Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte
lieà seinen Schirm fallen und versuchte, die Hand von seinem Gesicht wegzuziehen, aber er war benommen von dem Schlag, und das Betäubungsmittel wirkte schnell. Er spürte, wie er in einer schwarzen Wolke versank, aufgefangen von zwei kräftigen Armen, die ihn langsam zu Boden sinken lieÃen.
»So«, murmelte Baron von Salásy zufrieden und nur ein wenig auÃer Atem. »Bereiten Sie sich auf ein paar Tage im Fegefeuer vor, Monsignore!«
» W as tust du denn?«, fragte Murat verwirrt.
Emma hatte kein Licht gemacht, als sie spät am Nach mittag nach Hause gekommen waren, nur die Wohnungs tür geschlossen und seinen Arm festgehalten.
Ungestüm fuhr sie ihm nun mit den Lippen über das Gesicht, bedeckte seine Wangen mit Küssen. Mit beiden Händen strich sie ihm über den Kopf, zerzauste sein Haar. Das hatte sie noch nie gemacht, bei keinem Mann je zuvor â nicht dass es besonders viele gewesen wären. Sie sah ihm in die Augen, die sogar im Dunkeln zu strahlen schienen, und fühlte sich hilflos, wollte nur, dass er ihre Zärtlichkeiten erwiderte. »Murat«, flüsterte sie, wiederholte seinen Namen, bis er den Blick senkte und die Augen schloss.
»Komm«, sagte sie. »Komm.« Sie wünschte, sie hätte keine klobigen Stiefel an, keinen dicken Wintermantel. Sie hörte nicht auf, ihn zu küssen, seine Ohren, den Hals. Dabei war ihr, als wollte ihr Innerstes aus ihr heraus treten.
Seine Hände streiften ihre Brüste unter dem Mantel, den sie aufgeknöpft hatte, zogen sich hastig zurück, fanden Halt auf dem Pullover an ihren Hüften. »Nicht«, warnte er leise, als sie ihn gegen die Wand drängte. Seine Stimme klang belegt.
»Lass«, murmelte sie, »lass nur, ist doch gut.« Sie wollte ihn streicheln, aber er entzog sich, wich ihren Küssen aus. Ihre Lippen suchten weiter, denn sie erhielten weniger, als sie erwarteten; weniger, als sie je von einem Mann be kommen hatten. Emma hielt inne, spürte unter ihrer Zun genspitze das Blut in ihren Adern pochen. Obwohl sie wie benommen war, lieà sie ihn vorsichtig los.
Seine geschlossenen Lider zuckten. Er sah aus, als hätte er Angst. »Was ist?«, fragte sie sanft. »Was hast du?«
Er öffnete die Augen und blickte sie traurig an. Auf seinem Gesicht lag der verlorene, trostlose Ausdruck eines Jungen, der allein auf einem Bahnsteig steht und auf den Zug wartet, der ihn fortbringen wird von allem, was er liebt. Es war nicht mehr der Blick eines Mannes, kein Trotz oder Zorn lag mehr darin. Dann senkte er den Kopf. »Ich will das nicht«, sagte er leise.
»Du willst was nicht?«, fragte sie. »Warum nicht?«
»Du weiÃt doch, warum.«
»Bist du ganz sicher?«, fragte sie. »Du hast gesagt, du kannst dich an nichts mehr erinnern.«
»Daran schon.« Er sah sie an. »Ich will dich nicht verletzen.«
»Das hast du längst«, sagte sie.
Den ganzen Weg vom Schlosspark bis nach Hause hatte sie an Seras Rat gedacht. Sie hatte Murats Hand gehalten und mit jedem Schritt war sie sich seiner Nähe bewusster geworden. Auf einmal hatte sie sich geborgen gefühlt, weich, zärtlich, leicht â sie war nicht mal in der Lage gewesen, ganze Sätze zu denken.
Aber jetzt stand sie da, und ihr wurde klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Einen völlig unmöglichen Fehler, der ihn von ihr wegtrieb. Aber vielleicht war noch nicht alles verloren. »Ich kaufe Erdbeeren und backe einen Erdbeerkuchen«, sagte sie. »WeiÃt du noch, du wolltest doch mal Erdbeeren probieren.«
»Ich muss gehen«, sagte er.
Sie spürte, wie ihr schwindlig wurde, ganz kurz nur. Ihr schwindelte, und sie hatte den Eindruck, als würde die Erde unter ihr schwanken. »Wo willst du denn hin? Lass mich nicht allein, bitte!«
Nicht schon wieder.
»Ich lasse dich nicht allein. Ich muss allein sein.«
»Das kannst du doch auch bei mir.« Ihre Stimme überschlug sich. »Mit mir kann man prima allein sein.«
Er schüttelte den Kopf. Leise sagte er: »Einen Moment lang hatte ich vergessen, weswegen ich eigentlich hier bin. Engel sind keine Dienstboten, aber sie sind auch keine Kuscheltiere! Deine Klage und diese ganze â¦Â«
»Ich ziehe sie zurück«, sagte Emma hastig. »Hast du nicht gehört, wie ich Julian vorhin die Vollmacht entzogen habe?«
»Glaubst du, damit ist alles erledigt? Was
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