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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Gurtverschluss und fiel.
    Mit etwas Glück wäre er gelandet und wieder aufgestanden. Aber stattdessen hörte er ein sauberes Knacken in seinem linken Schienbein, als seine Wade zwischen zwei kräftige Äste am Boden geriet. Kälte und Schock würden seine Reserven gnadenlos aufzehren, das wusste er gleich. Auch er schaltete seinen Peilsender ein.
    Der Eagle war noch ein paar Sekunden weitergeflogen, nachdem die Besatzung ausgestiegen war. Dann richtete sich die Nase auf, er geriet ins Trudeln, kippte wieder ab und explodierte, als er in die Wolken stürzte. Die Flammen hatten die Treibstofftanks erreicht.
    Er zerbarst in tausend Stücke. Die beiden Triebwerke lösten sich und fielen senkrecht nach unten. Nach zwanzigtausend Fuß schossen jeweils fünf Tonnen loderndes Metall mit einer Geschwindigkeit von fünfhundert Meilen pro Stunde in die Wildnis der Cascades. Das eine zerstörte zwanzig Bäume. Das andere tat mehr.
     
    Der CIA-Officer, der die Truppe in der Hütte kommandierte, brauchte mehr als zwei Minuten, um wieder zu sich zu kommen und sich vom Boden der Kantine aufzurappeln, wo er zu Mittag gegessen hatte. Er war benommen, und ihm war übel. Im wirbelnden Staub lehnte er sich an die Wand der Blockhütte und fing an, Namen zu rufen. Stöhnen war die Antwort. Zwanzig Minuten später war er mit seiner Bestandsaufnahme fertig. Die beiden Männer, die im Aufenthaltsraum Pool gespielt hatten, waren tot. Drei andere waren verletzt. Zwei waren draußen unterwegs gewesen und hatten Glück gehabt. Sie waren hundert Meter weit entfernt, als der Meteorit, wie sie glaubten, in die Hütte eingeschlagen war. Als klar war, dass von den zwölf CIA-Leuten zwei tot waren, drei schnellstens einen Arzt brauchten, die beiden Spaziergänger wohlauf und die fünf übrigen mit einem üblen Schrecken davongekommen waren, sahen sie nach ihrem Gefangenen.
    Später würde man ihnen vorwerfen, sie hätten zu langsam reagiert, aber bei der Untersuchung stellte man schließlich fest, dass sie sich zu Recht als Erstes um sich selbst gekümmert hatten. Ein Blick durch das Guckloch in die Zelle des Afghanen ergab, dass es dort zu hell war. Als sie hineinstürmten, stand die Tür, die in den ummauerten Hof führte, weit offen. Die Zelle selbst, aus armiertem Beton gebaut, war intakt geblieben.
    Aber die Mauer des Hofes sah anders aus. Sie war zwar auch aus Beton, doch das herabschießende F-100-Triebwerk hatte ein anderthalb Meter breites Loch hineingerissen, bevor es schräg abprallend in das Mannschaftsquartier gerast war.
    Und der Afghane war verschwunden.
     

FÜNFZEHN
    Während sich die große amerikanische Schlinge um die Philippinen, Borneo und das östliche Indonesien und quer über den Pazifik bis zur amerikanischen Küste spannte, verließ die Countess of Richmond die Flores-See und fuhr durch die Lombok-Straße zwischen Lombok und Bali hinaus in den Indischen Ozean. Dann ging sie auf Westkurs, in Richtung Afrika.
     
    Der Notruf des sterbenden Eagle war an mindestens drei Stellen gehört worden. McChord Air Force Base hatte natürlich alles auf Band, denn sie hatte Kontakt mit der Mannschaft gehabt. Die Marineflugstation auf Whidbey Island, nördlich von McChord, hörte regelmäßig Kanal 16 ab, ebenso die Küstenwache oben in Bellingham. Wenige Sekunden nach dem Notruf waren sie miteinander in Kontakt und standen bereit, die Position der abgesprungenen Besatzung zu triangulieren.
    Die Zeit, als Piloten hilflos in einem Schlauchboot dümpelten oder irgendwo in einem Wald lagen und darauf warteten, gefunden zu werden, ist längst vorbei. Die heutigen Flieger tragen eine Rettungsjacke mit einem Hightech-Peilsender, klein, aber leistungsstark, und einem Funkgerät, das die Kommunikation per Sprechfunk ermöglicht.
    Die Peilsender wurden sofort geortet, und die drei Lauschposten hatten die Männer bald auf ein paar Meter genau lokalisiert. Major Duval befand sich im Herzen des Nationalparks, Captain Johns war im Nutzwald gelandet. Beide Bereiche waren wegen des Winters immer noch für die Öffentlichkeit gesperrt.
    Die Wolkendecke unmittelbar über den Baumwipfeln würde die Rettung per Hubschrauber verhindern, auch wenn das die schnellste und bevorzugte Methode war. Ein Rettungsunternehmen nach altmodischer Art musste gestartet werden. Geländewagen oder Halbkettenfahrzeuge würden die Bergungsmannschaft über die vorhandenen Pisten so nah wie möglich an die Landeplätze bringen, dann ginge es mit Schweiß und Muskelkraft

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