Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
der üblichen Kooperation an ihre britischen Partner beim Government Communication Headquarter in Cheltenham, die sich die Bilder lange und gründlich anschauten, ohne al-Khattab zu entdecken, und sie dann an den britischen Security Service, besser bekannt unter der Bezeichnung MI5, ins Thames House gleich hinter dem Parlament weiterleiteten.
    Hier glich ein junger Mitarbeiter, der unbedingt Eindruck machen wollte, die Gesichter sämtlicher Besucher der Rasha mit der Gesichtserkennungsdatenbank ab.
    Es ist noch nicht allzu lange her, dass man bei der Identifizierung menschlicher Gesichter auf talentierte Agenten angewiesen war, die im Halbdunkeln und mit Vergrößerungsgläsern über körnigen Fotos brüteten und versuchten, zwei Fragen zu beantworten: Wer ist der Mann auf diesem Foto, und haben wir ihn schon einmal gesehen? Es war immer eine einsame Arbeit, und es dauerte Jahre, bis ein hingebungsvoller Gesichtserforscher den sechsten Sinn entwickelte, der ihm half, sich zu erinnern, dass der »Kollege« auf dem Foto fünf Jahre zuvor auf einer Cocktailparty vietnamesischer Diplomaten in Delhi gewesen war und deshalb zweifellos zum KGB gehörte.
    Dann kam der Computer, und es entstand eine Software, die das menschliche Gesicht auf über sechshundert winzige Einzelvermessungen reduzierte und abspeicherte. Jedes menschliche Gesicht der Welt lässt sich mit solchen Vermessungen identifizieren. Vielleicht ist es der (auf ein Mikron) genaue Abstand zwischen den Pupillen oder die Breite der Nase an sieben Stellen zwischen Nasenspitze und Augenbrauen. Allein für die Lippen gibt es zweiundzwanzig verschiedene Messungspunkte, und die Ohren …
    Ah, die Ohren. Gesichtsanalytiker lieben Ohren. Jede Falte und Furche, jede Runzel und Kurve, jeder Knick, jedes Ohrläppchen ist anders. Auch das rechte und das linke Ohr desselben Menschen sind nicht gleich. Plastische Chirurgen ignorieren das, aber gibt man einem talentierten Gesichtsbetrachter ein gutes Foto beider Ohren, wird er die dazugehörige Person sicher identifizieren.
    Die Datenbank des Computers war sehr viel umfangreicher als die Liste der tausend in Edzell gespeicherten Gesichter. Sie enthielt auch Kriminelle ohne ersichtliche politische Überzeugung, denn sie arbeiten ebenfalls für Terroristen, wenn die Bezahlung stimmt. Sie enthielt Immigranten, legale wie illegale, und nicht alle waren konvertierte Muslime. Sie enthielt Tausende und Abertausende von Gesichtern, die bei Demonstrationen fotografiert worden waren, wenn die Protestierer an versteckten Kameras vorbeimarschierten, ihre Transparente schwenkten und ihre Slogans skandierten. Und die Datenbank beschränkte sich nicht auf das Vereinigte Königreich. Kurz: Sie enthielt über drei Millionen Gesichter aus der ganzen Welt.
    Der Computer zerlegte das Gesicht des Mannes, der mit dem Kapitän der Rasha sprach, glich den schrägen Blickwinkel mit Hilfe des einen Bildes aus, auf dem der Mann den Kopf hob, um zu einem Flugzeug hinaufzuschauen, das auf dem Flughafen von Abu Dhabi startete, nahm sechshundert verschiedene Messungen vor und begann mit dem Abgleichen.
    Es war ein schneller Computer, und er brauchte trotzdem eine Stunde. Aber er fand ihn.
    Er war ein Gesicht in einer Menge, die sich unmittelbar nach 9/11 vor einer Moschee versammelt hatte und lautstark bejubelte, was immer der Redner sagte. Der Redner war bekannt als Abu Qatada, ein fanatischer al-Qaida-Anhänger in Großbritannien, und die Menge, zu der er an diesem Septembertag im Jahr 2001 sprach, war eine Dschihad-begeisterte Extremistengruppe namens al-Muhajirun.
    Der junge Mitarbeiter druckte das Gesicht des Studenten aus und ging damit zu seinem Vorgesetzten. Von dort wanderte es höher hinauf zu der Respekt gebietenden Chefin des MI5, Eliza Manningham-Buller. Sie befahl, den Mann aufzuspüren. In diesem Moment wusste noch niemand, dass der junge Mitarbeiter den britischen al-Qaida-Chef entdeckt hatte.
    Es dauerte noch eine Weile, aber dann gelang ein zweiter Treffer: Ein Bild zeigte den Mann, wie er in einer akademischen Feierstunde seinen Doktorhut erhielt. Sein Name war Ali Aziz al-Khattab, und er war ein anglisierter Akademiker an der Aston University in Birmingham.
    Aus dem, was die Behörden jetzt wussten, konnte man schließen, dass der Mann entweder ein höchst erfolgreicher Langzeit-»Schläfer« oder ein Dummkopf war, der sich in seiner Studentenzeit mit extremistischer Politik befasst hatte. Wenn man jeden Bürger verhaften wollte, der zur

Weitere Kostenlose Bücher