
Er sagte linkisch: »Ich habe dir noch gar nicht gedankt.« »Macht nichts. Ich hab's nicht deinetwegen getan. Ich hab's meinetwegen getan.« Sie hatte im Grunde ein einfaches Gemüt und gab sich damit zufrieden, dieses eine Mal in ihrem Leben jedoch wollte sie sich unmißverständlich ausdrücken. »Ich liebe dich. Das heißt nicht, daß ich gutheiße, was du bist oder was du getan hast, das heißt nicht einmal, daß ich es verstehe. Liebe ist etwas anderes. Sie hat mit allem anderen nichts zu tun. Eine Sache für sich. Deshalb habe ich dich heute abend aus der Kirche geholt. Nicht, weil es gut oder schlecht war, sondern weil ich nie mehr mit mir selber ins reine gekommen wäre, wenn ich dich einfach hätte sterben lassen.« Sie riß sich los. »Ich muß mal wieder nachsehen, wie's dem Leutnant geht.«
Sie ging hinüber zum Wagen. Devlin schluckte mühsam. War der Mensch nicht seltsam? Soeben hatte er die tapferste Ansprache seines Lebens gehört. Sie war ein tolles Mädchen. Und da stand er nun und hätte am liebsten geheult.
Um zwanzig nach acht machten Devlin und Steiner sich wieder auf den Weg durch das Wäldchen. Das Marschenwächterhaus lag im Dunkeln, aber von der Fahrstraße hörte man leise Stimmen, und die Umrisse eines Fahrzeugs zeichneten sich undeutlich ab. »Geh'n wir ein bißchen näher ran«, flüsterte Steiner.
Sie kamen zur Trennmauer zwischen Wald und Straße und spähten hinüber. Es goß jetzt in Strömen. Auf der Straße standen zwei Jeeps, auf jeder Seite einer, und mehrere Rangers hatten unter den Bäumen Schutz vor dem Regen gesucht. Hinter Garveys vorgehaltenen Händen flammte ein Streichholz auf und beleuchtete sekundenlang sein Gesicht. Steiner und Devlin zogen sich zurück. »Der große Neger«, sagte Steiner. »Der Sergeant, der Kane begleitete. Jetzt wartet er, ob Sie irgendwo auftauchen.«
»Warum wartet er nicht beim Haus?«
»Vermutlich hat er dort auch Wachen aufgestellt. Und hier hält er die Straße unter Beobachtung.«
»Macht nichts«, sagte Devlin. »Wir können ein Stück weiter unten über die Straße laufen. Den Strand zu Fuß zu erreichen versuchen, wie Sie sagten.«
»Es wäre leichter, wenn man ein Ablenkungsmanöver durchführte.« »Zum Beispiel?«
»Ich könnte in einem gestohlenen Wagen die Straßensperre durchbrechen. Übrigens, Ihr Trenchcoat würde mir gut stehen, falls Sie sich zu einer Leihgabe auf Lebenszeit bereitfinden.«
Devlin konnte Steiners Gesicht im Dunkeln nicht sehen und war plötzlich froh darüber. »Verdammt noch mal, Steiner, schaufeln Sie sich meinetwegen Ihr eigenes Grab«, sagte er müde. Er entledigte sich der Maschinenpistole, zog den Trenchcoat aus und reichte ihn Steiner. »In der rechten Tasche finden Sie eine Mauser mit Schalldämpfer und zwei ReserveMagazine.«
»Vielen Dank.« Steiner nahm das Schiffchen ab und steckte es unter seine Fliegerbluse. Dann zog er den Trenchcoat an. »So, Vorhang auf zum letzten Akt. Wir verabschieden uns am besten jetzt.« »Sagen Sie mir eins«, sagte Devlin. »Hat es sich gelohnt? Hat auch nur ein einziger Schritt sich gelohnt?«
»O nein«, Steiner lachte leise. »Bitte keine philosophischen Betrachtungen.« Er streckte die Hand aus. »Ich wünsche Ihnen, daß Sie finden, wonach Sie suchen, mein Freund.«
»Ich habe es sogar schon wieder verloren«, erwiderte Devlin. »Dann ist ohnehin von jetzt an nichts mehr wichtig«, sagte Steiner. »Eine gefährliche Situation. Sie werden höllisch aufpassen müssen.« Und er machte kehrt und ging zu der verfallenen Hütte zurück. Sie halfen Neumann aus dem Morris und schoben den Wagen bis zu der Stelle, wo der Pfad zu einem Gatter abfiel, das ihn von der Straße trennte.
Steiner lief hinunter, öffnete das Gatter und riß eine fast zwei Meter lange Latte heraus, die er Neumann gab, als er wieder zurück war. »Wie geht's?« fragte er.
»Prächtig«, antwortete Neumann tapfer. »Gehen wir jetzt?« »Ihr geht, ich nicht. Unten auf der Straße sind Rangers. Ich mache ein kleines Ablenkungsmanöver, während ihr rüberlauft. Ich komme dann später nach.«
Neumann packte ihn am Arm und sagte erregt: »Nein, das dürfen Sie nicht tun.«
Steiner erwiderte ihm: »Leutnant Neumann, Sie sind zweifellos der beste Soldat, den ich kenne. Von Narvik bis Stalingrad haben Sie sich niemals gedrückt oder einem meiner Befehle zuwidergehandelt, und ich bin nicht gewillt, so etwas jetzt einreißen zu
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