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Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Titel: Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noel Hardy
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du bereuen. Wenn du Feinde hast, musst du dich mit ihnen versöhnen.« Er räusperte sich. »Und wenn du einen Engel verklagst, solltest du wissen, dass du dich mit dem Himmel selbst anlegst. Möchtest du das, meine Tochter?«
    Â»Nein.«
    Â»Dann zieh die Klage zurück.«
    Â»Gute Idee«, bestätigte Murat eifrig.
    Â»So schnell geht das nicht.« Emma warf Murat einen tadelnden Blick zu, aber er ignorierte sie auch diesmal. Stattdessen fragte er: »Haben Sie auch einen bestimmten Aufgabenbereich in der Kirche, Monsignore?«
    Â»Objektschutz. Mein Hauptaugenmerk gilt der Bewahrung sakraler Kunst aus heimischen Werkstätten.«
    Murat fragte: »Was hat es denn mit dieser Madonna auf sich, von der Sie vorhin gesprochen haben?«
    Jetzt erzählten Emma und der Monsignore abwechselnd von der Madonnenstatue, von dem unbekannten Kunden, der sie bei Theodor Brahms in Kommission ge geben hatte und von dem begründeten Verdacht, er könnte ein Strohmann Baron von Salásys sein. Danach berich tete Emma von der Falle, in die Salásy ihren Vater schon einmal gelockt hatte. Wenzel ergänzte, er sei allerdings ziemlich sicher, dass es sich bei der Statue nicht um eine Fälschung handelte. Schließlich erzählte Emma noch von der Ming-Vase, die sie umgestoßen hatte, »weil mein Schutzengel wieder mal nicht aufgepasst hat«.
    Murat lauschte aufmerksam, schweigend. Als sie fertig waren, schwieg er noch eine ganze Weile. Dann sagte er: »Ich glaube, ich habe eine Idee.«
    Â»Was für eine?«, fragte Emma.
    Â»Vielleicht auch einen Plan.«
    Â»Was für einen?«, fragte der Monsignore.
    Â»Wie wir Emmas Vater helfen können.«
    Â»Und wie?«, hakte Emma nach.
    Â»Die Details muss ich noch ausarbeiten«, bekannte Mu rat. »Zu meinen Klienten hier unten gehörten leider auch ein paar Betrüger.« Er sah den Monsignore an. »Sie wissen nicht zufällig, wo wir einen Ferrari herkriegen?«
    Wenzel schmunzelte. »Ich wäre ein schlechter Kirchenmann, wenn ich das nicht wüsste.«
    Emma sagte: »Monsignore, kann ich Sie mal kurz unter vier Augen sprechen?«
    Wenzel unternahm keinerlei Anstalten aufzustehen. »Ich weiß schon, worüber du mit mir reden möchtest. Du möchtest mich fragen, ob mir gar nicht der Gedanke gekommen ist, dieser Mann hier könnte vielleicht gar kein Engel, sondern ein Hochstapler sein. Richtig?«
    Emma spürte, wie sie rot wurde, und nickte verlegen.
    Â»Der Gedanke ist mir durchaus gekommen«, erklärte Wenzel, »aber ob Hochstapler oder Engel, wenn wir deinem Vater aus der Patsche helfen wollen, können wir jede Hilfe gebrauchen, nicht? Und der junge Mann hier gefällt mir. Dir doch auch, wie ich sehe.«
    Â»Mir?!«
    Â»Außerdem«, fuhr er fort, »ist mir die ganze Zeit in Erinnerung geblieben, wie das Jesuskind mich angelächelt hat, als ich vor der Marienstatue im Laden deines Vaters stand.«
    Â»Das Jesuskind hat Sie angelächelt?«, fragte Murat ungläubig.
    Â»Nur das geschnitzte. Und nur kurz.«
    Â»Ich glaube, das ist mir noch nie passiert. Was war das für ein Gefühl?«
    Â»Demut«, antwortete der Monsignore. »Ein Gefühl von Demut. Dankbarkeit. Und Sorge. Als wäre man für eine Aufgabe ausgewählt worden, von der man nicht weiß, ob man ihr gewachsen ist. Aber auch ermutigend. Ich baue auf dich, so in der Art.«
    Â»Das klingt zumindest nach ihm«, bestätigte Murat.
    Â»Auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen«, fuhr Wenzel fort, weil er gerade so schön in Fahrt war. »Und wir alle wissen ja, dass seine Wege unergründlich sind. Deswegen vertraue ich darauf, dass er nicht zusieht, wie noch ein weiterer Betrüger sich mir gegenüber als eins seiner himmlichen Geschöpfe ausgibt, mein …«
    Er unterbrach sich, aber Murat schenkte ihm sein berühmtes Lächeln und sagte: »Sie können mich ruhig mein Sohn nennen.«
    Â»Wie schön«, sagte Emma. »Dann kann ich dich ja jetzt in der Obhut deines neuen Vaters zurücklassen. Ich muss nämlich zu meinem Vater zum Mittagessen und danach machen wir einen Spaziergang. Ich bin also nicht vor Nachmittag zurück. Wer als Letzter geht, zieht die Tür fest ins Schloss, Murat, ja?«
    Â»Ich bin bestimmt noch da, wenn du wiederkommst«, sagte Murat und grinste.

    A us allen Radios drangen dieselben Lieder wie jedes

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