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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Leutnant.« König nahm den Zettel und las ihn unter der Lampe des Kartentisches. Eine Weile starrte er darauf, dann zerknüllte er das Papier in seiner rechten Hand zu einer Kugel. »Was ist los?« fragte Müller. »Den Adler hat's erwischt, um es kurz zu sagen.« Eine Weile herrschte Schweigen. Regen trommelte gegen die Fenster. Dann sagte Müller: »Und unsere Befehle?«
    »Ich soll nach eigenem Ermessen vorgehen.« König schüttelte den Kopf. »Eine Affenschande. Oberstleutnant Steiner, Neumann, alle diese Prachtkerle.«
    Zum erstenmal seit seiner Kindheit war er dem Heulen nah. Er öffnete die Tür und starrte in die Dunkelheit hinaus, ließ sich den Regen ins Gesicht peitschen. Müller sagte behutsam: »Es kann natürlich trotz allem sein, daß es ein paar von ihnen noch schaffen. Einer oder zwei vielleicht. Sie wissen ja, wie's oft geht.« König warf die Tür wieder zu. »Soll das heißen, daß Sie das Unternehmen zu Ende führen wollen?« Müller schien eine Antwort für überflüssig zu halten, und König wandte sich an Teusen: »Sie auch?« Teusen sagte: »Wir sind schon so lange beisammen, Herr Leutnant. Bis jetzt hat noch nie einer von uns gefragt, wohin die Reise geht.« Königs Kampfgeist kehrte zurück. Er schlug Teusen auf die Schulter. »Gut. Dann jagen Sie folgenden Funkspruch zurück.«
    Oberst Radls Gesundheitszustand hatte sich im Lauf des Spätnachmittags zusehends verschlechtert, er weigerte sich indessen trotz Witts Vorhaltungen, im Bett zu bleiben. Seit Joanna Greys letzter Funkspruch eingegangen war, hatte er den Funkraum nicht mehr verlassen wollen. Er lag in einem alten Lehnstuhl, den Witt organisiert hatte, während der Funker versuchte, mit König Kontakt aufzunehmen. Der Schmerz in seiner Brust war nicht nur stärker geworden, sondern hatte sich über den linken Arm ausgebreitet. Radl gab sich keiner Täuschung hin. Er wußte, was das bedeutete. Aber das war nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig. Um fünf Minuten vor acht Uhr drehte der Funker sich mit triumphierendem Lächeln um. »Ich hab' sie, Herr Oberst. Funkspruch erhalten.« »Gott sei Dank«, sagte Radl und versuchte mühsam, sein Zigarettenetui zu öffnen, aber seine Finger schienen plötzlich gefühllos geworden zu sein, und Witt mußte ihm helfen.
    »Nur noch eine drin, Herr Oberst«, sagte er, als er die Zigarette aus dem Etui genommen hatte und sie Radl in den Mund steckte. Der Funker kritzelte fieberhaft auf seinen Block. Er riß das Blatt ab und wandte sich um. »Die Antwort, Herr Oberst.«
    Radl fühlte sich sonderbar schwindelig, und sein Sehvermögen war schlecht. Er sagte: »Lesen Sie vor, Witt.«
    »Halten weiter Kurs auf Nest. Vielleicht brauchen ein paar Jungvögel Hilfe. Viel Glück.« Witt blickte ratlos auf. »Warum sagt er noch ›viel Glück‹, Herr Oberst?«
    »Weil er ein scharfsinniger junger Mann ist und vermutet, daß ich es genauso gebrauchen kann wie er.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Wo kriegen wir diese Jungens bloß her? Sie wagen alles, geben das Letzte, und wofür?«
    Witt sah ihn verlegen an. »Herr Oberst, bitte.«
    Radl lächelte. »Wie meine Zigaretten hier, mein Freund, so nimmt früher oder später alles ein Ende.« Er wandte sich an den Funker, straffte sich und sagte, was er vor mindestens zwei Stunden hätte sagen sollen: »Jetzt können Sie mir Berlin geben.«
    An der östlichen Grenze der Priorschen Farm, hinter dem Wald jenseits der Hauptstraße über Hobs End, stand eine verfallene Hütte. Dort stellten sie den Morris unter.

    Es war sieben Uhr fünfzehn, als Devlin und Steiner Molly dort zurückließen, damit sie sich um Neumann kümmerte, und vorsichtig durch die Bäume zu einer Erkundung auszogen. Sie kamen gerade recht, um Garvey und seine Leute den Deichweg entlang auf das Marschenwächterhaus zukommen zu sehen. Sie zogen sich im Schutz der Bäume wieder zurück und duckten sich hinter eine Mauer, um Kriegsrat abzuhalten. »Nicht das Wahre«, sagte Devlin.
    »Aber Sie müssen doch nicht mehr ins Haus. Sie können zu Fuß die Marsch überqueren und immer noch rechtzeitig an den Strand kommen«, meinte Steiner.
    »Wozu?« seufzte Devlin. »Ich muß Ihnen etwas Gräßliches gestehen, Herr Oberst. Ich bin mit einem solchen Affenzahn abgehauen, daß ich das Funkgerät vergessen habe. Es hängt in einem Sack voller Kartoffeln hinter der Küchentür.«
    Steiner lachte leise. »Junge, Sie sind wahrhaftig ein Original. Ihr Schöpfer muß die Form zerstört haben, nachdem Sie

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